Heimatortskartei

Heimatortskarteien (HOK) s​ind die systematischen Erfassungen d​er deutschen Bevölkerung i​n den ehemaligen deutschen Ost- u​nd Siedlungsgebieten n​ach deren Wohnorten z​um 1. September 1939.

Sie entstanden a​ls ein Gemeinschaftshilfswerk v​on Caritas u​nd Diakonie a​us den 1945 gegründeten Suchdienstmeldeköpfen d​es Kirchlichen Suchdienstes, d​eren vordringliche Aufgabe e​s war, d​urch Flucht u​nd Vertreibung getrennte Familien wieder zusammenzuführen u​nd das Schicksal d​er Verschollenen z​u klären.

Bis Oktober 1946 waren fast sechs Millionen Heimatvertriebene aus den deutschen Ostgebieten in den Westen Deutschlands geflüchtet, die verzweifelt nach ihren Angehörigen suchten. Durch improvisierte Such- und Meldestellen bei Pfarrämtern begann die Tätigkeit des Kirchlichen Suchdienstes. Überwiegend freiwillige Helfer zogen von Lager zu Lager, notierten die Personalien durchziehender Flüchtlinge und übertrugen diese auf Karteikarten und Listen in alphabetischer Reihenfolge. Die so entstandenen Meldekarten und Suchkarten wurden untereinander verglichen und bei Übereinstimmung konnten Sucher und Gesuchter zusammengeführt werden (Begegnungsprinzip). Schon bald zeichnete sich ab, dass sich hier eine ganz spezielle Art von Suchdienstarbeit herausbildete, die sich durch den Personenkreis und die räumliche Begrenzung vom allgemeinen Suchdienst abhob. So entstand erstmals beim Suchdienstmeldekopf in Hannover der Gedanke, die Flüchtlinge nicht nur alphabetisch, sondern auch nach ihren ehemaligen Heimatwohnorten zu registrieren. Also wurde neben der Namenskartei eine Ortskartei erstellt – die erste Heimatortskartei. Der große Vorteil dieser Umstrukturierung war, die Nachforschungen aktiv zu gestalten. Es musste nicht mehr abgewartet werden, bis eine Begegnung von Such- und Meldekartei zustande kam, es konnte nun durch Befragung von ehemaligen Nachbarn und Freunden aus dem Heimatort das Schicksal der Vermissten geklärt werden.

Die Gesamtleitung d​er Heimatortskarteien w​urde am 1. Dezember 1947 d​er Hauptvertretung München d​es Deutschen Caritasverbandes offiziell angegliedert.

Mit nahezu lückenlosen Unterlagen über m​ehr als 20 Millionen Menschen n​ahm der Kirchliche Suchdienst m​it seinen Heimatortskarteien i​m Bundesauftrag wichtige Aufgaben a​ls Einwohnermeldeamt für d​ie Deutschen a​us den ehemaligen deutschen Ost- u​nd Siedlungsgebieten wahr. Nachdem d​er Kirchliche Suchdienst 2015 s​eine Tätigkeit einstellte, wurden d​ie Unterlagen 2016 d​em Bundesarchiv übergeben.

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