Familie Flöz
Familie Flöz ist eine internationale Gruppe von Theaterschaffenden mit Basis in Berlin. Die Truppe wurde 1996 von Hajo Schüler und Michael Vogel gegründet und ist hervorgegangen aus dem Studiengang Pantomime, heute „Physical Theatre“ an der Folkwang-Hochschule in Essen. Die künstlerische Entwicklung von Familie Flöz wurde besonders beeinflusst durch Günter Titt, Pierre Byland und die Masken von Amleto Sartori und Erhard Stiefel.
International bekannt wurde Familie Flöz durch ihre komödiantischen und poetischen, fast immer nonverbalen Theaterstücke mit Masken, die zahlreiche Auszeichnungen erhielten. Für das erste Gastspiel beim Edinburgh-Festival 2001 gab sich die Truppe den Namen „Flöz production“, später „Familie Flöz“. Von 2001 bis 2006 spielte die Gruppe regelmäßig in der Arena Berlin. 2006 eröffnete Familie Flöz das Studio im restaurierten Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße.
Bis heute wurden die Stücke von Familie Flöz in 32 Ländern gezeigt.
Geschichte der Company
1996 fand die Uraufführung von „Familie Flöz kommt Über Tage“ in der stillgelegten Zeche Hannover in Bochum statt, eine Hommage an die Bergbau- und Arbeiterkultur des Ruhrgebietes. Das Stück war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum, wurde beim NRW Theaterfestival FAVORITEN in Dortmund (ehemals Festival THEATERZWANG) ausgezeichnet, und es sollte der Truppe im Jahre 2003 ihren Namen geben. Das „Flöz“ bezeichnet eine Erdschicht, in der wertvolle Rohstoffe eingelagert sind.
Nach zahlreichen internationalen Gastspielen in Frankreich, Holland, Dänemark und der Slowakei kam 1998 das zweite Stück „Ristorante Immortale“ mit einem neuen Ensemble im Maschinenhaus Essen heraus. Auch dieses Stück, eine Allegorie über das provisorische Leben, verzichtet auf Sprache und lebt nur durch visuelles Spiel, Geräusche und Musik. Für das erste Gastspiel beim Edinburgh Fringe Festival 2001 gab sich die Truppe den Namen „Flöz production“, später „Familie Flöz“. Auf das Gastspiel in Edinburgh folgten Einladungen für Ristorante Immortale nach ganz Europa, Asien und Australien. 1999 fanden die ersten Vorstellung von Flöz im Prater (Berlin) statt.
In den Jahren 2000 und 2001 entstanden die Produktionen „two% – happy hour“, eine Raum-Theater-Installation im Maschinenhaus Essen, und „two% – homo oeconomicus“ in Zusammenarbeit mit dem Theater Dortmund. Beide Stücke setzen sich mit dem kaufenden und verkaufenden Menschen auseinander.
2001 verließ die Truppe das Ruhrgebiet und zog nach Berlin. Mit dem Stück „Teatro Delusio“, einer Hommage an das Theater selbst, uraufgeführt in der Arena Berlin, gelang 2004 ein weiterer großer internationaler Erfolg. In dem Stück über Sein, Schein und Spiel verkörpern drei Darsteller 30 Figuren. Die Produktion gastierte im gleichen Jahr beim Edinburgh Festival, erhielt zahlreiche Auszeichnungen und tourte in Südamerika (darunter Festival Teatro Ibéroamericano Bogotá, Festival FITE Ecuador), Afrika, Asien und in Europa. Flöz gastierte erstmals beim International London Mime Festival und gewann den Prix du Jury beim Mimos Festival in Périgeux. Teatro Delusio war die erste Koproduktion mit dem Theaterhaus Stuttgart, das seitdem kontinuierlicher Partner, Spielort und Ko-Produzent der Company ist.
2005 fand erstmals die jährliche Flöz Sommer-Akademie in Italien statt, in der 30 junge Theaterschaffende aus aller Welt mit Akteuren von Flöz studieren und arbeiten. Zur Eröffnung des renovierten Admiralspalastes an der Berliner Friedrichstraße entstanden 2006 zwei neue Produktionen: „Infinita“ (Uraufführung in der Akademie der Künste Berlin) und „Hotel Paradiso“. „Infinita“, ein physisches Mosaik, erzählt vom Werden und Vergehen, den ersten und den letzten Schritten im Leben. Das Hotel Paradiso ist der Schauplatz eines abgründigen Alpen-Krimis. Beide Stücke wurden über 50 mal im Studio des Admiralspalastes gezeigt und sind seitdem weltweit erfolgreich auf Tournee. Im Sommer 2008 beendete FLÖZ die Zusammenarbeit mit dem Admiralspalast und kollaborierte und produzierte weiterhin regelmäßig mit dem Theaterhaus Stuttgart und dem Theater Duisburg.
