Gozbert (St. Gallen)
Gozbert († 4. April 850 (?) in Rheinau) war von 816 bis 837 Abt des Klosters St. Gallen und mit unbekanntem Datum anschließend bis 850 Abt im Kloster Rheinau.
Leben und Wirken
Gozbert ist als Mönch von St. Gallen urkundlich 798 als Diakon, 811 als Priester und zwischen 813 und 816 als Dekan belegt. Im Jahre 816 wurde er zum Abt gewählt. Es gelang ihm, die Abhängigkeit vom Bistum Konstanz, zu dem die Ortschaft St. Gallen damals gehörte, zu lockern. Am 3. Juni 818 erhielt er von Kaiser Ludwig dem Frommen ein Immunitätsprivileg, das später von Ludwig dem Deutschen bestätigt wurde. Auch wurde ihm weiterhin die freie Abtwahl im Kloster zugesichert, ein Privileg das den St. Galler Klostergründer Otmar keine hundert Jahre zuvor noch die Freiheit gekostet hatte.
Gozbert konzentrierte sich darauf, den Grundbesitz des Klosters auszudehnen. Seine Erwerbungen und die Zuwendungen, die er erhielt, waren eine massgebliche Grundlage für die spätere Fürstabtei. Gozbert zentralisierte die Verwaltung des Klosterbesitzes und reformierte das Urkundenwesen, denn der Beruf des Urkundenschreibers galt als Sprungbrett zu einer besseren Stellung im Kloster. Unter der Regentschaft Gozberts wurde St. Gallen zu einem kulturellen Zentrum, wie viele aus seiner Zeit noch vorhandene Urkunden bezeugen. Der Stiftsbibliothek widmete er auch ein besonderes Augenmerk.
Gozbert war der Empfänger (und Auftraggeber?) des St. Galler Klosterplans, der um 820 in Reichenau entstand. Es ist jedoch unbekannt, wie stark sich sein Kloster tatsächlich an diesen Idealplan anlehnte. Bekannt ist, dass er 830 mit dem Neubau der Gallusbasilika begann, die nach 835 im Beisein der Bischöfe Ulrich I. von Basel, Wolfleoz von Konstanz und Erlebald von Reichenau geweiht wurde.
Im Jahre 837 trat Gozbert von seinem Amt zurück. Möglicherweise geschah dies aufgrund von politischen Unsicherheiten, in die das Kloster hineingeraten war, als die Söhne Ludwigs des Frommen um dessen Nachfolge kämpften.
In der Literatur ist ein folgender Werdegang benannt:
„Als erster Abt begegnet uns [im Kloster Rheinau] um die Mitte des 9. Jahrhunderts der von St. Gallen durch Wolfene berufene Gozbert, ihm folgen Antwart, Wolfen, der Wiederhersteller des Klosters († 878), Wichram; ...“[1]
Gozberts genaues Sterbejahr ist nicht bekannt. Möglicherweise verstarb er im Zusammenhang des Amtsantritts seines Nachfolgers Anwarth in Rheinau im Jahr 850.
Literatur
- Johannes Duft: Gozbert. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Gozbert, in: Helvetia Sacra III/1/2 (1986), S. 1272 f.
- Johannes Duft: Gozbert (Cozpert). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 692 (Digitalisat).
- Gerold Meyer von Knonau: Gozbert, Abt von St. Gallen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 523.
Weblinks
- Abt Gozbert (816–837). Zitiert nach Johannes Duft, im Stadtlexikon der Stadt Wil
Einzelnachweis
- Josef Sauer: Die Anfänge des Christentums und der Kirche in Baden. Neujahrsblätter der Historischen Kommission, Neue Folge 14. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1911, S. 67.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Wolfleoz | Abt von St. Gallen 816–837 | Bernwig |