Hans Söhngen
Hans Söhngen (* 22. Mai 1895 in Frankfurt a. M.; † 3. September 1985) war ein deutscher Lehrer, Sportler und Sportfunktionär. Von 1933 bis 1938 stand er Eintracht Frankfurt vor.
Leben
Söhngens Vater Bernhard war Kunstmaler. Er selbst besuchte die Pestalozzi-Schule in Frankfurt und begann 1910 eine Ausbildung zum Volksschullehrer in Montabaur. 1915 trat er ins Militär ein und gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs dem Reserve-Infanterie-Regiment 64 an. Nach Kriegsende schloss sich Söhngen dem monarchistischen Nationalverband Deutscher Offiziere (NDO) sowie dem Alldeutschen Verband (AV) an. Von 1919 bis 1920 brachte er seine Ausbildung als Volksschullehrer zu Ende. Wegen der Wirtschaftskrise und des Geburtenrückgangs in der Nachkriegszeit, konnte Söhngen jedoch lange Jahre keine endgültige Anstellung finden.
Ab 1913 war Söhngen Mitglied beim Frankfurter FV, der 1913 mit der Turngemeinde Frankfurt zur Turn- und Sportgemeinde Eintracht Frankfurt fusionierte. 1924 wechselte Söhngen zum FSV Frankfurt. Als Sportler trat er selbst vor allem als Leichtathlet, Fußballer und Rugby-Spieler hervor. Seit 1925 hatte Söhngen auch verschiedene Ämter in Sport-Verbänden inne, er war darüber hinaus geprüfter Fußballschiedsrichter und Leichtathletikkampfrichter.
1931 wurde er Mitglied der NSDAP und der SA. In den folgenden Jahren engagierte er sich auch im Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) in Frankfurt. 1932 nutzte Söhngen seine Parteikontakte, um sich gegen eine bevorstehende Versetzung zu wehren. Diese konnte er schließlich bis zur nationalsozialistischen „Machtergreifung“ im Januar 1933 hinauszögern und sie dann abwenden.
Nach 1933 stieg Söhngen rasch in der SA und als Sportfunktionär auf. Im Sommer 1933 kehrte er zur Frankfurter Eintracht zurück und nach dem Tod des Vorsitzenden Graf von Beroldingen im Oktober 1933 rückte Söhngen auf seinen Posten nach, zunächst kommissarisch. Unter seiner Leitung passte sich der Verein weiter an die nationalsozialistischen Vorgaben an. Söhngen bekleidete nun weitere neue Posten und stieg auch beruflich in der Schulsportverwaltung auf, so wurde er beispielsweise Stadtturnrat.
Nach den Olympischen Spielen 1936 begann Söhngens persönlicher Niedergang. Das Vertrauen der Vereinsmitglieder in ihn schwand, Vorwürfe von Vetternwirtschaft, Machtmissbrauch und Vereinsschädigung kamen auf. Außerdem hatte Söhngen seine Pflichten in der SA kaum noch erfüllt. Es gab interne Ermittlungen und Söhngen wurde schließlich aus der SA ausgeschlossen und musste auch seine Ämter in der Sportverwaltung abgeben. 1938 trat er auch vom Amt des „Vereinsführers“ von Eintracht Frankfurt zurück. Den Zweiten Weltkrieg machte Söhngen in der Deutschen Wehrmacht zunächst in Frankreich, anschließend in Rumänien mit. Über diese Zeit nur so viel bekannt, dass Söhngen mehrmals ausgezeichnet und befördert wurde.
Spätestens ab September 1945 hielt Söhngen sich dann wieder in Frankfurt auf. Von 1946 bis 1948 lief der Entnazifizierungsprozess gegen ihn, in dem er seinen sozialen Abstieg seit 1938 mit seiner angeblichen Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus begründete. Hierzu finden sich jedoch keine Quellen aus der Zeit vor 1945. 1948 wurde er in die Gruppe der Mitläufer eingestuft.
Ab 1954 war Söhngen wieder im Schuldienst tätig, bis er 1960 in den Ruhestand trat. 1949 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Vereins Eintracht Frankfurt.
Literatur
- Maximilian Aigner: Hans Söhngen (1895–1985). In: ders.: Vereinsführer. Vier Funktionäre von Eintracht Frankfurt im Nationalsozialismus. Wallstein, Göttingen 2020 (Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust; 4), ISBN 978-3-8353-3844-9, S. 55–120.