Freundschaftstempel
Der Freundschaftstempel ist ein kleiner Rundtempel im westlichen Teil des Parks Sanssouci in Potsdam, den der preußische König Friedrich II. zum Andenken an seine 1758 verstorbene Lieblingsschwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, errichten ließ. In der Nähe des Neuen Palais, südlich der Hauptallee, schuf Carl von Gontard zwischen 1768 und 1770 den Pavillon als Gegenstück zu dem in einer Achse nördlich der Allee gelegenen Antikentempel.
Der erste Pavillon in Neuruppin
Als Vorbild für den Freundschaftstempel diente der Apollotempel im Amaltheagarten in Neuruppin.[1] Das Erstlingswerk des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entstand 1735 in einem Zier- und Nutzgarten, den Kronprinz Friedrich (der Große) an seinem Neuruppiner Wohnsitz anlegen ließ, wo er von 1732 bis 1735 Befehlshaber eines Regiments war.
Der Apollotempel war ein offener Rundtempel, der jedoch 1791 durch Ausmauerung der Säulenzwischenräume geschlossen wurde. Im August 1735 schrieb Friedrich an seine Schwester Wilhelmine: „Das Gartenhaus ist ein Tempel aus acht dorischen Säulen, die eine Kuppel tragen. Auf ihr steht die Statue Apollos. Sobald es fertig ist, werden wir Opfer darbringen – natürlich Dir, liebste Schwester, als Beschützerin der schönen Künste.“[2]
Der Pavillon im Park Sanssouci
Für den Ort der Erinnerung an seine Lieblingsschwester wählte Friedrich der Große, wie in Neuruppin, den Baustil des offenen Rundtempels, dessen flach gewölbtes Dach von acht paarweise angeordneten korinthischen Säulen getragen wird. Diese Form, bautypologisch ein Monopteros, findet ihren Ursprung im antiken Griechenland, wo solche Schirmdächer über Kultstatuen und Grabmälern errichtet wurden.
Eine Apotheose der Wilhelmine von Bayreuth bedeutet ihre Darstellung als überlebensgroße Sitzstatue in einer Rundbogennische an der rückwärtigen schmalen Wandfläche. Ihr nackter Fuß ruht auf einem vierbeinigen Schemel und lädt nach dem Vorbild antiker Götterstatuen zur Verehrung ein. Das Haupt neigt sich huldvoll dem Betrachter zu, das auf dem Schoß ruhende Buch steht als Attribut für die Beschützerin der Wissenschaften. Die Statue stammt aus der Werkstatt des Bildhauers Johann Lorenz Wilhelm Räntz.[3] Als Vorlage für die Figur aus Marmor diente ein Gemälde des Porträt- und Hofmalers Antoine Pesne.[4] Die Medaillons an den Säulenschäften mit Bildnissen von Freundschaftspaaren aus der Antike und das Buch in ihrer Hand weisen auf die Begeisterung der Markgräfin für dieses Zeitalter hin. „Die Gegenüberstellung tugendhafter männlicher Freundschaften mit Wilhelmine drückte die höchste Wertschätzung aus, die der König je einer Frau gegenüber zeigte.“[5]
- Dargestellte Freundschaftspaare und Markgräfin Wilhelmine im Zentrum
Literatur
- Generaldirektion der Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci (Hrsg.): Potsdamer Schlösser und Gärten. Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. Jahrhundert. Stiftung Schlösser und Gärten und Potsdamer Verlagsbuchhandlung, Potsdam 1993, ISBN 3-910196-14-4, S. 139f.
- Adrian von Buttlar, Marcus Köhler: Tod, Glück und Ruhm in Sanssouci. Ein Führer durch die Gartenwelt Friedrichs des Großen. Hatje Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3314-4.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09156980 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- Georg Dehio: Brandenburg. In: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 881.
- Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth. Deutsch von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Bd. 1, Jugendbriefe 1728–1740, Koehler, Leipzig 1924, S. 297, Nr. 286, digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier, abgerufen am 12. Dezember 2017.
- Saskia Hüneke. In: SPSG (Hrsg.): Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci, Potsdam 2002, S. 261.
- Buttlar, Köhler, S. 125.
- Buttlar, Köhler, S. 124f.