Entführung von Chowchilla
Am 15. Juli 1976 wurden im kalifornischen Chowchilla der Fahrer eines Schulbusses und 26 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren entführt. Die drei Entführer hielten ihre Opfer in einem Lastwagenanhänger gefangen, den sie in einem Tagebau bei Livermore vergraben hatten. Ziel der Entführung war die Erpressung von Lösegeld. Nach 16 Stunden unter der Erde konnten sich die Opfer selbst befreien. Die Täter, der Sohn des Besitzers des Tagebaus und zwei seiner Freunde, wurden zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.
Tathergang
Am Donnerstag, dem 15. Juli 1976 gegen 16:00 Uhr fuhr der Schulbusfahrer Frank Edward Ray 26 Schüler der Dairyland-Grundschule von einem Ausflug zum Schwimmbad zurück nach Hause, als ein Lieferwagen die Straße vor dem Bus blockierte. Ray stoppte den Bus, der daraufhin von drei bewaffneten und maskierten Männern entführt wurde. Einer der Männer richtete eine Waffe auf Ray, während ein anderer den Bus fuhr und der dritte ihnen im Lieferwagen folgte.[1]
Die Entführer versteckten den Bus im trockenen Flussbett des Berenda Slough, eines flachen Seitenarms des Chowchilla River, wo bereits ein zweiter Van abgestellt worden war. Bei beiden Fahrzeugen der Täter waren die rückseitigen Fenster schwarz lackiert und die Innenräume verstärkt. Unter vorgehaltener Waffe wurden die Opfer in die beiden Lieferwagen getrieben und dann 11 Stunden lang herumgefahren, bevor sie schließlich in einen Steinbruch bei Livermore gebracht wurden. Dort zwangen die Entführer sie, über eine Leiter in einen dort vergrabenen Lkw-Anhänger hinabzusteigen, den sie mit einigen Lebensmitteln, Wasser und Matratzen ausgestattet hatten.[2]
Die eingeschlossenen Entführungsopfer stapelten schließlich die Matratzen so aufeinander, dass einige von ihnen die Luke im Dach des Fahrzeugs erreichen konnten, die mit einem schweren Blech abgedeckt und mit zwei Industriebatterien zusätzlich beschwert worden war. Nach mehreren Stunden gelang es Ray und einem der Schüler, die Klappe mit einem Stück Holz zu verkeilen und die Batterien zu bewegen. Im Anschluss gruben sie den Schutt ab, der den Eingang blockierte.[2] Sechzehn Stunden, nachdem sie in dem vergrabenen Lastwagen eingesperrt worden waren, konnte sich die Gruppe befreien.
Erst fünf Monate nach der Entführung wurden die Kinder wegen ihres Traumas psychologisch untersucht.[3]
Festnahmen und Verurteilungen
Der 24-jährige Frederick Newhall Woods IV, der Sohn des Besitzers des Tagebaus, in dem das Versteck vergraben war, sowie zwei seiner Freunde, die Brüder James und Richard Schoenfeld, bekannten sich nach zweiwöchigen Ermittlungen und Fahndungen der Entführung schuldig. Sie wurden zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.
Richard Schoenfeld wurde 2012 aus der Haft entlassen,[4] sein Bruder James im Jahr 2015. Woods stellte wiederholt Anträge auf vorzeitige Haftentlassung, diese wurden jedoch stets abgelehnt, zuletzt im Oktober 2019.
Verfilmungen
1993 wurde die Entführung unter dem Titel Schulfahrt ohne Wiederkehr verfilmt.[5] Karl Malden spielte darin seine letzte Filmrolle.[6]
Einzelnachweise
- Michael Taylor, Chronicle Staff Writer: Chowchilla nightmares / 25 years later, kidnap victims still struggling to forget past. 15. Juli 2001, abgerufen am 14. Mai 2020.
- Chowchilla bus kidnapping survivor: "I felt like I was an animal going to the slaughterhouse". Abgerufen am 14. Mai 2020 (englisch).
- Silvia Schneider, Jürgen Margraf: Lehrbuch der Verhaltenstherapie: Band 3: Störungen im Kindes- und Jugendalter, Springer Science & Business Media, 2009, S. 610
- Paroled Chowchilla school bus kidnapper living in Mountain View. In: The Mercury News. 22. Juni 2012, abgerufen am 14. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).
- Schulfahrt ohne Wiederkehr
- Trivia