Endenergie
Endenergie ist von Industrie, Haushalt, Gewerbe und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft eingesetzte Energie. Sie kann als Primärenergieträger vorliegen (z. B. Erdgas) oder bereits in eine sekundäre Energieform umgewandelt worden sein. Beispielsweise wird die chemische Energie von Kohle in Kraftwerken in elektrische Energie umgewandelt und als elektrischer Strom bereitgestellt und Rohöl (Erdöl) wird in Raffinerien in Kraftstoffe für den Verkehr gewandelt.
Da bei der Umwandlung ein Teil der Energie verloren geht (bzw. physikalisch korrekter in nicht mehr weiter nutzbare Energieformen umgewandelt wird), ist die Summe des Endenergiebedarfs geringer als die Summe des Primärenergiebedarfs. Der Primärenergiebedarf enthält also auch alle Umwandlungs- und Übertragungsverluste. In Energiebilanzen wird der Weg der Energie vom Primärenergieaufkommen über die teilweise Wandlung in sekundäre Energieträger detailliert nachvollzogen und oftmals auch grafisch dargestellt.
Von der Endenergie kann noch die Nutzenergie unterschieden werden. Beispielsweise ist die Nutzenergie einer Glühbirne nur der Teil des Stroms, der in Licht gewandelt wird. Der Quotient aus Nutzenergie und eingesetzter Endenergie ist der Wirkungsgrad des eingesetzten Gerätes.
Endenergiebedarf
Da ein Teil der Primärenergieträger zunächst in Sekundärenergieträger (wie z. B. Strom oder Kraftstoffe) umgewandelt wird, weicht die Aufteilung des Endenergiebedarfs nach Energieträgern erheblich von der des Primärenergiebedarfs ab.
Welt
Der Endenergiebedarf lag laut Internationaler Energieagentur (IEA) im Jahr 2018 weltweit insgesamt bei 14.282 Millionen Tonnen Öleinheiten (Mtoe)[1], entsprechend 598 Exajoule (EJ).[2] Davon entfielen auf die einzelnen Energieträger:
Energieträger | Anteil |
---|---|
Öl | 31,6 % |
Kohle, Torf | 26,9 % |
Erdgas | 22,8 % |
Biomasse und Abfall | 9,3 % |
Kernenergie | 4,9 % |
Wasserkraft | 2,5 % |
Andere (beinhaltet Geothermie, Solarenergie, Windkraft, Wärme etc.) | 2,0 % |
Deutschland
Der Verkehr hat den größten Anteil am Endenergieverbrauch in Deutschland. Die 41,304 Millionen Haushalte verbrauchten 2018 etwa 26 % der Endenergie.[3]
Sektor | absolut in Petajoule | relativ |
---|---|---|
Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe (Industrie) | 2.601 | 29,0 % |
Verkehr | 2.743 | 30,6 % |
Private Haushalte | 2.320 | 25,8 % |
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen | 1.299 | 14,5 % |
Insgesamt | 8.963 | 100,0 % |
Bedeutendster Endenergieträger sind die Mineralölprodukte, gefolgt von Gasen und elektrischem Strom. Anders als beim Primärenergieverbrauch spielen Kohlen keine große Rolle beim Endenergieverbrauch. Eine wachsende Bedeutung haben die erneuerbaren Energieträger und darunter insbesondere die Biomasse.
Energieträger | absolut in Petajoule | relativ |
---|---|---|
Steinkohle | 360 | 4,0 % |
Braunkohle | 86 | 1,0 % |
Kraftstoffe und übrige Mineralölprodukte | 2.693 | 30,0 % |
Heizöl schwer | 11 | 0,1 % |
Heizöl leicht | 542 | 6,0 % |
Gase
Flüssiggas, Raffineriegas, Kokereigas, Gichtgas und Naturgase |
2.294 | 25,6 % |
Strom | 1.848 | 20,6 % |
Fernwärme | 394 | 4,4 % |
Brennholz, Brenntorf, Klärschlamm und Müll | 735 | 8,2 % |
Insgesamt | 8.963 | 100,0 % |
Österreich
Sektor | absolut in Petajoule | relativ |
---|---|---|
Landwirtschaft | 22,40 | 2,0 % |
Sachgüterproduktion | 323,65 | 28,8 % |
Transport | 402,45 | 35,7 % |
Dienstleistungsbereich | 105,33 | 9,4 % |
Private Haushalte | 272,11 | 24,2 % |
Insgesamt | 1.125,95 | 100 % |
Energieträger | absolut in Petajoule | relativ |
---|---|---|
Steinkohle, Koks | 11,85 | 1,1 % |
Braunkohle | 1,93 | 0,2 % |
Mineralölprodukte
Diesel, Benzin, Petrolkoks, Gasöl, Heizöl, Petroleum |
426,75 | 37,9 % |
Gase
Flüssiggas, Naturgas, Gichtgas, Kokereigas |
204,80 | 18,2 % |
Biogene Brenn- und Treibstoffe, Brennholz | 149,41 | 13,3 % |
Elektrische Energie | 227,07 | 20,2 % |
Fernwärme | 70,73 | 6,3 % |
