Frauke Berndt
Frauke Berndt (* 1964) ist eine deutsche Germanistin und Literaturtheoretikerin. Seit 2016 hat sie den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich inne.
Biographie
Nach dem Studium der Germanistik und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Kiel, Tübingen und Göttingen wurde Berndt 1994 mit einer Arbeit zur Topik der Erinnerung in der erzählenden Literatur zwischen 1800 und 1900 promoviert. Nach ihrer Habilitation zur epistemischen Konfiguration der Literatur um 1750 an der Goethe-Universität Frankfurt und einer Gastprofessur in an der Chicago University (Feodor Lynen Forschungsstipendium) wurde sie 2009 auf den Lehrstuhl für Deutsche Philologie / Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts an der Eberhard Karls Universität Tübingen berufen. 2016 folgte sie einem Ruf an die Universität Zürich. Berndt ist regelmäßig Fellow (u. a. Freie Universität Berlin, Center for Advanced Studies, München) und Gastprofessorin in den USA (Indiana University Bloomington 2012, University of of Oregon, Eugene 2014, Vanderbilt University, Nashville 2017, Rutgers University, New Brunswick, 2017, Columbia University, New York 2021).
Forschung
Berndt befasst sich u. a. mit Theorien und Modellen des kulturellen Gedächtnisses, literarischer Medientheorien im interdisziplinären Spannungsfeld von Philosophie, Rhetorik, Ästhetik und Poetik, der Verbindung von Ethik und Ästhetik sowie Gender Studies und dem Bereich Literatur und Psychoanalyse. Ihr historischer Schwerpunkt liegt im Bereich der Aufklärung und Goethezeit. In ihrer Habilitationsschrift holt Berndt mit Alexander Baumgarten und Friedrich Gottlieb Klopstock zwei Einzelgestalten auf den Prüfstand, die, so ihre These, die poetologische Aufmerksamkeit „vom Sinn auf die Sinnlichkeit, vom Sagen auf das Zeigen“ (S. 180) lenkten, um in dieser medialen Wendung erstmals das begrifflich nicht zu Fassende, das über den Sinn hinausweisende Zusammenspiel der Strukturelemente des Gedichts zu dessen entscheidendem Merkmal zu machen."[1] Die Studie bildet den Hintergrund für "Facing Poetry. Alexander Gottlieb Baumgarten's Theory of Literature" (2020) – ein Buch, in dem sie Grundlagenforschung betreibt: "What if Baumgarten’s theory of literature reveals an order of beings suffused with an ineliminable and constitutive ambiguity, both as a source of risk and creativity? Revisiting Baumgarten in a way that would do justice to the “energetics” of aesthetics requires asking such questions."[2] Diese Theorie berücksichtigt Methodologie, Epistemologie, Metaphysik, Narratologie und Ethik. Heute leitet Berndt die internationalen Forschungsprojekte ETHOS[3] und FORM.
Publikationen (Auswahl)
Monographien
- Anamnesis. Studien zur Topik der Erinnerung in der erzählenden Literatur zwischen 1800 und 1900 (Moritz - Keller - Raabe), 2. Auflage, Tübingen 2012 (Hermaea. Germanistische Forschungen, N.F., hrsg. von Klaus-Detlef Müller u. Joachim Heinzle, Bd. 89) [Dissertation].
- Poema/Gedicht. Die epistemische Konfiguration der Literatur um 1750, Berlin, Boston 2011 (Hallesche Beiträge zur Europäischen Aufklärung, hrsg. von Daniel Fulda u. a., Bd. 43) [Habilitationsschrift].
- Zus. mit Eckart Goebel unter Mitarb. von Johannes Hees u. Max Roehl: Handbuch Literatur & Psychoanalyse, Berlin, Boston 2017 (Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie (HKP), hrsg. von Claudia Benthien, Ethel Matala de Mazza u. Uwe Wirth; 5).
- Facing Poetry. Alexander Gottlieb Baumgarten's Theory of Literature, transl. by Anthony Mahler, Berlin, Boston 2020 (Paradigms, ed. by Paul Fleming and Rüdiger Campe).
- Fluch! Franz Grillparzers Medea-Trilogie. Würzburg 2021 (Zurich Distinguished Lectures - The Art of Interpretation, Bd. 1).
Herausgaben
- Zus. mit Christoph Brecht: Aktualität des Symbols, Freiburg i.Br. 2005 (Litterae, hrsg. von Gerhard Neumann u. Günter Schnitzler, Bd. 121).
- Zus. mit Waltraud Wiethölter u. Stephan Kammer: Vom Weltbuch bis zum World Wide Web: Enzyklopädische Literaturen, Heidelberg 2005 (Neues Forum für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, hrsg. von Hans-Jürgen Gerigk u. Maria Moog-Grünewald, Bd. 21).
- Zus. mit Stephan Kammer: Amphibolie - Ambiguität - Ambivalenz, Würzburg 2009.
- Zus. mit Heinz J. Drügh: Symbol. Grundlagentexte aus Ästhetik, Poetik und Kulturwissenschaft, Frankfurt a. M. 2009 (stw 1895).
- Masochismus|Masochism. figurationen Jg. 12, H. 1 (2011).
- Zus. mit Daniel Fulda: Die Sachen der Aufklärung, Hamburg 2012.
- Zus. mit Eckart Goebel unter Mitarb. von Johannes Hees u. Max Roehl: Handbuch Literatur & Psychoanalyse, Berlin, Boston 2017 (Handbücher zur kulturwissenschaftlichen Philologie (HKP), hrsg. von Claudia Benthien, Ethel Matala de Mazza u. Uwe Wirth; 5).
- Zus. mit Daniel Fulda: Die Erzählung der Aufklärung, Hamburg 2018.
- Zus. mit Lutz Koepnick: Ambiguity in Contemporary Art and Theory. Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft. Sonderheft 16 (2018).
- Zus. mit Cornelia Pierstorff: Realismus / Realism. figurationen 20 (2019), H. 1.
- Zus. mit Matthias Bauer u. Sebastian Meixner: Ambivalenz in Sprache Literatur und Kunst / Ambivalence in Language, Literature, and Art, hrsg. von Matthias Bauer, Frauke Berndt u. Sebastian Meixner. Würzburg 2019 (Poetik und Episteme, Bd. 3, hrsg. von Frauke Berndt u. Jörg Robert).
- Zus. mit Dorothea von Mücke: German Realisms around 1850. Colloquia Germanica. Special Issue. 53 (2021), H. 4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kevin Hilliard: Frauke Berndt, Poema/Gedicht. Die epistemische Konfiguration der Literatur um 1750. In: Arbitrium. De Gruyter, 2016, S. 324–326, abgerufen am 14. Juni 2021.
- Frauke Berndt: Facing Poetry. De Gruyter, 2020, ISBN 978-3-11-062451-9, doi:10.1515/9783110624519 (degruyter.com [abgerufen am 19. Oktober 2021]).
- Das Team, auf ethos.uzh.ch, abgerufen am 1. November 2021