Etsdorfer Kellergasse
Die Etsdorfer Kellergasse liegt in der Katastralgemeinde Etsdorf als Teil der Marktgemeinde Grafenegg.
Lage
Ausgehend vom Ortszentrum von Etsdorf – in der Verlängerung der Oberen Marktstraße – erstreckt sich die beidseitig bebaute Kellergasse Richtung Norden. Sie beginnt nach der Bahnüberquerung beim Treibhaus des Weinbauvereines und erstreckt sich bis zum Keller der Freiwilligen Feuerwehr. Topografisch liegt dieser gesamte Abschnitt in einem Hohlgraben und wird im letzten Drittel von einer Brücke der B 34 Kamptalstraße überspannt.
Die Gesamtzahl der Presshäuser beträgt 44.
Beschreibung der Presshäuser/Kellergasse
Die Kellergasse liegt in einem Graben, die zwei Kellerzeilen liegen beidseitig erhöht über der Landesstraße und werden von zwei meist unbefestigten Begleitwegen begleitet. Die durchgehend schattige Bepflanzung mit Nussbäumen und Akazien auf der Böschung zur Landstraße und die abgestimmten Vorplätze und Sitzbereiche tragen zum stimmigen Gesamtcharakter bei. Die Versorgung von Strom und Wasser durch die Ortswasserleitung und Kanalanschluss ist gegeben.
Viele Winzer renovierten laufend mit Sorgfalt und Gespür für ursprüngliche Bauweisen ihre traditionellen Weinlagerstätten. Die Presshäuser der Hobbywinzer bestehen aus einem Stüberl, einem großzügigen Presshaus mit einer Baumpresse und einem langen Gewölbe. Seitlich befindet sich der Aufgang zum Kellerweingarten. Die Presshäuser der betrieblichen Winzer wurden im Innenbereich für eine weinwirtschaftliche Produktion angepasst oder als Heurigenlokal adaptiert.
Am Eingang der Kellergasse begegnet einem die Skulptur der „Weinberggeiß“, die im Jahre 1981 errichtet wurde und eine schwere Last bunter Reben auf ihrem Rücken trägt. Sie ist Erkennungsmerkmal der Kellergasse und gilt heute als heimliches Wahrzeichen des Ortes.
In geologischer Hinsicht weist Etsdorf vor allem Lehmböden auf, welche die Feuchtigkeit gut speichern können. Daneben gibt es teilweise aber auch leichtere Schotter- bzw. Sandböden. Eindeutig überwiegt das Weißweinangebot mit Grünem Veltliner und Rieslingsorten, am Rotweinsektor dominiert der Zweigelt.
Kellergasse 6 steht das vom österreichischen Architekten Johannes Spalt in den Jahren 1970–1975 für die Möbelproduzenten Wittmann errichtete und in den Jahren 2016–2017 generalsanierte Haus Wittmann, das zu den bedeutendsten österreichischen Architektur-Schöpfungen nach 1945 zählt.[1]
Nutzung
Aktive Weinproduktion findet nach wie vor in den meisten Presshäusern statt. Es sind noch viele Vollerwerbsbetriebe vertreten.
Die Kellergasse Etsdorf, in unmittelbarer Nähe zum Schloss Grafenegg, wird weintouristisch genutzt. Das Kellergassenfest im Juli ist schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert ein Fixpunkt. Dabei stehen die Verkostungen diverser Weine, hausgemachter Speisen und anderer Produkte im Vordergrund. In den Sommermonaten stimmen die einzelnen Heurigenbetriebe ihre Öffnungszeiten aufeinander ab, sodass ein durchgehender Ausschank gewährleistet ist.
Ein weiteres Fest ist im November die Weintaufe und die traditionelle Weinverkostung. Außerdem beteiligen sich Winzer am Kamptaler Weinfrühling, auch Events im Advent finden statt, und in der Kellergasse gibt es das jährliche Fest der Freiwilligen Feuerwehr. Die FF hat am Ende der Kellergasse Räumlichkeiten mit einem Festplatz in Form einer Wiesenfläche mit Schatten spendenden Akazien. Gegenüber wurde ein Spielplatz errichtet.
Die Kellergasse dient als Naherholungsgebiet, so führen Rad- und Wanderrouten, sowie der Jakobsweg durch die Kellergasse.
Literatur
- Architekturzentrum Wien (Hrsg.): Johannes Spalt. Wahlverwandtschaften. Residenz, Wien 2010, ISBN 978-3-7017-3220-3.
Einzelnachweise
- Architekturzentrum Wien (Hrsg.): Johannes Spalt. Wahlverwandtschaften. Residenz, Wien 2010.