Goldimplantation
Die Goldimplantation ist ein Verfahren zur Schmerz- und Entzündungsbehandlung von Gelenken bei Menschen mit Arthrosezeichen und zählt zu den alternativmedizinischen Methoden. Bei Tieren, vor allem bei Hunden und Katzen, werden Goldimplantate zusätzlich zur Schmerztherapie von Gelenken auch zur Behandlung von Narbengewebsschmerzen, Entzündungen des Zahnfleisches sowie entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt. Wissenschaftliche Nachweise in ausreichend guten Studien liegen nicht vor.
Geschichte der Goldimplantation
1975 begann der amerikanische Tierarzt Terry Durkes aus Marion, Indiana, Hüftdysplasien bei Hunden mit Goldimplantaten an Akupunkturpunkten zu behandeln.[1] Mittlerweile wird die Methode auch bei Haustieren (Hunde, Katzen, Pferde) angewendet. Für die Tiermedizin existieren derzeit etwa 20 Studien,[2] deren Forschungsergebnisse allerdings nicht als auf die Humanmedizin übertragbar galten. 1996 wandte der dänische Allgemeinmediziner Hans Kjerkegaard aus Aarhus die Methode erstmals in der Humanmedizin an.
Methodik
Für die Goldimplantation wurden unterschiedliche Methoden entwickelt, die zu verschiedenen Schulen und Traditionen der Methode sowohl bei Menschen als auch bei Tieren geführt haben. Im Wesentlichen gibt es zwei grundsätzliche Auffassungen zum Wirkmechanismus der Goldimplantation:[2] Die eine beruht auf der Hypothese, dass die Goldimplantate im Sinne eines permanenten Stimulus zu einer dauerhaften Akupunkturwirkung führen.[1][3][4] Diese der „Goldakupunktur“ zugrunde liegende Auffassung wurde von einigen Anwendern mittlerweile verlassen. Die Goldimplantation an den individuellen, meist gelenknahen Schmerzpunkten, die vor dem Eingriff durch Palpation ermittelt werden, vertritt eine andere Auffassung. Die Implantation erfolgt hier losgelöst vom Akupunkturgedanken. Hierbei liegt die Annahme zugrunde, dass die Eigenwirkung des Goldes für den schmerztherapeutischen Effekt verantwortlich sei.[5][6]
Klassische Goldimplantation
Bei der klassischen Goldstückimplantation werden kleine zylindrische Segmente (etwa 1 bis 3 Millimeter) aus 24-karätigem Golddraht von 1 Millimeter Durchmesser gelenknah implantiert. Die Segmente werden beim Mensch in lokaler Betäubung, beim Tier in Sedation mittels einer Hohlnadel rund um das Gelenk eingebracht. Die Stücke liegen außen an der Gelenkkapsel, nicht im Gelenk. Die Anzahl schwankt je nach Gelenk zwischen 10 und 50 Stück. Die Golddrahtsegmente bleiben nach der Operation an Ort und Stelle und wandern nicht.
Hypothetische Wirkung der Goldimplantation
Angeblich soll die Goldimplantation bei degenerativen, traumatischen oder entzündlichen Gelenkveränderungen wirken, die mit Schmerzen einhergehen, wie zum Beispiel an Knie, Hüfte, Finger, Zehen, Rücken (Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule), Schulter und Sprunggelenk. Das Hauptziel sei die Beseitigung des Schmerzes durch Eindämmung der Entzündung, oft gefolgt von einer Zunahme der Beweglichkeit. Die Knorpelabnutzung am Gelenk ist naturgemäß nicht rückgängig zu machen.
Auf molekularbiologischer Ebene werden verschiedene Wirkungsmechanismen des Goldes diskutiert. Als widerlegt gilt die frühere Annahme, Gold verhielte sich als Edelmetall im Körper weitgehend inert (neutral). Im Jahr 2002 wurde nachgewiesen, dass es nach der Implantation von Goldteilchen in Säugetiere zu einer Freisetzung von Goldionen in das umliegende Gewebe kommt.[7]
Einige Studien zur Goldimplantation nehmen daher an, dass sich die Erkenntnisse aus der Forschung zu Goldsalzen auf die Goldimplantation übertragen lassen, jedoch unter Vermeidung der mit den Goldsalzen verbundenen Nebenwirkungen.
Andere Studien untersuchen gezielt die Effekte der Goldionen ohne Bezug auf Goldsalze.[6][8][9] Die lokale Einbringung von reinem Gold scheint das Immunsystem zu beeinflussen. In Laborstudien hemmte Gold die Freisetzung des Cytokins HMGB1 aus Makrophagen, das die Entzündungsreaktion mit auslöst.[8][10][11] Ferner konnte ein Forscherteam tierexperimentell Goldionen in der Mastzelle (Immunzellen) und Makrophagen (Fresszellen) nachweisen.[7] Auch ein möglicher genregulatorischer, immunmodulierender Effekt von Goldionen wurde in Laborversuchen 2012 aufgezeigt.[12] Der exakte biochemische Ablauf und die Bedeutung dieser antientzündlichen Wirkung des Goldes sind jedoch nicht bekannt.
