Heinrich Siebern
Heinrich Siebern (vollständiger Name Ernst Hermann Heinrich Siebern; * 2. Oktober 1872 in Dorum; † 24. Juli 1938 in Hannover) war ein deutscher Architekt, Baubeamter, Bauhistoriker, Hochschullehrer, Denkmalpfleger und Flurnamen-Sammler.
Leben und Wirken
Heinrich Siebern studierte von 1893 bis 1897 Architektur an der der Technischen Hochschule Hannover. Während seiner Studienzeit wurde er 1896 Mitglied der in Hannover ansässigen Bauhütte zum weißen Blatt.[1]
Kurz nach Beendigung seines Studiums arbeitete Siebern von 1899 bis 1910 als Assistent für Baukunst an der TH Hannover. Unterdessen hatte er bereits als Regierungsbauführer gewirkt und war 1902 zum Regierungsbaumeister ernannt worden. Ebenfalls 1902 ließ er sich auf eigenen Wunsch vorübergehend aus dem preußischen Staatsdienst entlassen,[1] worauf sich seiner Tätigkeit in der Denkmälerinventarisation zunächst in Hessen anschloss, die er ab März 1902[2][1] in der Provinz Hannover fortsetzte. 1910 wurde Siebern zum Provinzialkonservator der preußischen Provinz Hannover ernannt, dessen Amt er bis 1937 bekleidete. Ab 1935 war er Leiter der Zentralstelle für einheitliche Bearbeitung der Denkmälererhaltung in der Provinz Hannover.[3]
Neben seiner Tätigkeit als Konservator bei der Beratung von Sanierungsprojekten im ganzen Land der Provinz Hannover war Sieberns Hauptverdienst die Denkmälerinventarisation, zu der er für die ganze Provinz von 1907 bis 1937 eine Reihe von Kunstdenkmäler-Inventaren veröffentlichte, die zum Teil bis heute als wissenschaftliche Standardwerke zur regionalen Baugeschichte zählen. In diesen Werken befinden sich auch Bauaufnahmen Sieberns sowie teilweise künstlerisch reizvolle Zeichnungen von historischen Gebäuden.[4]
Im Jahr 1909 wurde Siebern in Preußen zum Landesbaumeister ernannt. 1915 wurde ihm der Titel Professor verliehen, 1921 der des Landesoberbaurats.[1]
Lehrtätigkeit, Mitgliedschaften, Ehrungen
Ab 1909 (seit 1915[5] als Professor) bis 1927 kam Siebern einem Lehrauftrag für Denkmalpflege an der TH Hannover nach.[6] In seiner Eigenschaft als Flurnamensammler war Siebern 1912/1913 Mitglied der NAfH-Flurnamenkommission.[3] 1929 wurde Siebern Ehrenmitglied des Heraldisches Verein „Zum Kleeblatt“ von 1888 zu Hannover e. V.[7] In seinem Geburtsort Dorum bei Bremerhaven ist die Heinrich-Siebern-Straße nach ihm benannt.
Schriften (Auswahl)
Kunstdenkmäler-Inventare
- Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Im Auftrage des Bezirksverbandes des Regierungsbezirks Cassel.
- Band III 3: Kreis Grafschaft Schaumburg. Bearbeitet von Heinrich Siebern Regierungsbaumeister a. D. unter Mitarbeit von Dr. H. Brunner. Elwertsche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1907.
- Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, hrsg. von der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover,
- Heft 2: Regierungsbezirk Hildesheim, Teil 3: Der Kreis Marienburg (= Heft 10 des Gesamtwerkes), Hannover: Provinzialverwaltung; Hannover: Schulzes Buchhandlung, 1910
- Neudruck der Ausgabe (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 24), Osnabrück: Wenner, 1979, ISBN 978-3-87898-158-9
- Bd. 3: Kreis Grafschaft Schaumburg, im Auftrag des Bezirksverbandes des Regierungsbezirks Cassel, Marburg: Elwert, [1907]; Inhaltsverzeichnis
- Neudruck der Ausgabe (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 16), Osnabrück: Wenner, 1979, ISBN 978-3-87898-150-3
- Heft 3, Teil 5: Stadt Celle, bearbeitet von Heinrich Siebern und Hans Lütgens (= Heft 21 des Gesamtwerkes), Hannover: Provinzialverwaltg; Hannover: Th. Schulze, 1937; Inhaltsverzeichnis [Das Kapitel „Schloß Celle“ war bereits 1907 als Separatdruck vorveröffentlicht worden.]
