Gutta
Die Gutta (lateinisch Tropfen, meist Plural Guttae, deutsch gelegentlich auch Kälberzahn genannt) ist im griechischen Tempelbau dorischen Stils ein tropfenartiges hängendes Element an der Unterseite bestimmter Bauglieder, das entweder nach unten konisch verbreitert oder zylindrisch geformt war.
Ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. sind die Guttae regelmäßig in drei Reihen zu je sechs Tropfen an den Unterseiten der Mutulusplatten des dorischen Geisons angebracht. Je sechs Guttae in einer Reihe zieren auch die Unterseiten der Regulae, kleinen Leisten, die unter der bekrönenden Taenia der dorischen Architrave angearbeitet waren. In der Frühphase der dorischen Steinarchitektur konnte die Anzahl ihrer Guttae nur vier betragen, bei den Mutuli gab es Lösungen mit alternierenden breiten und schmalen Platten, wobei bei letzteren dann die Anzahl der Guttae auf 3 × 3 reduziert wurde. Auch gab es anfänglich zweireihige Ausprägungen mit beispielsweise 2 × 5 Guttae.
Die Guttae werden von Teilen der Forschung als anachronistische Nachbildung der Nägel bei der ursprünglichen Holzbauform des dorischen Tempels interpretiert.[1]
Das Motiv der dreieckigen Guttae wird im italienischen Manierismus wiederaufgenommen. So am Beispiel des Palazzo degli Elefanti, wo bei den durchgehenden Pilastern statt der Kapitelle dreieckige Guttae zu sehen sind.[2]
Quellen
- Vitruv: de architectura 4.1.2 und 4.3.6
Weblinks
- Geison mit Guttae aus der Westvorhalle der Propyläen (Akropolis)
Einzelnachweise
- Christoph Höcker: Metzler Lexikon antiker Architektur. 2. Auflage. Metzler, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-476-02294-3, S. 114.
- Anthony Blunt: Sicilian Baroque. 1968. (deutsch: Sizilischer Barock. Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7606-0104-9, S. 23)