Nebenwirkungen oder Allergien auf reines Gold (Feingold) wurden bisher nicht beschrieben. Bei Goldsalzen und Goldlegierungen, wie sie in der Zahnmedizin oder bei Kunstgelenken eingesetzt werden, sind Nebenwirkungen in Form von Unverträglichkeitsreaktionen und Typ-4-Allergien beschrieben.
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die eine Wirksamkeit beim Menschen aufzeigen, es gibt entsprechend auch keine Empfehlungen in medizinischen Leitlinien. Die dänischen Entwickler der Therapie haben auch nur eine Pilotstudie wissenschaftlich publiziert. In dieser randomisierten verblindeten Studie mit 43 Patienten zeigte sich aber kein Unterschied zwischen der Gruppe mit Goldimplantaten und der Kontrollgruppe. Entsprechend erfolgte keine weitere wissenschaftliche Forschung, jedoch wird das Verfahren weiter beworben.[13]
Die Mehrzahl der Studien bezieht sich auf Haustiere (vor allem Hunde), und eine Übertragung der Ergebnisse ist nicht ohne Weiteres sinnvoll. Zudem gibt es keinen Beleg der Wirkungsweise außerhalb von Laborversuchen und In-vitro-Experimenten.
Einzelnachweise
- T. E. Durkes: Gold bead implants. In: Probl Vet Med. Nr. 4, 1992, S. 207–211.
- A. Deisenroth: Anwendung von Goldimplantaten zur Schmerztherapie bei der kaninen Hüftgelenksdysplasie: Eine Übersicht zu Methode, Wirkmechanismus und Wirksamkeit der Golddrahtimplantation. Vet. Med. Diss., TiHo Hannover 2014.
- A. A. Thoresen: »New« Method of Placing Goldimplants to Treat Hipdysplasia in Dogs. In: Proceedings of the Twenty-Second Annual International Congress on Veterinary Acupuncture. 5-8. September 1996, Spiez/Schweiz. Hrsg. IVAS. 1996.
- C. Winkler: Vergleichende Untersuchungen von röntgenologischen sowie arthroskopischen Befunden am Hüftgelenk des Hundes. Dissertation an der Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule Hannover 2008.
- O. Kothbauer: Über die Implantation von Goldpartikeln zur therapeutischen Beeinflussung von schmerzhaften Prozessen im Hüftgelenksbereich von Hunden – dargestellt an drei Fallbeispielen. In: Tierärztl Mschr. 84, 1997, S. 47–52.
- K. Zainali, G. Danscher, T. Jakobsen, S. S. Jakobsen, J. Baas, P. Moeller, J. E. Bechtold, K. Soballe: Effects of gold coating on experimental implant fixation. In: Journal of Biomedical Materials Research. 88, 2009, S. 274–280.
- G. Danscher: In vivo liberation of gold ions from gold implants: autometallographic tracing of gold in cells adjacent to metallic gold. In: Histochem Cell Biol. Nr. 117, 2002, S. 447–452.
- A. Larsen, K. Kolind, D. S. Pedersen, P. Doering, M. Ostergaard Pedersen, G. Danscher, M. Penkowa, M. Stoltenberg: Gold ions bio-released from metallic gold particles reduce inflammation and apoptosis and increase the regenerative responses in focal brain injury. In: Histochem Cell Biol. 130, 2008, S. 681–692.
- M. O. Pedersen, A. Larsen, S. P. Pedersen, M. Stoltenberg, M. Penkowa: Metallic gold reduces TNFα expression, oxidative DNA damage and pro-apoptotic signals after experimental brain injury. In: Brain Res. 1271, 2009, S. 103–113.
- C. K. Zetterström et al.: Pivotal advance: inhibition of HMGB1 nuclear translocation as a mechanism for the anti-rheumatic effects of gold sodium thiomalate. In: J Leukoc Biol. Nr. 83, 2008, S. 31–38, PMID 17913975.
- M. O. Pedersen, A. Larsen, D. S. Pedersen, M. Stoltenberg, M. Penkova: Metallic gold treatment reduces proliferation of inflammatory cells, increases expression of VEGF and FGF, and stimulates cell proliferation in the subventricular zone following experimental traumatic brain injury. In: Histol Histopathol. Vol. 24, 2009, S. 573–586.
- O. Seifert, A. Matussek u. a.: Gene expression profiling of macrophages: Implications for an immunosuppressive effect of dissolucytotic gold ions. In: Journal of Inflammation. Nr. 9, 2012.
- K. Nejrup u. a.: Randomised controlled trial of extraarticular gold bead implantation for treatment of knee osteoarthritis: a pilot study. In: Clinical Rheumatology. Band 27, Nr. 11, 24. Mai 2008, ISSN 0770-3198, S. 1363–1369, doi:10.1007/s10067-008-0918-9.