Grube Brandenburg
Die Grube Brandenburg (Brandenburggrube, poln. Kopalnia Węgla Kamiennego „Wawel“) ist ein ehemaliges Steinkohlenbergwerk im Stadtteil Ruda von Ruda Śląska in Polen.
Geschichte
Nachdem bereits vorher (belegt ab 1751) im Bereich des Ortes Ruda oberflächennah nach Kohle geschürft worden war, wurde dem Baron von Stechow in Ruda am 1. November 1770 das Grubenfeld „Brandenburg“ verliehen; es kam 1798 durch Erbfall in den Besitz der Familie Ballestrem. Das Bergwerk wurde bald um die Felder „Fabrique“ (1823) und „Neu-Brandenburg“ (1834) erweitert und unter dem Namen Consolidierte Brandenburg vereinigt. Ab 1857 erfolgte auch der Kohlenabbau im Feld „Neu Veronika“ und ab 1888 im Feld „Ehrenfried II“, so dass das Bergwerk über eine Berechtsame von 1,77 km² verfügte.
Der Abbau erfolgte zunächst durch Stollen, die von einer Mulde aus vorgetrieben worden waren. 1823 ging man durch Abteufen des Schachtes „Fanny“ zum Tiefbau über. 1912 wurden im Grubenfeld folgende Schächte betrieben: „Franz/Franciszek“ (317 m; 1857 abgeteuft) für die östliche Seilfahrt, „Johann“ (226 m; 1860 abgeteuft) und „Baptist“ (328 m) als Förderschächte und Leo (297 m) für die westliche Seilfahrt und als einziehender Wetterschacht. Drei Spülschächte dienten dem Sandversatz, zwei weitere Wetterschächte zusammen mit Leo der Bewetterung. Der dritte Wetterschacht wurde auch vom Bergwerk Wolfgang, das über die gleichen Besitzer verfügte, genutzt.
1924 wurde das nun in Polen gelegene Bergwerk in Bronibor, danach in Wawel umbenannt. Zur weiteren Geschichte nach der Fusion mit Wolfgang ab 1931 siehe Walenty-Wawel. Zu diesem Zeitpunkt ist auch die Förderung auf Brandenburg eingestellt und die Kohle auf Wolfgang zu Tage geholt worden. Die Namensänderungen und Fusionen sind sowohl im Zusammenhang mit der Aufteilung des Ballestremschen Besitzes im Jahr 1922 durch die Teilung Schlesiens als auch den zahlreichen Umstrukturierungen der Montanindustrie dieser Region in den Folgejahren zu sehen (Förderung 1873: 112.381 t; 1913: 924.369 t).
Gegenwart
Am alten Standort des Bergwerks Brandenburg sind noch das Fördergerüst über Schacht „Franciszek“ sowie einige aufwendig gestaltete Verwaltungsgebäude vorhanden.
Quellen
- Jerzy Jaros: Słownik historyczny kopalń węgla na ziemiach polskich. Katowice 1984.
- Kurt König: Der Steinkohlenbergbau in Oberschlesien von 1945–1955. Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas. Herausgegeben vom Johann-Gottfried-Herder-Institut. Marburg 1958.
- Jahrbuch für den Oberbergamtsbezirk Breslau. Phönix-Verlag, Kattowitz/Breslau/Berlin 1913. Digitalisierte Fassung unter http://www.dbc.wroc.pl/dlibra/publication?id=3349&tab=3 (letzter Zugriff am 5. Mai 2015)
- Unter der Internetadresse http://igrek.amzp.pl/mapindex.php?cat=FLOTZKARTOS (letzter Zugriff 14. Juli 2015) findet man 43 Flötzkarten (sic) des Oberschlesischen Steinkohlebeckens als JPG-Dateien, die Feldgrenzen, Flöze und Schächte nach dem Bestand von 1902 in ausgezeichneter Qualität zeigen. Diese Karten wurden vom „Verlag von Priebatsch’s Buchhandlung Breslau“ herausgegeben.