François Houtart
François Houtart (7. März 1925 in Brüssel – 6. Juni 2017 in Quito) war ein belgischer Priester und Religionssoziologe der marxistischen Schule. Er wurde oft als "Papst der Antiglobalisierung" bezeichnet.
Werdegang und Auszeichnungen
Houtart wurde 1925 in Brüssel geboren, wurde 1949 katholischer Priester und promovierte in Soziologie an der Universität von Löwen.
Houtart war Theoretiker der Globalisierung, der Alternativen zum Kapitalismus und der Religion aus marxistischer Sicht. Die Rolle der Religion im revolutionären sozialen Wandel der Entwicklungsländer war sein Spezialthema.
Er war einer der Hauptinitiatoren des Weltsozialforums von Porto Alegre im Jahr 2001, dessen Ziel es war, Alternativen zu den drängenden Problemen der Welt zu entwickeln, darunter Ungleichheit und die Globalisierung der neoliberalen Wirtschaft und Politik. Im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere lebte er in mehreren lateinamerikanischen Ländern, in denen er die Prozesse des sozialen Wandels studierte.[1]
Zusammen mit dem ägyptisch-französischen marxistischen Ökonomen Samir Amin gründete Houtart das Center Tricontinental und das World Forum for Alternatives, um die Entwicklung aus der Perspektive der sozialen Akteure des globalen Südens und deren Verteidigung der sozialen, politischen, kulturellen und ökologischen Rechte zu untersuchen. Er war Mitglied in diversen internationalen Kommissionen, die Friedensverhandlungen u. a. in Lateinamerika vorantrieben.[2]
Im Jahr 2009 wurde Houtart mit dem UNESCO-Madanjeet-Singh-Preis für die Förderung von Toleranz und Gewaltlosigkeit ausgezeichnet, in Anerkennung seines "lebenslangen Engagements für den Weltfrieden, den interkulturellen Dialog, die Menschenrechte und die Förderung von Toleranz sowie in Anerkennung seiner herausragenden Bemühungen, die Sache der sozialen Gerechtigkeit in der Welt voranzutreiben."[1]
Houtart starb in Quito, Ecuador, wo er lebte und bei der Stiftung Pueblo Indio sowie an mehreren Universitäten wirkte.
Theologische Publikationen
Houtart veröffentlichte etwa 70 Bücher, hauptsächlich über die Beziehung zwischen der katholischen Kirche und der ökonomischen Entwicklung.
- (mit André Rousseau) The Church and Revolution: from the French Revolution of 1789 to the Paris riots of 1968, from Cuba to Southern Africa, from Vietnam to Latin America (1971)
- Religions and Ideology in Sri Lanka, Colombo, Hansa (1974)
- El campesino como actor, Managua, Ed. Nicarao (1982)
- Religion et modes de production précapitalistes, Bruxelles, editions de l'ULB (1992)
- Sociología de la Religión, Mexico, Plaza y Valdés (2000)
- (mit Samir Amin) Mondialisation des Résistances, Paris, L'Harmattan (2002)
- Haïti et la culture dans une commune vietnamienne, Paris, Les Indes Savantes (2004)
Sexueller Missbrauch
Am 28. Dezember 2010 berichtete Le Soir, dass Houtart zugegeben habe, 40 Jahre zuvor einen jungen Cousin sexuell missbraucht zu haben, während er im Haus der Eltern zu Gast war. Die Bemühungen seiner Anhänger, ihn als Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2011 einzubringen, wurden in der Folge aufgegeben.
Einzelnachweise
- Prominent Belgian Liberation Theologist Francois Houtart Dies. 6. Juni 2017, archiviert vom Original am 3. März 2022; abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
- Eric Toussaint: François Houtart, militant internationalist and friend. 15. Juni 2017, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).