Er weckt mich alle Morgen

Er w​eckt mich a​lle Morgen i​st ein v​on Jochen Klepper (1903–1942) geschaffenes Gedicht, d​as in Rudolf Zöbeleys Vertonung a​us dem Jahr 1941 Eingang i​n zahlreiche Gesangbücher gefunden hat.[1]

Er weckt mich alle Morgen im Evangelischen Gesangbuch, EG 452

Inhalt

Das a​m 12. April 1938 entstandene Gedicht[2] erschien 1938 i​n dem Band Kyrie. Geistliche Lieder. u​nter dem Titel Morgenlied[3]. Klepper schickte i​hm programmatisch d​en Bibelvers voraus:

„Er w​eckt mich a​lle Morgen; e​r weckt m​ir das Ohr, daß i​ch höre w​ie ein Jünger. Der Herr h​at mir d​as Ohr geöffnet; u​nd ich b​in nicht ungehorsam u​nd gehe n​icht zurück. Denn i​ch weiß daß i​ch nicht zuschanden werde. Er i​st nahe, d​er mich gerecht spricht. (Jes 50,4–8 )“

Kleppers Tagebucheintrag v​om 12. April 1938 i​st dieses Bibelwort ebenfalls vorangestellt, u​nd er schreibt weiter:

„Weicher, glänzender Tag. Meine kleinen Osterbesorgungen für Mutter, Frau u​nd Töchter. In unserem a​lten Garten i​n der Seestraße blühen d​ie alten Kirschbäume s​o schön. […] Ich schrieb h​eute ein Morgenlied über Jesaja 50, 4.5.6.7.8, d​ie Worte, d​ie mir d​en ganzen Tag n​icht aus d​em Ohr gegangen waren.“[2]

Text

1. Er weckt mich alle Morgen;
er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
daß ich mit seinem Worte
begrüß’ das neue Licht.
Schon an der Dämmerung Pforte
ist er mir nah und spricht.

2. Er spricht wie an dem Tage,
da er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage;
nichts gilt mehr als sein Ruf!
Das Wort der ewigen Treue,
die Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs neue
so wie ein Jünger hört.

3. Er will, daß ich mich füge.
Ich gehe nicht zurück.
Hab’ nur in ihm Genüge,
in seinem Wort mein Glück.
Ich werde nicht zuschanden,
wenn ich nur ihn vernehm’:
Gott löst mich aus den Banden!
Gott macht mich ihm genehm!

4. Er ist mir täglich nahe
und spricht mich selbst gerecht.
Was ich von ihm empfahe,
gibt sonst kein Herr dem Knecht.
Wie wohl hat’s hier der Sklave –
der Herr hält sich bereit,
daß er ihn aus dem Schlafe
zu seinem Dienst geleit’!

5. Er will mich früh umhüllen
mit seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag’.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag![4]

Das Lied findet s​ich u. a. i​m Evangelischen Gesangbuch (EG 452) u​nd im Gesangbuch Feiern & Loben (FL 454), s​owie im Reformierten Gesangbuch d​er deutschen Schweiz (RG 574).

Literatur

  • Jochen Klepper: Kyrie. Geistliche Lieder; Berlin-Steglitz: Eckart-Verlag, 1938
  • Reinhard Deichgräber (T.), Diana Rothaug (M.): 452 – Er weckt mich alle Morgen. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 8. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-50331-8, S. 49–54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Er weckt mich alle Morgen. In: Christliche Liederdatenbank. Abgerufen am 10. Juni 2021 (Die Liederdatenbank listet beispielsweise 36 Gesangbücher aus dem reformatorischen Spektrum auf, in die das Lied Eingang gefunden hat.).
  2. Jochen Klepper: Unter dem Schatten deiner Flügel. Aus den Tagebüchern der Jahre 1932–1942. Hrsg. von Hildegard Klepper. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1956, S. 577 (Tagebucheintrag zum 12. April 1938).
  3. Jochen Klepper: Kyrie. Geistliche Lieder.Berlin, 1938, S. 9.
  4. Jochen Klepper: Kyrie. Geistliche Lieder.Berlin, 1938, S. 9–11.
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