Ernst Girmann
Martin Louis Karl Ernst Girmann (* 1. Juli 1896 in Northeim; † 17. März 1969 ebenda) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und Bürgermeister von Northeim (1934–1945).
Leben
Martin Louis Karl Ernst Girmann wurde am 1. Juli 1896 als Sohn des Kaufmanns und Northeimer Bürgervorstehers Emil Friedrich Girmann (1867–1934) und der gebürtigen Hildesheimerin Caroline Marie, geb. Helmke (1871–1944), in Northeim geboren.
Ostern 1914 verließ er nach der Untersekunda auf Druck seines Vaters das Gymnasium Corvinanum in Northeim, um bei der Firma Küster & Johannsen in Göttingen eine Lehre zum Kaufmann zu beginnen und erfolgreich abzuschließen. Anschließend trat er als Freiwilliger in das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 in Berlin ein, nahm an den Kämpfen des Regiments im Osten und Westen teil, wurde mehrfach verwundet und schließlich als Leutnant am 7. Dezember 1918 aus dem Militärdienst in Berlin entlassen. Darauf schloss er sich dem Unteroffiz.-Bataillon Suppe (Reste des 4. Garde-Regiments), das später im Freiwilligen-Regiment Reinhard aufgeht, wobei er zunächst an den Weihnachtskämpfen (1918) teilnahm und dann half den Spartakusaufstand (1919) niederzuschlagen. Anschließend ist er in der Dienststelle der Zentralstelle des Grenzschutzes Ost (Zegrost) in Berlin tätig, ehe er noch im Laufe des Jahres 1919 in seine Heimatstadt Northeim zurückkehrte.
Der gelernte Kaufmann und spätere Hauptmann der Reserve heiratete am 20. Juni 1920 Minna Charlotte (Lotti) Ohnesorge (1897–1969) aus Northeim.
In der Frühzeit der Weimarer Republik wurde Girmann zunächst im Jungdeutschen Orden (Jungdo) politisch aktiv. Dort avancierte er alsbald zum Großmeister. Nach dem vorübergehenden Verbot des Ordens 1922 wurde er Mitglied der NSDAP und begründete in Northeim eine Ortsgruppe der Northeimer Nationalsozialisten unter dem eingetragenen Verein „Deutsche Arbeitergemeinschaft in Northeim“. Girmann gehörte damit den frühen Mitgliedern der NSDAP mit der niedrigen Mitgliedsnummer 4294 an. Zum ersten Ortsgruppenleiter wurde sein Bruder Karl Girmann bestimmt, der die Leitung aber bereits 1923 seinem jüngeren Bruder Ernst überließ. Im März 1933 wurde Girmann als zweiter Vorsitzender der Bürgerlichen Vereinigung und Senator zum kommissarischen Bürgermeister seiner Heimatstadt eingesetzt. Nach der Amtsenthebung des demokratischen Bürgermeisters Richard Peters wurde er am 8. Juni 1934 vom Regierungspräsidenten zu dessen Nachfolger ernannt, obwohl er die damals geltenden rechtlichen Voraussetzungen hierfür eigentlich nicht besaß.[1]
Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt 1945 lebte Girmann weiter in Northeim, ging seinem erlernten Beruf als Kaufmann nach und starb dort am 17. März 1969. Sein Grab befindet sich auf dem Northeimer Stadtfriedhof.
Literatur
- Die Northeimer: Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Northeim 1252 bis 1977. Göttingen 1978. Seite 88.
- Markus Jaeger, Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Northeim 1252–2002. Northeim 2002.
- Ludolf Haase, Aufstand in Niedersachsen, Der Kampf der NSDAP 1921/24. 2. vermehrte und verbesserte Niederschrift o. O., Maschinenschrift im Niedersächsischen Landesarchiv Hannover (Sig. Hann. 310 I G Nr. 5 b). Seiten 134, 162, 162a, 260–270.
- Irene Merkel, Die St.-Sixti-Gemeinde in Northeim im "Dritten Reich". Schriftliche Hausarbeit (unveröffentlicht), Uni. Göttingen 1974. Maschinenschrift im Stadtarchiv Northeim.
- William Sheridan Allen, The Nazi Seizure of Power: The Experience of a Single German Town 1922 - 1945. Revised edition. Watts, New York, 1984, ISBN 0-531-09935-0.
- Dr. Walter Ohlmer, Bürgermeister in stürmischer Zeit. Der Lebensweg des Northeimer Bürgermeisters Ernst Girmann. Maschinenschrift im Stadtarchiv Northeim (Sig. BEG Nr.: 41).
Einzelnachweise
- Nach dem Urlaub kein Zurück, in: Northeimer Neueste Nachrichten vom 20. Juni 2013