Ernst Hammerschmidt
Ernst Eduard Maria Hammerschmidt (* 29. April 1928 in Marienbad, Tschechoslowakei; † 16. Dezember 1993 in Wien) war Theologe, Orientalist und Äthiopist.
Leben
Nach dem bestandenen Abitur 1946 in Weiden/Oberpfalz studierte Hammerschmidt Philosophie, orientalische Sprachen, Theologie und Jura an den Universitäten Bamberg (1946–1948), Innsbruck (1949–1950), St. Florian (1950/51), Salzburg (1951/52), Wien (1952/53), Münster (1954/55) und Oxford (1955–1957) und erneut in Wien (1957/58 und 1980–1986). 1968 wurde er an der Universität Saarbrücken zum außerplanmäßigen Professor der Orientalistik ernannt und wirkte danach von 1970 bis 1990 als ordentlicher Professor für afrikanische Sprachen und Kulturen an der Universität Hamburg.
1955 heiratete er Ilse Brüner und sie hatten zwei Kinder: Ulrich (* 1960) und Verena (* 1965).
Ernst Hammerschmidt konvertierte 1957 von der Römisch-Katholischen Kirche zur Altkatholischen Kirche Österreichs, in der er von Bischof Stefan Török, nach der Diakonweihe, am 27. Juni 1958 zum Priester geweiht wurde.
Hammerschmidt begründete als Untergebiet der Afrikanistik sein Spezialgebiet Äthiopistik als Wissenschaft im Rahmen universitärer Lehre.
Durch sein wissenschaftliches Wirken und seine vielfältigen Publikationen wurde Hammerschmidt mehrfach geehrt und ausgezeichnet. Er war Mitglied
- der Société d'Archéologie Copte in Kairo,
- der Société Ernest Renan in Paris,
- des Afrika-Kollegiums in Hamburg,
- des Coptic Orthodox Centre in Venedig,
- der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Mainz,
- der Österreichischen Armenischen Kulturgesellschaft in Wien und
- der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Er erhielt den
- Kardinal-Innitzer-(Wissenschafts-)Preis und den
- Maria-Magdalenen-Orden II der Polnischen Orthodoxen Kirche.
In der altkatholischen Kirche wirkte er 1960 in der Mannheimer Gemeinde. 1988 übernahm er die Aufgabe des Synodalexaminators, 1990 nach seiner Emeritierung im Wiener Theologischen Seminar der Altkatholischen Kirche Leitungs- und Prüfungstätigkeiten und 1991 die Aufgabe als beeideter gerichtlicher Dolmetscher für die äthiopische Sprache in Wien. Im Juli 1991 wurde er Bischofskoadjutor von Bischof Nikolaus Hummel, mit dem Recht, eine Mitra zu tragen. Kurz vor seinem Tod durch einen Autounfall konvertierte er zusammen mit seiner Frau zurück zur römisch-katholischen Kirche, wegen theologischen und kirchenpolitischen Entscheidungen seiner Kirche, die er nicht mittrug.
Hammerschmidt wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 15 H, Reihe 1, Nr. 18) bestattet. Ein Teil seines Nachlasses befindet sich heute im Museum Fünf Kontinente in München. Seine umfangreiche äthiopistische Privatbibliothek ging in den Besitz des Asien-Afrika-Instituts der Universität Hamburg über.
Literatur
- Christian Weise: Hammerschmidt, Ernst Eduard Maria. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 29, Bautz, Nordhausen 2008, ISBN 978-3-88309-452-6, Sp. 568–578.