Frau Minne (Zürich)
Frau Minne war eine wohlhabende jüdische Zürcherin, deren Familie im 14. Jahrhundert im Kreditwesen tätig war.
Biografisches und Nachwirkung
Um 1330 wohnte Frau Minne mit ihren beiden Söhnen, Moses und Mordechai (Gumprecht) ben Menachem, in der Zürcher Altstadt an der Brunngasse 8. Dort wurden 1996 bei Renovationsarbeiten mittelalterliche Wandmalereien entdeckt, die von der Familie in Auftrag gegeben worden sein dürften.[1] Die Fragmente zeigen unter anderem Motive aus der höfischen Kultur und Familienwappen mit hebräischer Schrift. Nach deren Restauration ist die Wohnung heute ein öffentlich zugängliches Museum.[2]
Vermutlich wurden Frau Minne und ihre Söhne im Verlaufe der Judenverfolgungen während der Pestepidemie 1349 ermordet. Im Zuge dieses Pogroms wurden die Synagoge zerstört und das Eigentum der jüdischen Bevölkerung unter der städtischen Elite aufgeteilt.[3] Einer, der sich dadurch besonders bereichern konnte, war der damalige Bürgermeister Rudolf Brun.[4]
Die Alternative Liste forderte am 26. Januar 2022 in einem Postulat, die zürcherische Rudolf-Brun-Brücke (bis 1951 Urania-Brücke) zu ihrem Ehren in Frau Minne-Brücke sowie die Brunngasse in Moses-ben-Menachem-Gasse umzubenennen.[5]
Am 20. Januar 2022 erschien der Film Brunngasse 8 von Hildegard Elisabeth Keller, der die Familiengeschichte Frau Minnes beleuchtet.[6]
Literatur
- Dölf Wild, Roland Böhmer: Die spätmittelalterlichen Wandmalereien im Haus «Zum Brunnenhof» in Zürich und ihre jüdischen Auftraggeber. In: Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht 1995/96. Zürich 1997, S. 15–33 (PDF).
Weblinks
- Schauplatz Brunngasse (Museum). Abgerufen am 29. Januar 2022.
- Brunngasse 8 (Film). Abgerufen am 29. Januar 2022.
- Vortragsreihe Schauplatz Brunngasse. Abgerufen am 29. Januar 2022.
Einzelnachweise
- Dölf Wild, Roland Böhmer: Die spätmittelalterlichen Wandmalereien im Haus «Zum Brunnenhof» in Zürich und ihre jüdischen Auftraggeber. In: Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht 1995/96. Zürich 1997, S. 15–33, abgerufen am 29. Januar 2022.
- Schauplatz Brunngasse (Museum). Abgerufen am 29. Januar 2022.
- Dölf Wild, Christoph Philipp Matt: Zeugnisse jüdischen Lebens aus den mittelalterlichen Städten Zürich und Basel. In: Kunst + Architektur in der Schweiz. 56, 2005, S. 14–20, abgerufen am 29. Januar 2022.
- Der Judenmord von 1349. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 29. Januar 2022]).
- Postulat AL 26.01.2022. Abgerufen am 29. Januar 2022.
- Brunngasse 8 (Film). Abgerufen am 29. Januar 2022.