Egino von Verona
Egino von Verona (* 8. Jahrhundert; † 27. Februar 802 auf der Insel Reichenau) war von 780 (?) bis 799 Bischof von Verona.
Leben
Egino stammte aus einer der führenden alemannischen Familien. Manche Indizien deuten auf ahalolfingische Herkunft. Möglicherweise war er mit Hildegard, der zweiten Frau Karls des Großen, verwandt. Jedenfalls gehörte er zu Karls Vertrauten und politischen Stützen. Nach der fränkischen Eroberung des Langobardenreichs 774 wurde Egino, wohl im Jahr 780, als neuer karolingischer Bischof von Verona eingesetzt. Dass der Reichenauer Benediktiner Radolt ihn dorthin begleitete und dass er selbst später die Reichenau als Rückzugsort wählte, deutet auf eine frühe Verbindung, vielleicht Zugehörigkeit zum Kloster.
Eginos Amtszeit in Verona scheint nicht konfliktfrei und seine Amtsniederlegung nicht nur eine Resignation aus Altersgründen gewesen zu sein. Hintergrund dürfte der beginnende Gegensatz zwischen dem nach Eigenständigkeit strebenden Karlssohn Pippin von Italien und dessen Vater gewesen sein. Dadurch wurde Egino als dezidiertem Mann Karls der Rückhalt entzogen. 799 bezog er die von ihm mit Erlaubnis Abt Waldos gegründete und reich ausgestattete Cella St. Peter und Paul an der Westspitze der Reichenau, was nicht ohne jahrelange Vorbereitungen geschehen sein kann. Erst nach einer Sedisvakanz von mehr als zwei Jahren wurde Radolt in Verona sein Nachfolger.
Nach seinem Tod 802 wurde Egino in der von ihm gegründeten Kirche beigesetzt. Die Grabstätte im Chor der heutigen romanischen Stiftskirche erhielt er im 12. Jahrhundert.
Bedeutung
Eginos Gedächtnis lebt vor allem durch seine Gründung auf der Reichenau fort. Außerdem verbindet sich sein Name mit einer Gruppe kostbarer oberitalienischer Handschriften, der Egino-Gruppe, die der Bischof bei seinem Weggang von Verona auf die Reichenau mit sich nahm. Die bedeutendste ist das Egino-Homiliar, ein Homiliar mit reicher Buchmalerei, das Egino offenbar im persönlichen Auftrag Karls zusammengestellt hat. Egino zählt zu den Trägern der sogenannten Karolingischen Renaissance und ist ein Seliger der katholischen Kirche.
Literatur
- Walter Berschin, Alfons Zettler: Egino von Verona: der Gründer von Reichenau-Niederzell (799), Reichenauer Texte und Bilder 8, Stuttgart 1999.
- Eduard Hlawitschka: Egino. In: Fiorella Bartoccini (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 42: Dugoni–Enza. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1993.
- Frank Hoffmann, Wolfgang Erdmann, Alfred Czarnetzki, Rolf Rottländer: Das Grab Bischofs Egino von Verona in St. Peter und Paul zu Reichenau-Niederzell, in: Helmut Maurer (Hg.): Die Abtei Reichenau. Neue Beiträge zur Geschichte und Kultur des Inselklosters, Sigmaringen 1974, S. 545–575.
- Ekkart Sauser: Egino von Verona. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 373–374.
- Karl Schmid: Egino. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 338 f. (Digitalisat).
- Alfons Zettler: Die karolingischen Bischöfe von Verona I. Studien zu Bischof Egino († 802), in: Sebastian Brather, Dieter Geuenich, Christoph Huth (Hg.): Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-022337-8, S. 363–388.
- Thomas Zotz: Egino, Bischof von Verona. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 3. Artemis & Winkler, München/Zürich 1986, ISBN 3-7608-8903-4, Sp. 1612.