Gebrochener Preis
Als gebrochene Preise (auch Schwellenpreise) bezeichnet man Preise, die knapp unter einem runden Betrag liegen, z. B. 0,99 Euro statt 1 Euro, 1,95 Fr. statt 2 Fr., 39,50 US-Dollar statt 40 US-Dollar.
Gebrochene Preise sind im deutschen Einzelhandel weit verbreitet. Sehr viele Preise liegen 1 Cent, 2 Cent oder 5 Cent unter einer Schwelle (z. B. 0,99; 9,98; 4,95). Ein Kaufpreis von z. B. 1000 Euro wird oft auf 999,–; 998,– oder 990,– „abgerundet“.
Schwellenpreise gibt es auch bei Online-Auktionen, bei Kraftstoffpreisen (z. B. 120,9 Cent je Liter) oder beim sogenannten reverse-Pricing.[1]
Herkunft
Als Begründung wird die – allerdings umstrittene – psychologische Wirkung genannt. Ein gebrochener Preis soll disproportional kleiner wirken, selbst wenn die Differenz nur einen Cent ausmacht, wie etwa bei 19,99 € statt 20 €.
Eine andere Begründung besagt, dass gebrochene Preise Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA aufgekommen sind, um den Diebstahl durch Angestellte zu verhindern. Gebrochene Preise zwangen den Verkäufer, mit dem Geld des Kunden zur Kasse zu gehen, um das Rückgeld zu holen, anstatt es einzustecken.[2]
Eine weitere Anekdote findet sich in Scot Morris’ Book of Strange Facts & Useless Information von 1979: 1876 habe Melville E. Stone in Chicago Ladeninhaber überzeugt, dass ihre Umsätze bei Impulskäufen stiegen, wenn die Preise unter einem Schwellenpreis lägen. Seine Motivation dabei war, die Zirkulation der relativ seltenen Pennys zu erhöhen, damit er seine Zeitung (zum Preis von einem US-Cent, auch Penny genannt) besser absetzen konnte.[3]
In derselben Quelle findet sich auch die Ansicht, der Preiswettbewerb, insbesondere in Anzeigen von Zeitungen und Zeitschriften ab den 1880ern, sei die Ursache. Hier hatten Kunden zum ersten Mal die Möglichkeit, Preise direkt zu vergleichen und Verkäufer versuchten sich gegenseitig zu unterbieten.[3]
Literatur
- Reto U. Schneider: Das Experiment 1.95 Fr., 9.95 Fr., 19.95 Fr. in NZZ Folio, Die Zeitschrift der Neuen Zürcher Zeitung, August 2007, S. 67
- Wray Herbert: Why Things Cost $19.95 in Scientific American, April 2008