- Neudruck der Ausgabe unter dem Titel Die Kunstdenkmale der Stadt Celle (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens Bd. 36), Osnabrück: Wenner, 1980, ISBN 978-3-87898-187-9 und ISBN 3-87898-187-2
- Heft 4: Regierungsbezirk Osnabrück, Teil 1/2: Stadt Osnabrück (= Heft 7 und 8 des Gesamtwerkes), Hannover: Provinzialverwaltung, 1907; Inhaltsverzeichnis
- Neudruck unter dem Titel Die Kunstdenkmale der Stadt Osnabrück (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 39), Osnabrück: Wenner, 1978, ISBN 978-3-87898-133-6 und ISBN 3-87898-133-3
- Heft 5: Regierungsbezirk Stade, Teil 1: Die Kreise Verden, Rotenburg und Zeven, bearb. von Heinrich Siebern, Georg Meyer, Christian Wallmann (= Heft 9 des Gesamtwerkes), Hannover: Provinzialverwaltung, 1908
- Neudruck (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 42), Osnabrück: Wenner, 1980, ISBN 978-3-87898-190-9 und ISBN 3-87898-190-2
- Heft 6: Regierungsbezirk Aurich, Teil 1/2: Stadt Emden (= Heft 15 und 16 des Gesamtwerkes), Hannover: Selbstverlag Provinzialverwaltung; Hannover: Schulzes Buchhandlung, 1927; Inhaltsverzeichnis
- unveränderter Nachdruck der Ausgabe Hannover 1927 mit einem neuen Vorwort, [Hannover: Landkreis Hannover], 1975, ISBN 978-3-7963-0094-3 und ISBN 3-7963-0094-4
- unveränderter Nachdruck (= Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 48), Osnabrück: Wenner, 1980, ISBN 978-3-87898-200-5 und ISBN 3-87898-200-3
- Heft 2: Regierungsbezirk Hildesheim, Teil 3: Der Kreis Marienburg (= Heft 10 des Gesamtwerkes), Hannover: Provinzialverwaltung; Hannover: Schulzes Buchhandlung, 1910
Sonstige Schriften
- Denkmalpflege in der Provinz Hannover. In: Sechzig Jahre Hannoversche Provinzialverwaltung. Hrsg. vom Landesdirektorium, Göhmannsche Buchdruckerei, Hannover 1928, S. 314–326.
- Die Kreuzigungsgruppe des Lettners im ehemaligen Dom zu Goslar, in: Zeitschrift für Denkmalpflege Jg. 7, 1933, S. 167–169.
Literatur
- Rita Seidel (Schriftleitung): Catalogus professorum 1831–1981. Festschrift zum 150jährigen Bestehen der Universität Hannover, hrsg. im Auftrag des Präsidenten, Universität Hannover, Stuttgart; Berlin; Köln; Mainz: Kohlhammer, 1981, ISBN 3-17-007321-4, S. 296.[3]
- Winfried Speitkamp: Die Verwaltung der Geschichte. Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 114), ISBN 978-3-525-35777-4, S. 272 (Digitalisat auf books.google.de, abgerufen am 2. Februar 2022).
- Ulrich Scheuermann: Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 2011, ISBN 978-3-89534-890-7, S. 408.[3]
Weblinks
- Reinhard Glaß: Siebern, Heinrich. – In der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), ein Forschungsprojekt von Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2021.
- Siebern, Ernst Hermann Heinrich. – In der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 13. Februar 2021, zuletzt abgerufen am 13. Februar 2021.
Einzelnachweise
- Reinhard Glaß: Siebern, Heinrich in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), ein Forschungsprojekt von Günther Kokkelink (†), Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß, [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 13. Februar 2021.
- Heinrich Siebern: Denkmalpflege in der Provinz Hannover. In: Sechzig Jahre Hannoversche Provinzialverwaltung. Hrsg. vom Landesdirektorium, Göhmannsche Buchdruckerei, Hannover 1928, S. 314–326, hier S. 322.
- Siebern, Ernst Hermann Heinrich in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 6. Februar 2012, zuletzt abgerufen am 2. Februar 2022.
- Teilweise mit HS signiert. Siehe beispielsweise in dem 1937 erschienenen Kunstdenkmälerinventar der Stadt Celle (Auflistung dort auf S. IV).
- Winfried Speitkamp: Die Verwaltung der Geschichte. Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1996 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 114), ISBN 978-3-525-35777-4, S. 272 (Digitalisat auf books.google.de, abgerufen am 2. Februar 2022).
- Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Signatur: I. HA Rep. 76, Vb Sekt. 12 Tit. III Nr. 12 (Anstellung der Privatdozenten an der Abteilung I für Architektur der Technischen Hochschule Hannover); vgl. Aktennachweis auf archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de, abgerufen am 2. Februar 2022.
- Heraldischer Verein „Zum Kleeblatt“ von 1888 zu Hannover e. V. In: zum-kleeblatt.de. Abgerufen am 2. Februar 2022.