Am Theaterhaus in Stuttgart entstand 2008 mit einem neuen Ensemble eine zweite Fassung von „Hotel Paradiso“. In den Jahren 2008 bis 2010 tourte Flöz alternierend mit vier Produktionen mit Schwerpunkten in Spanien, Italien, Holland, Deutschland, Brasilien und Mexiko. 2010 entstand im Rahmen von Kulturhauptstadt Europa am Theater Duisburg die erste Fassung von „Garage d’Or“, einer Auseinandersetzung mit der Hybris des Mannes und seinen unstillbaren Sehnsüchten nach Ferne, Beherrschung und Eroberung. Die Berliner Premiere fand 2011 in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz statt. Die Erarbeitung der zweiten Fassung des Stückes wurde für die Dokumentation von arteTV und WDR „Hinter der Maske“ dokumentiert. Die Premiere des Films fand 2012 im Rahmen des Festivals euro-scene Leipzig in statt, wo Flöz für das Stück Infinita zudem mit dem Publikums-Preis ausgezeichnet wurde. Mit enthusiastischer Resonanz bei Publikum und Presse beendete Flöz 2013 das erste Gastspiel beim Avignon Festival, gefolgt von Vorstellungen in Lyon und Paris.
Bis heute gastiert Flöz mit seinen Stücken in 32 Ländern. Ende 2013 eröffnete die Company das Studio Flöz in Berlin-Weißensee, eine Produktions- und Kreationsstätte für internationales und physisches Theater.
Auszeichnungen
- 2018 – Publikumspreis[1], Festival Almada Portugal
- 2015 – Monica-Bleibtreu-Preis[2]
- 2013 – Off Critic Prize, Festival Avignon[3]
- 2012 – Publikumspreis Euro–scene Leipzig[4]
- 2010 – Schwerter Kleinkunstpreis für Hotel Paradiso[5]
- 2008 – Jurypreis Festival Mostra Internacional de Teatro de Ribadavia
- 2008 – Prix du Public, Festival Anjou, Angers[6]2008 – Grand Prix de la Jury, Festival Anjou, Angers
- 2008 – Grand Prix de la Jury, Festival Anjou, Angers[6]
- 2007 – Schwerter Kleinkunstpreis für Teatro Delusio[7]
- 2006 – Prix spécial du Jury, Festival Mimos
- 2004 – AZ Stern München
- 2004 – Tz Rose München
- 2001 – Cavalcade Edinburgh Festival
- 1998 – AZ Stern München
- 1998 – tz Rose München
- 1996 – Theaterzwang NRW
- 1996 – Hannoverscher Querkunstpreis
- 1995 – Gauklerpreis Koblenz
Stücke
- 1995 – Flöz & Söhne
- 1996 – Familie Flöz kommt Über Tage
- 1998 – Ristorante Immortale
- 2000 – TWO% – happy hour
- 2001 – TWO% – homo oeconomicus
- 2003 – Navigazioni
- 2004 – Teatro Delusio
- 2006 – Infinita
- 2008 – Hotel Paradiso
- 2010 – Garage D’Or
- 2012 – Garage D’Or (Neuinszenierung)
- 2014 – Haydi!
- 2018 – Dr Nest
- 2019 – Himmelerde[8]
Filmografie
- 2012 – Hinter der Maske, von Martin Uhrmeister, arte / WDR
Literatur
- Martin Krumbholz: Die Maske ist der Boss. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Juni 2011. (PDF-Datei)
Einzelnachweise
- Público elege ″Dr. Nest″ como peça de honra do Festival de Almada. In: Global Media Group (Hrsg.): DN. 19. Juli 2018 (dn.pt [abgerufen am 8. August 2018]).
- Prix ACO Festival Off Avignon. Abgerufen am 9. März 2019 (französisch).
- Familie Flöz aus Berlin gewann Publikumspreis der euro-scene Leipzig 2012 (PDF; 72 kB)
- Familie Flöz gewinnt Schwerter Kleinkunstpreis. In: Bild. Abgerufen am 9. März 2019.
- Festival Anjou, Angers
- https://www.ruhrnachrichten.de/Nachrichten/Schwerte/Schwertes-Kleinkunstpreistraeger-der-vergangenen-Jahre-g54331.html. In: Ruhrnachrichten. 10. Oktober 2018, abgerufen am 9. März 2019.
- Himmelerde. Staatsoper Berlin, abgerufen am 9. März 2019.