Brennbare Abfälle | 11,46 | 1,0 % |
Umgebungswärme etc. | 21,95 | 2,0 % |
Insgesamt | 1.125,95 | 100 % |
Schweiz
Erdölprodukte deckten 2018 mit 409,93 Petajoule knapp die Hälfte des schweizerischen Endenergieverbrauchs. Die Erdölprodukte haben in der Schweiz also eine größere Bedeutung als in Deutschland; beim Erdgas ist es genau umgekehrt. Ein Viertel des Endenergiebedarfs wurde 2018 durch elektrischen Strom gedeckt.[6] Durch Energieeffizienzmassnahmen hat der Endenergieverbrauch pro Kopf von 2000 bis 2019 um rund 18 Prozent abgenommen.[7]
Energieträger | absolut in Petajoule | relativ |
---|---|---|
Erdölprodukte | 409,93 | 49,3 % |
Elektrizität | 207,53 | 25,0 % |
Gas | 112,28 | 13,5 % |
Kohle | 4,29 | 0,5 % |
Holzenergie | 38,31 | 4,6 % |
Fernwärme | 19,40 | 2,3 % |
Industrieabfälle | 10,87 | 1,3 % |
Übrige erneuerbare Energien | 28,27 | 3,4 % |
Insgesamt | 830,88 | 100,0 % |
Speziellere Definitionen
Endenergie von Gebäuden im Sinne der Energieeinsparverordnung
Die im EnEV-Energieausweis angegebenen Werte für den Primär- und Endenergiebedarf von Gebäuden enthalten nicht erneuerbare Energie, die „im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zu dem Gebäude erzeugt […] wird,“ (z. B. Wärme aus einem Sonnenkollektor).
Bruttoendenergiebedarf
In der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Richtlinie 2009/28/EG) wurde in Artikel 2 Punkt f ein Bruttoendenergiebedarf definiert:
„Energieprodukte, die der Industrie, dem Verkehrssektor, Haushalten, dem Dienstleistungssektor einschließlich des Sektors der öffentlichen Dienstleistungen sowie der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft zu energetischen Zwecken geliefert werden, einschließlich des durch die Energiewirtschaft für die Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung entstehenden Elektrizitäts- und Wärmeverbrauchs und einschließlich der bei der Verteilung und Übertragung auftretenden Elektrizitäts- und Wärmeverluste[.]“[8]
Anders als beim klassisch definierten Endenergieverbrauch sind im Bruttoendenergieverbrauch also auch ein Teil der Verluste bei Erzeugung und Transport einberechnet.
Literatur
- Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e. V.: Vorwort zu den Energiebilanzen für die Bundesrepublik Deutschland (PDF; 165 kB), Stand August 2010, abgerufen am 28. September 2013.
- Hans Georg Buttermann, Tina Baten: Bestimmung des „Bruttoendenergieverbrauch“ nach den Vorschriften der EU-RL/2009/28/EG auf Basis der Daten der AG-Energiebilanzen (inklusive revidierten Daten für die Jahre 2005 bis 2009), Kurzstudie im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), durchgeführt von EEFA – Energy Environment Forecast Analysis, Münster, Berlin, im November 2012.
Einzelnachweise
- IEA: Key World Energy Statistics 2020 (PDF; 1,2 MB), abgerufen am 31. Mai 2021.
- Umrechnung mit Wolfram|Alpha, abgerufen am 31. Mai 2021.
- Gesamtausgabe der Energiedaten – Datensammlung des BMWI. xlsx Dokument. In: bmwi.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 22. Juni 2020, abgerufen am 26. August 2020.
- Gesamtenergiebilanz Österreich 1970 bis 2018 (Überblick). xlsx Dokument. In: statistik-austria.at. Bundesanstalt Statistik Österreich, 14. Januar 2020, abgerufen am 27. August 2020.
- EEV 2005 bis 2018 nach ET und Nutzenergiekategorien für Österreich. xlsx Dokument. In: statistik-austria.at. Bundesanstalt Statistik Österreich, 12. Dezember 2019, abgerufen am 27. August 2020.
- Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2018. Bundesamt für Energie BFE, 10. Juli 2019, S. 21, Tabelle 14, abgerufen am 26. August 2020.
- Hanspeter Guggenbühl: Klimaziel erfordert radikale Wende unserer Energieversorgung. In: infosperber.ch. 27. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
- Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23. April 2009 zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zur Änderung und anschließenden Aufhebung der Richtlinien 2001/77/EG und 2003/30/EG