Egidio Marzona
Egidio Marzona (* 1944 in Bielefeld) ist ein italienischer Kunstsammler, Mäzen und Verleger. Seine Sammlung gilt als die größte und bedeutendste Kunstsammlung zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts weltweit.
Leben und Werk
Der Großvater von Egidio Marzona wanderte um 1900 aus dem Friaul im Nordosten Italiens nach Deutschland aus und baute hier Schiffshebewerke; Marzonas Vater war Besitzer eines Betonwerks. Marzona selbst arbeitete als Galerist und Verleger. Seit 1968 sammelt er Werke der Arte Povera, des Minimalismus und der Konzeptkunst. Ergänzend dazu legte er ein Archiv von etwa 40000 Briefen, Fotografien, Entwürfen, Zeitschriften und Katalogen an. 1972 gründete er in Bielefeld eine Galerie und engagierte sich im Bielefelder Kunstverein. 2002 verkaufte er 700 Werke für ein Drittel des Marktwertes an die Staatlichen Museen, konkret der Nationalgalerie, dem Kupferstichkabinett und der Kunstbibliothek; 2014 gingen weitere 372 Werke an die Nationalgalerie.
Marzona lebt zeitweise in Berlin und Italien in Villa de Verzegnis im Friaul. Hier stellt er ganzjährig und kostenlos zeitgenössische Kunst in einem Freilichtmuseum aus. Die Ausstellung ist Teil des musealen Systems von Karnien.
Marzona wurde 2014 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet.
Archiv der Avantgarden
Das von Marzona zusammengetragene Archiv der Avantgarden des 20. Jahrhunderts ist Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.[1] Seit dem 10. Oktober 2017 wird es in einem Interim im Japanischen Palais in Dresden präsentiert. Es soll im benachbarten Blockhaus einen eigenen Standort bekommen und 2023 eröffnen.[2]
Zur Kollektion gehören unter anderem Werke von Bruce Nauman, Lawrence Weiner, Richard Serra, Richard Nonas, Dan Graham, Jannis Kounellis, Mario Merz und Richard Long.
Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten
2018 errichtete Egidio Marzona die „Marzona Stiftung neue Saalecker Werkstätten“ mit Sitz in Naumburg (Saale).[3] Die gemeinnützige Stiftung widmet sich der Förderung von Designern, Handwerkern, Architekten und Künstlern durch die Vergabe von Stipendien, die Schaffung von Bildungsangeboten und den Austausch von Akteuren aus Politik, Kultur und Wirtschaft.[4] Außerdem befasst sich die Stiftung mit der Erhaltung, Erforschung und Vermittlung der Saalecker Werkstätten im historischen und zeitgeschichtlichen Kontext.[5]
Seit 2020 finden an der durch die „Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten“ gegründeten dieDAS – Design Akademie Saaleck in den Gebäuden der ehemaligen Saalecker Werkstätten erste internationale Fellowship-Programme sowie Bildungs- und Informationsveranstaltungen statt. Die Sanierung der denkmalgeschützten Anlage nach einem Masterplan der dänischen Architektin Dorte Mandrup soll 2025 abgeschlossen sein.
Weblinks
- Archiv der Avantgarden. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Umzug. Kunstsammlung Egidio Marzona in Berlin. Abgerufen am 27. Mai 2016.
- Sammler Egidio Marzona. Die Kunst des Schenkens. Abgerufen am 27. Mai 2016.
- How to build? The Modernist Book. Architecture of the 20th Century from the Marzona Collection. Abgerufen am 28. Februar 2022.
Einzelnachweise
- Christiane Habermalz: Verlust für Berlin. deutschlandradiokultur.de, 20. Juli 2016, abgerufen am 23. Juli 2016.
- Presse: Archiv der Avantgarden. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, 9. Oktober 2017, abgerufen am 10. Oktober 2017.
- Collector Egidio Marzona buys eastern German castle to host design academy. Abgerufen am 2. Dezember 2020.
- Design-Fellowship mitten in Deutschland. Abgerufen am 2. Dezember 2020 (englisch).
- FOCUS Online: Halle (Saale): Neue Stiftung: Mäzen Marzona will „Saalecker Werkstätten“ wieder aufleben lassen. Abgerufen am 2. Dezember 2020.