Grito de Dolores
Der vom Priester Miguel Hidalgo in den frühen Morgenstunden des 16. September 1810 in der Stadt Dolores artikulierte Grito de Dolores (‚Schrei von Dolores‘ oder auch ,Schrei der Schmerzen') markiert den Beginn des Mexikanischen Unabhängigkeitskrieges. Bereits in der Verfassung von Apatzingán vom 22. Oktober 1814, die jedoch erst nach Erreichen der Unabhängigkeit im Jahr 1821 in veränderter Form in Kraft trat, wurde der 16. September als mexikanischer Nationalfeiertag festgesetzt.
Historischer Hintergrund
Bereits seit etwa 1808 existierte ein Geheimbund (Guadalupanos) um Ignacio Allende und Juan Aldama, der sich die Unabhängigkeit Mexikos vom – französisch besetzten – Spanien zum Ziel gesetzt hatte; diesem trat Miguel Hidalgo kurz darauf bei. Der Plan war die gleichzeitige Festnahme aller Spanier am 1. Oktober 1810. Bei einem Versuch am 13. September, Mitglieder der Garnison von Guanajuato in das Vorhaben miteinzubeziehen, wurde der Plan des Geheimbundes an den Garnisonsbefehlshaber verraten. Daraufhin sollten die Verschwörer verhaftet werden. Als jedoch gleichzeitig der Corregidor von Querétaro von diesem Vorhaben unterrichtet wurde, gelang es dessen Frau Josefa Ortiz de Domínguez, der späteren Nationalheldin Mexikos, den Bürgermeister zu informieren, der die Verschwörer warnen konnte.
Im Morgengrauen des 16. Septembers kamen die Verschwörer zu dem Entschluss, eine Revolution zu initiieren. Hidalgo ließ die Kirchenglocken läuten, während Allende und Aldama zum Gefängnis gingen, um Gefangene zu befreien. An der Schwelle der Kirche von Dolores rief Hidalgo zum Kampf gegen die spanischen Besatzer auf und sammelte zunächst etwa 600 Menschen um sich. Der genaue Wortlaut seiner wohl mit Vehemenz vorgetragenen Ansprache ist unbekannt; sie endete mit einem Ausruf, der in den Folgejahren wie folgt überliefert wurde.
Ältere Textversionen
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Heutige Situation
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts tritt der jeweils amtierende Präsident Mexikos alljährlich am 15. September um 23.00 Uhr auf den Balkon des Nationalpalastes in Mexiko-Stadt, wo auch die Glocke von Dolores aufgehängt ist, und wiederholt unter dem Beifall einer riesigen Menschenmenge die stets gleichbleibenden Worte:
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Je nach Herkunft oder sonstigen Präferenzen des Präsidenten können weitere Personen genannt werden. Danach wird von allen Anwesenden die Nationalhymne gesungen.
Literatur
- Carlos Herrejón Peredo: Versiones del grito de Dolores y algo más. In: Rafael Vargas: 20/10. Memoria de las revoluciones en México. RGM Medios, México 2009, S. 38–53, ISBN 978-607-7748-04-5.