Eucerotinae
Eucerotinae sind eine kleine, fast weltweit verbreitete Unterfamilie der Schlupfwespen. Es sind derzeit nur zwei Gattungen bekannt, Euceros mit ca. 50 Arten und Barronia mit nur einer Art in Chile.[1][2] In Deutschland kommen 4 Arten vor.[3]
Eucerotinae | ||||||||||||
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Euceros serricornis (Männchen) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eucerotinae | ||||||||||||
Viereck, 1919 |
Im Gegensatz zu den allermeisten Schlupfwespen sind diese Hyperparasitoide.[1]
Morphologie
Eucerotinae sind kleine bis mittelgroße Schlupfwespen, mit einer Vorderflügellänge von 4 bis 11 mm. Die Männchen der Eurcerotinae können meist leicht an den Antennen erkannt werden, deren mittlere Glieder meist abgeflacht sind. Bei den Weibchen sind die mittleren Antennenglieder nur leicht abgeflacht oder ausgedehnt. Der Clypeus ist nicht durch eine Rinne vom Gesicht getrennt. Der Ovipositor ist sehr kurz und nur wenig sklerotisiert.[1][4]
Kürzlich wurde eine Euceros Art (Männchen) beschrieben, deren neuntes bis elftes Antennenglied durch lange geköpfte Auswüchse charakterisiert ist, E. trispina.[2]
Lebensweise
Die Lebensweise ist für Schlupfwespen außergewöhnlich und sehr komplex. Sie wurde nur für wenige Arten von Euceros gut dokumentiert, scheint jedoch bei den meisten Arten ähnlich zu sein.[5]
Eucerotinae sind Hyperparasiten, die ihre gestielten Eier auf Blätter (oder zum Beispiel Kiefernnadeln) legen. Die junge Larve schlüpft aus dem Ei. Sie ist sehr stark sklerotisiert und beweglich, vom Typ einer Planidiumlarve. Sie wartet auf der nun leeren Eihülle auf eine Schmetterlingsraupe oder eine Raupe einer Blattwespe. Diese ist Sekundärwirt und dient zunächst als Transportmittel. Die Euceros Larve bewegt sich auf der Transportraupe zu einer Hautfalte und befestigt sich dort mit Hilfe ihrer Mundwerkzeuge. Wenn sich nun die Raupe häutet, dann beißt sich die Euceros Larve durch das alte Integument (die abgestoßene Larvenhaut) und verbeißt sich wieder an derselben Stelle der Raupe in der neuen Haut. Die Euceros Larve kann von der Transportraupe Haemolymphe fressen, indem sie durch die Haut bohrt. Wenn die Raupe von einer anderen Schlupfwespe oder einer Brackwespe parasitiert wird, dann kann die Euceros Larve ihre Entwicklung fortsetzen, indem sie diese parasitiert, wobei vermutlich ein Larvenstadium endoparasitisch ist und drei weitere exoparasitisch sind. Wenn aber die Transportraupe nicht parasitiert wird, kann sich die Euceros Larve nicht weiter entwickeln.[5][1]
Als primäre Wirte kommen Schlupfwespen der Anomaloninae, Banchinae, Campopleginae, Ctenopelmatinae, Ophioninae, Cryptinae oder Tryphoninae vor.[1]
Um den Fortpflanzungserfolg zu ermöglichen legen die Weibchen einerseits sehr viele Eier (mehrere Tausend) und andererseits wählen sie Orte, an denen die Sekundärwirte (Raupen) häufig sind und im Laufe ihrer Nahrungsaufnahme mit großer Wahrscheinlichkeit an der Euceros Larve vorbeikommen. Wenn diese nämlich keine Transportraupe findet muss sie sterben.[1]
Die Entwicklung von Euceros ist sehr ähnlich wie die bei Trigonalidae bei denen jedoch das Ei von der Transportraupe (Säkundärwirt) gefressen werden muss und innerlich transportiert wird.
