Grabkapelle Steinfurth
Die Grabkapelle in Steinfurth, einem Ortsteil der Gemeinde Karlsburg im Landkreis Vorpommern-Greifswald, ist die ehemalige Familienbegräbnisstätte der Familie von Bismarck-Bohlen. Das Gebäude wird von der Kirchengemeinde Zarnekow des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises für Gottesdienste sowie von den Steinfurtherinnen und Steinfurthern für kulturelle Veranstaltungen genutzt.[1]
Geschichte
Theodor Alexander von Bismarck-Bohlen ließ die Kapelle 1858 für seine verstorbene Gattin Caroline von Bohlen errichten. Sie starb in Venedig an einer Lungenkrankheit und wurde dort zunächst auch beigesetzt. Ihr jüngerer Sohn Carl sorgte jedoch dafür, dass sie in ihre Heimat zurückgeführt wurde. Der Entwurf für das Bauwerk stammte von Friedrich August Stüler. Auf dieser Grundlage errichtete der Gützkower Baumeister Weidner ab dem Frühjahr 1858 die Grabkapelle. Caroline wurde an ihrem Geburtstag, dem 24. Juli 1859 umgebettet. Nach dem Tod Theodors 1873 fertigte ein Schreiner einen Sarg, der aus denselben Eichenstämmen hergestellt wurde, wie sie bei Carolines Sarg zur Verwendung kamen. Theodor hatte zuvor weiterhin verfügt, dass Eugen von Falkenhayn und weitere Personen, darunter auch Bedienstete, auf dem Gelände bestattet werden sollen. Hinter der Kapelle befindet sich daher der Erdbegräbnisplatz der Familie von Bismarck-Bohlen[2], sowie etwas abgesetzt jener der Bediensteten. Hier ruht beispielsweise der Koch der Familie, Julius Worpitzky (1808–1892) sowie seine Frau Sophie (1823–1906), die als Kammerjungfer sowie in weiteren Funktionen über 72 Jahre im Dienst der Familie stand. In den Jahren 1910 bis 1914 tauschten Handwerker insgesamt neun Fenster aus. Sie zeigen Bilder der Konfirmationen und Hochzeiten der Jahre 1901 bis 1914, darunter die von Dr. Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen aus dem August 1914.
Die Kapelle hat einige Ähnlichkeit mit der Grabkapelle der Lepels in Gützkow-Wieck. Bis zur Enteignung 1945 diente sie als Familiengrab der Grafen von Bismarck-Bohlen. Im Gegensatz zu vielen Mausoleen der Umgebung sind die Särge der Familie von Bismarck-Bohlen im Kellergeschoss erhalten geblieben.
Architektur und Ausstattung
Die Kapelle wurde als neugotischer Backsteinbau aus gelben Ziegeln errichtet. An der Nord- und Südseite des Bauwerks befinden sich zwischen je einem zweifach gestuften Strebepfeiler ein spitzbogenförmiges Fenster, dessen Faschen mit Mauerziegeln eingefasst wurden. Dieselbe Form wurde auch im eingezogenen Chor mit Fünfachtelschluss genutzt. Die Gruft ist mit einem umlaufenden Gesims vom Bauwerk optisch getrennt. Der Zugang erfolgt an der Westseite über eine Treppe, die auf ein spitzbogenförmiges Portal führt, dass optisch durch ein mit Ziegeln aufgesetztes gleichschenkliges Dreieck nachmals nach oben gestreckt wird. Über dem Portal befindet sich ein Rundfenster. Der darüber angebrachte Wappenstein zeigt das vereinigte Wappen der Grafen von Bismarck-Bohlen. Darüber schließt eine Glocke in einem Reiter mit Kreuz das Bauwerk ab.
Das Kapelleninnere wurde als Kreuzgratgewölbe ausgeführt. Die Grate liegen zu einem Teil auf Konsolen und zum anderen auf Halbsäulen. In der Mitte befindet sich ein Altar aus Marmor mit einem Kruzifix, an den Wänden Kreuze, die an die Gefallenen der Weltkriege erinnern. An der Nordseite des polygonalen Chores befindet sich der Eingang zur Gruft, deren Mittelgang ebenfalls Kreuzgratgewölbe besitzt, während die Seitenkapellen Tonnengewölbe haben. Die Chorfenster stammen aus dem Jahr 1910. Im Chor hängt eine Gedenktafel, auf der die Verbundenheit Theodors zu seiner Frau beschrieben wurde.
Neben der Grabkapelle befindet sich die Kirchenruine Steinfurth.
Literatur
- Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Henschel Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-222-5, Seite 349.
- Eckhard Oberdörfer: Ostvorpommern, Edition Temmen, Bremen, 2006, ISBN 3-86108-917-3
Einzelnachweise
- Evangelische Kirchengemeinde Züssow-Zarnekow-Ranzin, abgerufen am 17. August 2016
- Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Detlev Freiherr v. Hammerstein-Retzow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel) 1952. In: Unter Aufsicht des Ausschusses für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA von 1951 bis 2015; Nachfolger "des Gotha" bis 1942. Band I, Nr. 2. C. A. Starke, 1952, ISSN 0435-2408, S. 52–53 (d-nb.info [abgerufen am 5. September 2021]).