Frank Jarvis Atwood
Frank Jarvis Atwood (* 29. Januar 1956) ist ein US-amerikanischer Kindermörder.
Tathergang und Festnahme
Am 17. September 1984 radelte die achtjährige Vicky Lynn Hoskinson aus Tucson, nachdem sie einen Brief zum Postamt im Stadtteil Flowing Wells brachte, mit dem Fahrrad zurück nach Hause. Unterwegs wurde sie von Frank Jarvis Atwood angefahren und entführt. Atwood fuhr mit Vicky in die Wüste westlich von Tucson, vergewaltigte sie und tötete sie mit einem Messer. Ihre Leiche ließ er am Ort des Geschehens zurück und floh von hier nach Texas.
Es dauerte nicht lange, bis die Polizei erste Hinweise bekam. Der Turnlehrer von Vicky, Sam Hall, gab an, er hätte nicht weit von der Stelle entfernt, wo Vickys Fahrrad aufgefunden wurde, ein Fahrzeug mit einer kalifornischen Kennzeichennummer beobachtet, dessen Fahrer sich merkwürdig benahm. Hall notierte sich die Nummer des Wagens. Eine Überprüfung ergab, dass es sich bei dem Fahrzeughalter um Frank Jarvis Atwood handelte, der in Kalifornien der Unzucht und Entführung eines achtjährigen Jungen verurteilt wurde, im Mai 1984 jedoch von der Anklage der Entführung freigesprochen und aus der Haft entlassen wurde. 1974 war er wegen sexueller Belästigung (lewd and lascivious conduct) einer 14-jährigen angeklagt und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.
Atwood wurde Tage später in Texas verhaftet. Nach einer Autopanne, hielt er sich in Kerrville auf und rief seine Eltern an. Diese informierten Bundesagenten über den Aufenthaltsort ihres Sohnes. An der vorderen Stoßstange seines Wagens fand man rosa Farbreste von Vickys Fahrrad. Aufgrund dieser Beweislast wurde Anklage gegen ihn erhoben.
Vickys Überreste wurden erst sieben Monate später, im April 1985 gefunden, am westlichen Ende der Ina Road. Nur ein Drittel ihrer Gebeine waren noch am Tatort vorhanden, die restlichen Teile wurden von wildlebenden Tieren verschleppt.[1]
Prozess und Haft
Frank Jarvis Atwood wurde am 8. Mai 1987 zu lebenslanger Haft sowie zum Tode verurteilt, ohne Möglichkeit der Begnadigung.[2] Dem College of Journalism der University of Arizona wurde gestattet, den Prozess filmisch zu dokumentieren.[3]
In der Haft heiratete Atwood 1991 in Anwesenheit seiner Mutter. Für öffentliche Empörung sorgte 2002 eine Gastkolumne, die Atwood für den Arizona Daily Star verfasste und in der er sich gegen die Todesstrafe aussprach.[4]
2007 legte Atwoods Anwalt erneut Berufung gegen die Verurteilung ein. Nach Ansicht der Verteidigung seien von den Justizbehörden Beweise gegen ihren Mandanten gefälscht worden. Die Farbanhaftungen auf der Stoßstange des Wagen seien dort nachträglich platziert worden, das FBI habe an der Verschleierung dieser Manipulation mitgewirkt.[5]
In der Haft studierte Atwood Kunst, Literatur und Jus und machte ein Doktorat in Theologie. Atwood möchte die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen, weil seine Mutter Alice in Wien geboren und 1938 mit ihrer Familie vor den Nazis in die USA geflohen war. Frank hat daher als direkter Nachkomme eines NS-Opfers nunmehr das Recht auf einen Staatsbürgerschaftsantrag – für die Einbürgerung wird allerdings ein „einwandfreier Leumund“ verlangt.[6]
Sonstiges
Der Mord an Vicky Lynn Hoskinson wurde in der 66. Episode („Dem Täter auf der Spur“) der amerikanischen Krimi-Dokumentation Medical Detectives behandelt.
Weblinks
- Online-Akte von Frank Jarvis Atwood beim Arizona Department of Corrections
- Profil von Frank Jarvis Atwood beim Arizona Department of Corrections
- Justice Delayed. In: Tucson Weekly. 4. März 2004
Belege
- Chris Limbers: Justice Delayed Almost 20 years ago, the murder of an 8-year-old girl enraged Tucson. In: Tucson Weekly. 4. März 2004. Abgerufen am 8. September 2012.
- Frank Jarvis Atwood (azCentral)
- Application of the University of Arizona College of Journalism to Film the Proceedings in State vs. Frank Jarvis Atwood, Pima County CR-14065 (PDF; 39 kB). Entscheidung des Arizona Supreme Court.
- Killer Turned Columnist Outrages Readers. Fox News, 1. November 2002.
- Judge agrees to hear claims that alleged child killer was framed. In: Tucson Citizen. 22. Mai 2007.
- In USA zum Tod Verurteilter will Österreicher werden orf.at vom 25. Februar 2021