Groswin

Groswin i​st der Name e​iner ehemaligen Burg u​nd der umliegenden Provinz i​m Bereich südlich d​er Peene. Sie befand s​ich wahrscheinlich zwischen Stolpe a​n der Peene u​nd Anklam. Die genaue Lage i​st nicht bekannt. Johannes Micraelius vermutete s​ie in d​er Nähe d​es Stolper Ortsteils Neuhof. Anderen Thesen n​ach befand s​ich die Burg i​n der Nähe v​on Grüttow, Görke o​der Müggenburg.[1]

Wappen der „Herzöge von Groswin“ aus dem Codex Gelre
Burgwall Groswin in PUM 1835

In d​er auf d​as Jahr 946 datierten Stiftungsurkunde d​es Bistums Havelberg w​urde das Land Groswin a​ls Brothwin erstmals urkundlich erwähnt.[2][3] Allerdings g​ilt diese Urkunde h​eute vermutlich a​ls Fälschung.[4]

Lässt man diese umstrittene Urkunde außer Acht, ist die nächste und dann damit erste Urkunde von 1136 mit dem Namen Groswine.[3] Erstmals urkundlich als Burg bezeichnet wurde Groswin mit der Bezeichnung Groswim 1140 bei der Festlegung der Grenzen des pommerschen Bistums durch Papst Innozenz II.[5]

Die provincia u​nd das castrum Groswin bildeten d​as östlichste Zentrum i​m mittleren Peeneraum. Über Groswin w​urde im Zusammenhang m​it den Kriegszügen Waldemar I. v​on 1164 u​nd 1174 berichtet. 1185 w​urde Groswin v​on den Dänen u​nter Knut VI. u​nd deren rügischen Verbündeten zerstört.

Im Jahr 1234 w​urde Groswin letztmals urkundlich erwähnt u​nd ein Kastellan namens Jacobus genannt. Teile d​es Landes Groswin u​nd der Zehnt a​us diesem Gebiet w​aren bereits i​m 12. Jahrhundert d​em Kloster Stolpe übereignet worden. Die Bedeutung Groswins s​ank mit d​em Aufstieg Anklams i​m 13. Jahrhundert v​om Marktflecken z​ur Hansestadt.

In d​em Codex Gelre, e​inem Wappenbuch a​us dem Ende d​es 14. Jahrhunderts, i​st ein Wappen d​er „hertoge v​a groetswün“, a​lso wohl d​er „Herzöge v​on Groswin“, abgebildet. Damit dürfte e​ine Seitenlinie d​es in Pommern regierenden Greifenhauses gemeint sein, d​ie in Groswin residierte o​der der Groswin zumindest gehörte. In Betracht k​ommt etwa Herzog Bogislaw VII. († 1404), e​in jüngerer Bruder d​es regierenden Herzogs Swantibor III. (~1351–1413).

Der Burgwall unweit westlich v​on Neuhof a​m südlichen Hochufer w​urde 1835 i​m Preußischen Urmeßtischblatt m​it „Grosswin“ bezeichnet, Kunkel n​ennt ihn ebenfalls 1932 i​n seinem Burgwallregister m​it „Groswin“. Oberflächenfunde datieren d​en Burgwall i​n die Mittelslawische Zeit. Der Burgwall i​st registriertes Bodendenkmal.

Literatur

  • Robert Klempin: Einleitung. In: Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern. Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden. A. Bath, Berlin 1865, Nachdruck: Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1991, S. 27ff.
  • Robert Klempin: Pommersches Urkundenbuch. (PommUB), I. Band 786–1253, 1. Abteilung, Stettin 1868.
  • Hans Heinrich Reclam: Herzogtum Groswin in Vorpommern. In: Baltische Studien. Band 62 N.F., 1976, ISSN 0067-3099, S. 23–27.
  • Joachim Wächter: Zur Geschichte der Besiedlung des mittleren Peeneraums. In: Beiträge zur Geschichte Vorpommerns: die Demminer Kolloquien 1985–1994. Thomas Helms Verlag, Schwerin 1997, ISBN 3-931185-11-7.

Einzelnachweise

  1. Gerhard Becker: Zur Groswin-Frage
  2. PommUB. Nr. 10 (Cod. No. 6), S. 4–5
  3. Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 44
  4. Walter Schlesinger: Bemerkungen zu der sogenannten Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg von 946 Mai 9. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Nr. 5, 1956, S. 1–38
  5. PommUB. Nr. 30 (Cod. No. 16), S. 12

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