Höchstetter (Patrizier)
Höchstetter ist der Name eines Patriziergeschlechts aus Augsburg. Die Familie wurde 1518 in den Reichsadelsstand erhoben.
Geschichte
Die Höchstetter waren Nachkommen staufischer Ministerialen aus Höchstädt an der Donau, die ersten urkundlichen Erwähnungen entstammen dem Ende des 13. Jahrhunderts. Unter Ulrich V. vollzog sich der Aufstieg der Familie in den Groß- und Fernhandel für Textilien und Gewürze. Nachdem Ambrosius der Ältere im Jahr 1486 eine Faktorei in Antwerpen gründete, zählte man die Höchstetter neben den Familien Fugger und Welser zu den mächtigsten deutschen Kaufmannsfamilien. Anfang des 16. Jahrhunderts besaßen sie ein großes Handels- und Bankhaus in Augsburg mit Filialen in Antwerpen, Brügge, Venedig (Fondaco dei Tedeschi), Lissabon und Lyon und waren unter anderem Besitzer des Hüttenwerks Steineberg in Tirol. 1512 kaufte Ambrosius der Ältere das Dorf Ettenhofen und baute dort ein Wasserschloss[1]. Im Jahr 1518 wurde die Familie in den Stand des Reichsadels erhoben und nannte sich Höchstetter von Burgwalden. 1529 bereitete der finanzielle Bankrott dem Handelshaus ein Ende. Daniel Höchstetter ging Ende des 16. Jahrhunderts nach England, wo er in Keswick Bergbau betrieb.[2]
Höchstetter-Haus
Das großbürgerliche Handelshaus befand sich am Kesselmarkt in Augsburg (Standort ) neben dem Kloster St. Martin (Standort ). Es wurde 1504/07 im Auftrag von Ambrosius dem Älteren von Jakob Zwitzel auf einem Eckgrundstück erbaut und mit aufwendiger Fassadenmalerei versehen. Bei den Luftangriffen auf Augsburg im Februar 1944 erfolgte die völlige Zerstörung des Hauses. Lediglich der polygonale Eckerker, der vermutlich von Gregor Erhart geschaffen worden war, blieb erhalten und wurde im Zuge der Trümmerräumung sorgfältig abgenommen, zerlegt und aufbewahrt.[3] Nach gründlicher Restaurierung integrierte man den Erker 1962 in das Senioratsgebäude der Fuggerei (Standort ).[4]
Bedeutende Familienmitglieder
- Ulrich V. Höchstetter (1422–1497), Zunftmeister der Gewandschneider in Augsburg, Kaufmann
- Georg Höchstetter (1453–1552), Kaufmann in Augsburg
- Ambrosius Höchstetter der Ältere (1463–1534), Textilkaufmann, Bankier in Augsburg[5]
- Joachim I. Höchstetter (1505–1535), Kaufmann in Augsburg, Bergwerksverwalter[6]
- Joachim II. Höchstetter (1523–1597), Handelsherr in Augsburg
- Daniel Höchstetter (1525–1581), Bergwerksbetreiber in Keswick
Bis auf wenige Ausnahmen findet sich der Familienname Höchstetter heute fast ausschließlich im süddeutschen Raum, vor allem jedoch in Ostbayern.
Literatur
- Wilhelm und Walter Hoechstetter: Stammtafel der Hoechstetter. Hoechstetter zu Burgwalden. Hoechstetter von und zu Scheibenegg, München 1976 (= Schriften des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde München, 1. Neuauflage, Heft 21)
- Friedrich Blendinger: Hoechstetter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 302 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Geschichte von Burgwalden
- zu Daniel siehe Friedrich Blendinger: Hoechstetter, Daniel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 304 (Digitalisat).
- Gertrud Seyboth: Augsburg – früher und heute. Presse-Druck- und Verlags-GmbH, Augsburg 1976, S. 32–33.
- Gernot Michael Müller: Humanismus und Renaissance in Augsburg: Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreissigjährigem Krieg. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-11-023124-3 (google.de [abgerufen am 6. Januar 2020]).
- siehe zu diesem Friedrich Blendinger: Hoechstetter, Ambrosius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 303 (Digitalisat).
- Siehe Friedrich Blendinger: Hoechstetter, Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 304 (Digitalisat).