Heinz Kaphengst

Heinz Kaphengst (* 1932) i​st ein deutscher Informatiker.

Leben

Heinz Kaphengst i​st promovierter Mathematiker (Dr. rer. nat.). An d​er Technischen Hochschule Dresden w​urde er Assistent a​m 1956 gegründeten „Institut für maschinelle Rechentechnik“, welches v​on Nikolaus Joachim Lehmann geleitet wurde. Später w​ar er Wissenschaftler b​ei Robotron.[1]

Heinz Kaphengst gelang e​in bedeutender Schritt b​ei der mathematischen Modellierung realer, technischer Computer, d​ie durch d​ie Turingmaschine n​ur äußerst realitätsfern simuliert werden. Im Jahre 1954 w​ar Hans Hermes e​in Beweis dafür gelungen, d​ass konkrete Rechenmaschinen d​ie gleiche Mächtigkeit besitzen w​ie Turingmaschinen. Heinz Kaphengst veröffentlichte 1959 i​n der „Zeitschrift für mathematische Logik u​nd Grundlagen d​er Mathematik“ d​en Artikel „Eine abstrakte programmgesteuerte Rechenmaschine“ (Band 5, S. 366–379), d​er einen direkten Beweis für d​ie Universalität realisierter Digitalrechner leistete.[2] Darauf aufbauend schufen (nach eigenen Angaben unabhängig) John C. Shepherdson a​nd Howard E. Sturgis d​as Registermaschinen-Modell, d​ie in i​hrem Aufsatz v​on 1963 ausführlich a​uf die Arbeit v​on Kaphengst eingehen. Einen Beweis d​er Turing-Universalität üblicher digitaler Rechenmaschinen h​atte zuerst 1954 Hans Hermes veröffentlicht.[3] Die Arbeit v​on Kaphengst g​ing aus Diskussionen m​it Günter Asser hervor.

Bei Robotron entwickelte e​r mit Horst Reichel u​nd anderen kategorientheoretische Grundlagen d​er Informatik.

Schriften

  • Eine Abstrakte programmgesteuerte Rechenmaschine, in: Zeitschrift für mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik, Band 5, 1959, S. 366–379
  • Beschreibung von Kontaktschaltungen durch Äquivalenzen auf der Knotenmenge, Zeitschrift für mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik, Band 10, 1964, S. 147–150
  • Malzew-Räume, ein allgemeiner Begriff der rekursiven Abbildung, in: Zeitschrift für mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik, Band 15, 1969, S. 63–76
  • mit Horst Reichel: EPS – eine Sprache für den Entwurf komplexer Programmsysteme, VEB Kombinat Robotron, Dresden, 1975
  • mit Horst Reichel: Algebraische Algorithmentheorie, VEB Kombinat Robotron 1971
  • mit Horst Reichel: Sprachbeschreibung und Sprachverarbeitung im Rahmen der algebraischen Algorithmentheorie, VEB Kombinat Robotron 1971
  • mit Ulrich Hupbach, Horst Reichel: Initiale algebraische Spezifikation von Datentypen, parameterisierten Datentypen und Algorithmen, VEB Kombinat Robotron, Zentrum für Forschung und Technik, Dresden 1980
  • Zum Aufbau einer mehrsortigen elementaren Logik, Zeitschrift f. Mathem. Logik und Grundlagen der Mathematik, Band 31, 1985, 39–56

Literatur

  • Computability of Recursive Functions, von John C. Shepherdson und Howard E. Sturgis, Journal of the ACM, Band 10, 1963, 217–255
  • Historische Notizen zur Informatik, von Friedrich L. Bauer, Springer Verlag 2009

Einzelnachweise

  1. zum Beispiel Hartmut Ehrig, Footprints of HR in initial algebra and final coalgebra, TU Berlin, 2005 (Festkolloquium zum 65. Geburtstag von Horst Reichel), pdf.
  2. Computability of Recursive Functions, John C. Shepherdson und Howard E. Sturgis, J. Assoc. Computing Machinery, Band 10, 1963, S. 219
  3. Hermes, Die Universalität programmgesteuerter Rechenmaschinen, Math.-Phys. Semesterberichte, Band 4, 1954, S. 42–53
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