Ernestine Davis
Ernestine „Tiny“ Davis (* 5. August 1907 in Memphis; † 30. Januar 1994 in Chicago) war eine US-amerikanische Jazztrompeterin und Sängerin des Swing.
Leben
Davis wuchs in Memphis auf und erlernte ab 13 Jahren Trompetenspiel, wobei sie nur den üblichen Schulunterricht erhielt und ansonsten besonders ihr Vorbild Louis Armstrong auf Schallplatten studierte. Dann zog sie über St. Louis in das Zentrum des Jazz im Mittleren Westen Kansas City, wo sie für wenig Geld in Nachtclubs spielte und die Musik in sich aufsog, und schließlich nach Chicago. Ihr erstes festes Engagement hatte sie mit den Harlem Playgirls Mitte der 1930er Jahre. 1941 wurde sie von Jesse Stone für die International Sweethearts of Rhythm, eine weitere reine Frauenband, rekrutiert. Sie war dort Solotrompeterin und Sängerin. Ihre füllige Figur (die ihr den Spitznamen Tiny eintrug) nutzte sie dabei für komische Gesangsnummern (und andere Novelty-Nummern). Sie blieb bis fast zum Ende bei den Sweethearts. Der Hauptgrund war nach ihren eigenen Aussagen die Freundschaft zu den Bandmitgliedern, denn sie hatte bessere Angebote (Louis Armstrong bot ihr einmal das Zehnfache ihrer Gage) und die Sweethearts wurden sehr schlecht bezahlt.
1947 gründete sie ihre eigene Band Tiny Davis and her Hell Divers mit sechs Mitgliedern, teilweise von den Prairie View Coeds übernommen (die Mädchen hatten ihren Namen vom Prairie View College in Texas, dessen Schulband sie mal waren). Sie spielten im Apollo Theater und New Yorker Clubs und tourten in der Karibik (Jamaika, Trinidad, Puerto Rico); danach ließen sie sich in Chicago nieder. Zu den Musikerinnen gehörte die Altsaxophonistin Bert Etta Birdie Davis, die später Dinah Washington begleitete (die sie Ladybird nannte), die Pianistin Maurine Smith, die Schlagzeugerin Helen Cole, die Tenorsaxophonistin Margaret Backstrom und die Bassistin Eileen Chance. Tiny Davis selbst sang, spielte Trompete und andere Instrumente und dirigierte.
Mit ihrer Partnerin und Freundin Ruby Lucas (Pianistin und ebenfalls Ehemalige der Sweethearts) betrieb sie in den 1950ern eine Bar Tiny and Ruby´s Gay Spot in Chicago.
1988 drehten Greta Schiller und Andrea Weiss einen Dokumentarfilm über sie Tiny and Ruby: Hell Divin Women, der auf dem San Francisco Film and Video Festival einen Preis als bester Dokumentarfilm gewann.
Literatur
- Linda Dahl Stormy Weather, Limelight 1996, S. 84–85