Gaius Maecenas
Gaius Maecenas (auch Gaius Cilnius Maecenas, deutsch auch Mäcenas; * 13. April[1] um 70 v. Chr. in Arretium, dem heutigen Arezzo; † 8 v. Chr. in Rom) war ein Vertrauter und politischer Berater des römischen Kaisers Augustus und ein Förderer der Künste, dessen Name als „Mäzen“ zum Gattungsbegriff wurde.
Maecenas entstammte väterlicherseits dem arretinischen Rittergeschlecht der Maecenates, von mütterlicher Seite dem etruskischen Geschlecht der Cilnier.[2] Von daher stammt der Gentilname, der dem seinen mitunter beigefügt wird.[2] Der Dichter Horaz überhöhte die vornehme Abstammung seines Freundes in einer Ode mit der Anrede atavis edite regibus („Spross aus altem königlichem Geschlecht“).[3]
Maecenas gehörte zu den frühesten Vertrauten Oktavians, des Großneffen und Erben Gaius Iulius Caesars. Bereits während der Schlacht bei Philippi 42 v. Chr. befand er sich im unmittelbaren Gefolge des späteren Augustus. Nachdem dieser die Alleinherrschaft über das Römische Reich erlangt hatte, war Maecenas einer der wichtigsten Helfer bei der Konsolidierung des Prinzipats. Loyal und ohne eigenen Ehrgeiz führte er diplomatische Verhandlungen für den Princeps und nahm Staatsgeschäfte für ihn wahr. In späteren Jahren stellte Augustus Maecenas' Gattin Terentia nach. Dennoch vermachte der Ratgeber dem Princeps sein Vermögen (solches war gebräuchlich, um das Testament gegen Anfechtungen abzusichern), darunter auch seine umfangreichen Gärten auf dem Esquilin. Diese wurden später unter Nero in den Komplex der Domus Aurea einbezogen; auf einem hohen Turm in den maecenatischen Besitzungen soll der Kaiser den Großen Brand Roms betrachtet und besungen haben.
Der wohlhabende und das Wohlleben schätzende Maecenas versuchte sich auch in der Dichtkunst, erntete dafür und für seine Lebensweise aber herbe Kritik von Lucius Annaeus Seneca (zum Beispiel in De providentia 3,9 ff). Bleibenden Nachruhm hat Maecenas sich durch seine Förderung junger Dichter erworben, die ihre Dankbarkeit auch in Gedichten bezeugten. Zu ihnen gehören Quintus Horatius Flaccus (Horaz), den er mit einem Landgut (Sabinum) beschenkte, Publius Vergilius Maro, dem er zu einer Entschädigung für sein zugunsten der Veteranenversorgung enteignetes väterliches Erbe verhalf, und auch beider Freunde, die Dichter Sextus Aurelius Propertius und Lucius Varius Rufus. Maecenas’ Dichterkreise haben erheblich zur Propagierung der Idee des Prinzipats beigetragen.
Die Bezeichnung Mäzen für wohlhabende Förderer von Kunst und Wissenschaft geht auf seinen Namen zurück; ebenso wurden gewisse Preise, die zur Kunstförderung vergeben werden (zum Beispiel „Maecenas“ und „Maecenas-Ehrung“), nach ihm benannt.
Literatur
Übersichtsdarstellungen
- Régine Chambert: Maecenas (Gaius Cilnius). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 4, CNRS Éditions, Paris 2005, ISBN 2-271-06386-8, S. 242–244.
Untersuchungen
- Bernard Andreae: Die Bildnisse des Gaius Cilnius Maecenas in Arezzo und an der Ara Pacis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. Band 112, 2005/2006, S. 121–161 (online).
- Clément Chillet: De l’Étrurie à Rome. Mécène et la fondation de l’Empire (= Bibliothèque des écoles françaises d’Athènes et de Rome. Band 373). École française de Rome, Rom 2016, ISBN 978-2-7283-1202-3.
- Marion Giebel: Maecenas: Freund und Förderer der Talente in Rom, Patron der Stifter. Kester-Haeusler-Stiftung, Fürstenfeldbruck 2000, ISBN 3-931548-01-5.
- Philippe Le Doze: Mécène. Ombres et flamboyances. Les Belles Lettres, Paris, 2014, ISBN 978-2-251-32892-8.