Systematik
Die Gattung Euceros wurde teilweise zu den Tryphoninae oder zu den Ctenopelmatinae gestellt, dann aber als eigene Unterfamilie, Eucerotinae betrachtet. Die Stellung der Eucerotinae innerhalb der Schlupfwespen ist unklar, es wurde unter anderem eine Stellung in der Nähe der Agriotypinae diskutiert.[6]
Die Gattung Euceros ist monophyletisch und kann in zwei Clades eingeteilt werden, eine kleinere Gruppe mit den Arten E. annulicornis, E. coxalis, E. croceus, E. gilvus, E. incisurae, E. limatus, E. maculicornis, E. melleus, E. ruficeps und E. signicornis. Die anderen Arten der Gattung gehören zur zweiten Gruppe, der ebenfalls monophyletischen E. frigidus Gruppe.[7]
Im Jahr 2002 wurde eine zweite Gattung der Eucerotinae mit einer Art aus Chile beschrieben, Barronia araucaria, die zu Euceros im Schwesterngruppen Verhältnis steht. Es wird vermutet, dass die Eucerotinae eine Gondwana Reliktgruppe darstellen, also in der frühen Kreidezeit entstanden sind.[7]
In Deutschland kommen folgende Arten von Euceros vor:[3]
- E. albitarsis Curtis, 1837
- E. prurinosus (Gravenhorst, 1829)
- E. serricornis Haliday, 1839
- E. superbus Kriechbaumer, 1888 (syn. E. sapporensis und E. kiushuensis)[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Mark R. Shaw, Michael Geoffrey Fitton, Dawn Painter, Olga Retka, Royal Entomological Society: Ichneumonid wasps (Hymenoptera: Ichneumonidae) : their classification and biology. In: Royal Entomological Society (Hrsg.): Handbook for the Identification of British Insects. Band 7, Nr. 12. Telford 2018, ISBN 978-1-910159-02-6, S. 197–200.
- M. Riedel: Euceros trispina, a new species with exceptional flagella from China (Hymenoptera, Ichneumonidae, Eucerotinae). In: Entomofauna. Band 39, Nr. 2. Ansfelden 2006, S. 529–532.
- K. Horstmann: Ichneumonidae. In: H. H. Dathe, A. Taeger, S. M. Blank (Hrsg.): Verzeichnis der Hautflügler Deutschlands (Entomofauna Germanica). Band 4, 2001, S. 69–103.
- H. Goulet & J. T. Huber: Hymenoptera of the World: an identification guide to families. Centre for Land and Biological Resources Research, Ottawa, Ontario 1993, ISBN 0-660-14933-8, S. 435.
- M. R.Shaw: Illustrated notes on the biology of two European species of Euceros Gravenhorst (Hymenoptera: Ichneumonidae: Eucerotinae). In: Proceedings of the Russian Entomological Society. Band 85, Nr. 1. St. Petersburg 2014, S. 122–132 (zin.ru [PDF]).
- Andrew M.R. Bennett, Sophie Cardinal, Ian D. Gauld, David B. Wahl: Phylogeny of the subfamilies of Ichneumonidae (Hymenoptera). In: Journal of Hymenoptera Research. Band 71, 30. August 2019, ISSN 1314-2607, S. 1–156, doi:10.3897/jhr.71.32375 (pensoft.net [abgerufen am 24. April 2021]).
- I. D. Gauld, D. B. Wahl: The Eucerotinae: a Gondwanan origin for a cosmopolitan group of Ichneumonidae? In: Journal of Natural History. Band 36, Nr. 18, 1. Dezember 2002, ISSN 0022-2933, S. 2229–2248.
- K. Horstmann: Revisionen der von Kriechbaumer aus der Westpaläarktis und Zentralasien beschriebenen Ichneumonidae. In: Spixiana. Band 29, Nr. 1, 2006, S. 1–30 (hier S. 8).