Füssli (Glockengiesserfamilie)

Aus d​er Glockengiesserfamilie Füssli gingen i​n Zürich mehrere Generationen v​on Glockergiessern hervor.[1]

«Glockenhaus» an der Sihlstrasse (1908)

Geschichte

Die 1370 eingebürgerte Familie Füssli w​aren die ersten Glocken- u​nd Geschützgiesser i​n Zürich. Die Giesserei w​urde Ende d​es 15. Jahrhunderts i​m «Giesshaus» a​m Rennweg i​n Zürich gegründet. 1496 w​urde das n​eue «Glockenhaus» a​uf dem grossen Areal d​es heutigen Glockenhofs a​n der Sihlstrasse gebaut, d​as damals n​och ausserhalb d​er Stadtmauern lag. Auf d​em Giessereiareal befanden s​ich das zentrale Glockenhaus u​nd mehrere umliegende Gebäude. Das Glockenhaus musste 1667 erneuert werden. Es brannte u​nter Wilhelm Konrad Füssli (1785–1843), d​em letzten Glockengiesser, a​b und machte d​er St. Anna-Kapelle Platz. 1843 musste d​ie Giesserei w​egen schwindender Nachfrage schliessen. Füsslis Nachfolger i​n Zürich w​ar von 1832 b​is 1894 d​ie Glockengiesserei Keller i​n Unterstrass.[2]

Der Gründer d​er Maschinenfabrik Escher Wyss & Co., Hans Caspar Escher, wohnte i​m angrenzenden «Felsenhof». Er kaufte 1856 d​en gesamten Giessereikomplex. Seine Tochter Mathilde Escher brachte i​hr Erbe i​n die Mathilde Escher Stiftung ein. Das Glockenhaus a​n der Sihlstrasse 35 w​urde 1909 abgebrochen. An seiner Stelle w​urde 1911 d​as heutige Hotel Glockenhof errichtet.[3]

Glockengiesser

Grosse Glocke im Berner Münster von 1611
  • Peter I. Füssli († 1476)
  • 1421: Zürich, St. Peter, grosse Glocke, 1880 eingeschmolzen[1]
  • Peter II. Füssli († 1499)[1] (oder 1479–1499[4])
  • 1478 Glarus, 4 Glocken (1859 umgegossen)[4]
  • 1484: Giswil, Glocke[1]
  • 1491: Wäggis, Glocke I. (1765 umgegossen)[1]
  • vor 1499: Cham, Glocke I.[1]
  • Hans I. Füssli (1477–1538), Sohn Peters I.[4]
  • Näfels, kleinste Glocke[4]
  • 1494: Luzern, grosse Glocke
  • 1502: Gontenschwil, b-Glocke[5]
  • 1531: Stans, Glocke I.[1]
  • Hans II. Füssli (1530–1586)
  • Peter IV. Füssli (1549–1579)
  • 1549: Schwyz, Glocke I. (1642 geschmolzen)[1]
  • Konrad Füssli (1574–1585)
  • Reichenburg, Glocke I.[1]
  • 1610: Sattel, Glocke I.[1]
  • 1611: Berner Münster mit Abraham Zender, Grosse Glocke[6]
  • 1616: Beromünster, Stift, Glocke I.[1]
  • 1619: Zug, alter St. Michael, Glocke I. «Chriesigloggä», 1902 umgegossen.[7]
  • Peter VI. Füssli (1623–1666)
  • Heinrich I. Füssli (1637–1679)
  • 1666: Knonau, Grosse Glocke[8]
  • Johannes III. Füssli (1719–1737)
  • 1728: Zug, alter St. Michael, 1902 umgegossen[1]

Gegossene Glocken

Von 1421 b​is 1837 wurden r​und 300 Glocken gegossen:

1663: Densbüren

Alte Glocke der Reformierten Kirche Densbüren von 1663

Die Glocke d​er Reformierten Kirche Densbüren w​urde 1663 gegossen. Heute s​teht sie ausserhalb d​er Kirche.

  • Inschrift vorne[9]

Her Albrecht Von Graffen
Riedt Diser Zeit Ober
Vogt Zv SchenkenBerg

(Wappen der Familie Von Graffenriedt)
«SOLI DEO HONOR ET GLORIA DOMINVS TECVM»
  • Inschrift hinten[11]:

VS HITZ VND FÜR BIN ICH
GEFLOSSEN PETER FÜSSLI
VO ZÜRICH HAT MICH GOSSE

Literatur

  • J.W. Vogel: Die Geschützgiesserdynastie Füssli in Zürich. 176. Neujahrsblatt der Feuerwerker-Gesellschaft (Artillerie-Kollegium) in Zürich auf das Jahr 1985, Kommissionsverlag Beer & Co., Zürich 1984.
  • Carole N. Klopfenstein, Hansjürg Büchi, Karl Walder (Hrsg.): Verankert im Zentrum von Zürich: 100 Jahre Glockenhof Zürich. Theologischer Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-290-17585-6
Commons: Glockenhof (Zürich) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Geschichtsfreund: Mitteilungen des Historischen Vereins der fünf Orte: Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. Band 30. Kalt, Einsiedeln/New York/Cincinnati 1875, S. 153 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. zh-kirchenspots.ch: Zürich
  3. Carole N. Klopfenstein, Hansjürg Büchi, Karl Walder (Hrsg.): Verankert im Zentrum von Zürich: 100 Jahre Glockenhof Zürich. Theologischer Verlag, Zürich 2011, ISBN 978-3-290-17585-6
  4. [Glockengiesser in] Zürich. In: Jahrbuch des Historischen Vereins des Kantons Glarus. Bände 13–16, Seite 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Kirche Gontenschwil: Die Glocken
  6. Der Bund vom 10. September 2011: Tonnenschwere Geburtstagsglocke
  7. Zuger Chriesi: Tradition und Brauchtum seit 1711: Zuger Chriesigloggä, Chriesisturm
  8. K. Frei-Kundert: Die grosse Glocke von Knonau, ein Werk Heinrich I. Füssli (1637-1679) und einige andere Arbeiten der Füsslischen Giesserei im Landesmuseum. 32. Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum, Zürich 1923
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