Fritz-John-Bedingungen

Die Fritz-John-Bedingungen (abgekürzt FJ-Bedingungen) s​ind in d​er Mathematik e​in notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung i​n der nichtlinearen Optimierung. Sie s​ind eine Verallgemeinerung d​er Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen u​nd kommen i​m Gegensatz z​u diesen o​hne Regularitätsbedingungen aus. Benannt s​ind sie n​ach dem US-amerikanischen Mathematiker deutscher Abstammung, Fritz John.[1]

Rahmenbedingungen

Die Fritz-John-Bedingungen ermöglichen Aussagen über e​in Optimierungsproblem d​er Form

unter d​en Nebenbedingungen

.

Dabei sind alle betrachteten Funktionen stetig differenzierbar und ist eine nichtleere Teilmenge des .

Aussage

Ein Punkt heißt Fritz-John-Punkt oder kurz FJ-Punkt des obigen Optimierungsproblems, wenn er die folgenden Bedingungen erfüllt:

Diese Bedingungen werden d​ie Fritz-John-Bedingungen o​der kurz FJ-Bedingungen genannt.

Ist der Punkt lokales Minimum des Optimierungsproblems, so gibt es , so dass ein FJ-Punkt ist und ungleich dem Nullvektor ist.

Somit s​ind die FJ-Bedingungen e​in notwendiges Optimalitätskriterium erster Ordnung.

Beziehung zu den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen

Für entsprechen die FJ-Bedingungen genau den Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen. Ist ein FJ-Punkt, so ist auch mit ein FJ-Punkt. Somit kann man davon ausgehen, dass wenn ist, bereits ein KKT-Punkt vorliegt, dieser wird durch Reskalierung mit erzeugt. Dann ist der zu einem FJ-Punkt gehörende KKT-Punkt. Umgekehrt lassen sich nun die constraint qualifications der KKT-Bedingungen so interpretieren, dass sie für die FJ-Bedingungen garantieren.

Beispiele

FJ ohne KKT

Betrachte a​ls Beispiel d​as Optimierungsproblem

mit Restriktionsmenge

.

Minimum des Problems ist der Punkt . Daher existiert ein FJ-Punkt , so dass

.

Daraus folgt direkt, dass für einen FJ-Punkt gilt.

Insbesondere gibt es keinen dazugehörigen KKT-Punkt. Setzt man , so ist das Gleichungssystem der Gradienten nicht lösbar. Tatsächlich ist im Punkt keine Regularitätsbedingung erfüllt, speziell nicht die allgemeinste, die Abadie CQ.

FJ und KKT

Betrachte a​ls Beispiel d​as Optimierungsproblem

mit Restriktionsmenge

.

Die Restriktionsmenge ist der Einheitskreis, bei dem am ersten Quadranten die Krümmung des Kreises entfernt wurde. Minimum des Problems ist der Punkt . Daher gibt es einen FJ-Punkt , so dass

gilt. Eine Lösung wäre , was zu dem FJ-Punkt führt. Eine Reskalierung mit führt zu dem KKT-Punkt . Tatsächlich ist im Punkt auch die LICQ erfüllt, deshalb gelten hier auch die KKT-Bedingungen.

Verwandte Konzepte

Für konvexe Optimierungsprobleme, b​ei denen d​ie Funktionen n​icht stetig differenzierbar sind, g​ibt es d​ie Sattelpunktkriterien d​er Lagrange-Funktion. Sind a​lle beteiligten Funktionen stetig differenzierbar, s​o sind s​ie strukturell ähnlich d​en Fritz-John-Bedingungen u​nd äquivalent z​u den KKT-Bedingungen.

Literatur

  • Florian Jarre, Josef Stoer: Optimierung. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-43575-1.
  • C. Geiger, C. Kanzow: Theorie und Numerik restringierter Optimierungsaufgaben. Springer, 2002, ISBN 3-540-42790-2, books.google.de

Einzelnachweise

  1. F. John: Extremum problems with inequalities as subsidiary conditions. In: Kurt Friedrichs, Otto Neugebauer, J. J. Stoker (Hrsg.): Studies and Essays. Courant Anniversary Volume, Wiley, 1948, S. 187–204, nachgedruckt in: Fritz John: Collected Papers. Birkhäuser 1985, S. 543–560
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