Einstellungsanomalie

Als Einstellungsanomalie bezeichnet m​an eine regelwidrige Einstellung d​es Fötus (zu gebärendes Kind) i​m Becken, d​ie zu Komplikationen d​es normalen Geburtsverlaufes führen kann.

Klassifikation nach ICD-10
O64 Geburtshindernis durch Lage-, Haltungs- und Einstellungsanomalien des Feten
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

In Vorbereitung a​uf die Geburt n​immt der geburtsreife Fötus normalerweise e​ine Position ein, d​ie den Ablauf d​er Geburt begünstigt bzw. überhaupt e​rst ermöglicht. Diese besteht i​n einem "hohen Kopfquerstand" (der Kopf d​es Kindes i​st quer z​um querovalen Beckeneingang d​es mütterlichen Beckens ausgerichtet) u​nd einem "hohen Schulterquerstand".

Anomalien

  • hoher Geradstand: Der Kopf steht im oder über dem Beckeneingang mit der Pfeilnaht im graden Durchmesser. Es wird zwischen dem vorderen hohen Geradstand (Hinterkopf des Kindes ist zum Schambein gerichtet) und dem hinteren hohen Geradstand (Hinterkopf ist zum Kreuzbein gerichtet) unterschieden. Der vordere hohe Geradstand kommt etwa 2 bis 3 Mal so häufig wie der hintere hohe Geradstand vor. Ursache ist meist eine Beckenanomalie bei der gebärenden Frau, z. B. ein langes, verengtes oder plattes Becken. Wenn diese Lage auch nach Schmerzmittelgabe, Entspannung und Lagewechsel der Mutter bestehen bleibt, kann eine Schnittentbindung nötig werden.
  • Scheitelbeineinstellung (Asynklitismus): hier steht der Kopf zwar quer auf dem Beckeneingang, aber nach vorn oder hinten gekippt.
    • Die vordere Scheitelbeineinstellung (Quere Pfeilnaht weicht nach sakral ab = „Nägele-Obliquität“) gilt als prognostisch günstiger, Spontangeburt möglich.
    • Die hintere Scheitelbeineinstellung (Quere Pfeilnaht weicht nach ventral ab = „Litzmann-Obliquität“) gilt als pathologisch, Geburt meist nicht spontan möglich.
      • Merke: vordere Einstellung: „vörderlich“; hintere Einstellung: „hinderlich“.
  • tiefer Kopfquerstand: Dies ist die häufigste Einstellungsanomalie, hier bleibt die natürliche Drehung des Kopfes um 90° im Geburtskanal aus. Durch Lagewechsel der Mutter wird versucht, eine Drehung zu unterstützen. Bleibt sie aus, kann eine vaginal-operative Entbindung nötig werden (Zange, Saugglocke).
  • hintere Hinterhauptslage: hier weist das Gesicht des Kindes nicht wie normalerweise zum Rücken der Mutter, sondern zum Bauch (Sternengucker), wobei der kindliche Kopf mit seinem größten Durchmesser durch das mütterliche Becken gleiten muss. Häufig kommt es zu einer verzögerten Geburt oder einem Geburtsstillstand, der mit einer vaginal-operativen Entbindung behandelt werden muss.

Hiervon abzugrenzen s​ind die Lageanomalien:

  • Quer- bzw. Schräglage – Das Kind liegt quer bzw. schräg in der Gebärmutter – geburtsunmögliche Lage, die ein Eingreifen (Wendung, Schnittentbindung) erforderlich macht.

Poleinstellungsanomalie: Beckenendlage - Steiß des Kindes stellt sich als vorangehender Teil (VT) ein. Verschiedene Formen: vollkommene Steißlage (geburtshilflich am günstigsten), vollkommene Steiß-Fuß-Lage, unvollkommene Steiß-Fuß-Lage, vollkommene Knielage, unvollkommene Knielage, vollkommene Fußlage, unvollkommene Fußlage. Spontanpartus unter bestimmten Bedingungen möglich (wird in der Regel nur bei vollkommener Steißlage in Erwägung gezogen).

Literatur

  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Begründet von Willibald Pschyrembel. Bearbeitet von der Wörterbuchredaktion des Verlages unter der Leitung von Helmut Hildebrandt. 261. Auflage. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-018534-8.
  • W. Pschyrembel, J. W. Dudenhausen: Praktische Geburtshilfe. 17. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1991, ISBN 3-11-012881-0, S. 294 ff.

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