Echter Knoblauchschwindling
Der Echte Knoblauchschwindling (Mycetinis scorodonius, syn. Marasmius scorodonius), auch Echter Mousseron oder Kleiner Knoblauchschwindling genannt, ist eine in Mitteleuropa teils sehr häufige Pilzart aus der Familie der Omphalotaceae[1].
Echter Knoblauchschwindling | ||||||||||||
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Echter Knoblauchschwindling (Mycetinis scorodonius) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Mycetinis scorodonius | ||||||||||||
(Fr. : Fr.) A.W. Wilson & Desjardin |
Merkmale
Makroskopische Merkmale
Die Fruchtkörper erscheinen verteilt oder „gesellig“. Der Hut wird meist 1 bis 2, selten bis 4 Zentimeter breit, ist ausgebreitet und oft runzelig. Seine Farbe ist blassbraun bis lederfarben. Die eher entfernt stehenden, weißlichen Lamellen sind trocken kraus, sind am Grund oft aderig querverbunden und schmal am Stiel angeheftet. Der Stiel ist zäh und röhrig. Er ist oberflächlich kahl, glänzend und rotbraun gefärbt, an der Basis braunschwarz und oben meist blasser. Er wird 2 bis 6 Zentimeter lang und 0,5 bis 3 Millimeter stark und nach unten hin verjüngt. Das blasse, sehr dünne und zähe Fleisch schmeckt mild und schmeckt und riecht sehr intensiv nach Knoblauch oder Zwiebeln. Das Sporenpulver erscheint weiß.
Mikroskopische Merkmale
Die Sporen sind ellipsoid bis schmal tropfenförmig und messen 6 bis 10 auf 3 bis 5 Mikrometer. Ihre Oberflächen sind glatt. Es finden sich Schnallenverbindungen im Gewebe. Zystiden finden sich an den Lamellenschneiden (Cheilozystiden), hingegen nicht auf den Lamellenseiten (Pleurozystiden). Die Cheilozystiden erreichen bis zu 40 auf 11 Mikrometer und sind zylindrisch bis keulig oder auch unregelmäßig geformt. Der Aufbau der Huthaut ist ähnlich dem der Fruchtschicht (Hymeniderm).[2] [3]
Artabgrenzung
Es gibt einige ähnliche Arten mit Knoblauchgeruch wie den Saitenstieligen Knoblauchschwindling (Mycetinis alliaceus) oder Mycetinis copelandii und Mycentinis olidus. Der in größeren Mengen möglicherweise unverträgliche Saitenstielige Knoblauchschwindling fruchtet auf totem Buchenholz. Die Nordamerikanischen Arten Mycetinis copelandii und Mycentinis olidus haben samtig bis haarige Stiele und längere Sporen.[3] Der Nadel-Zwergschwindling (Marasmiellus perforans) unterscheidet sich durch einen glanzlos schwarzbraunen Stiel und einen anderen, unangenehmen Geruch.[4][5][6]
Verbreitung und Ökologie
Der Pilz kommt unter anderem im östlichen Teil Nordamerikas und in Europa vor.[7][3] Die Art lebt als Folgezersetzer (Saprobiont) auf Nadelstreu, Holzresten oder zwischen Gräsern in Nadelwäldern und auf Waldwiesen. Die Fruchtkörper erscheinen von Juni bis November, nach starkem Regen oft sehr zahlreich. Bei Trockenheit können sie zusammenschrumpeln und mit Feuchte wieder prall werden und sich erholen.[4]
Bedeutung
Der Echte Knoblauchschwindling ist essbar. Er ist vor allem in Frankreich ein geschätzter, ergiebiger Würzpilz. Die Fruchtkörper können auch getrocknet werden, ohne das Aroma zu verlieren.[4][6]
Systematik und Taxonomie
Die offizielle wissenschaftliche Erstbeschreibung der Art findet sich unter dem Namen Agaricus scorodonius in dem 1815 erschienenen ersten Band der „Observationes mycologicae“ von Elias Magnus Fries.[8] Das Art-Epitheton bezieht sich auf den Knoblauchgeschmack der Fruchtkörper. Er ordnete sie später in den 1836 erschienenen „Anteckningar öfver de i Sverige växande ätliga svampar“ in die Gattung der Schwindlinge (Marasmius) ein.[9] In einem 2005 veröffentlichten Artikel separieren die Wissenschaftler Andrew W. Wilson und Dennis E. Desjardin die Art zusammen mit anderen knoblauchigen Marasmius-Arten aufgrund von Erbgutuntersuchungen von den Schwindlingen und greifen dazu die 1909 eingeführte Gattungsbezeichnung Mycetinis wieder auf.[2]
Quellen
Literatur
- Svengunnar Ryman, Ingmar Holmåsen: Pilze. Über 1.500 Pilzarten ausführlich beschrieben und in natürlicher Umgebung fotografiert. Bernhard Thalacker, Braunschweig 1992, ISBN 3-87815-043-1.
- Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 3: Röhrlinge und Blätterpilze. Teil 1: Strobilomycetaceae und Boletaceae, Paxillaceae, Gomphidiaceae, Hygrophoraceae, Tricholomataceae, Polyporaceae (lamellige). Mykologia, Luzern 1991, ISBN 3-85604-030-7.
Einzelnachweise
- Jadson J. S. Oliveira, Ruby Vargas-Isla, Tiara S. Cabral, Doriane P. Rodrigues, Noemia K. Ishikawa: Progress on the phylogeny of the Omphalotaceae: Gymnopus s. str., Marasmiellus s. str., Paragymnopus gen. nov. and Pusillomyces gen. nov. In: Mycological Progress. Band 18, Nr. 5, Mai 2019, ISSN 1617-416X, S. 713–739, doi:10.1007/s11557-019-01483-5.
- Andrew W. Wilson, Dennis E. Desjardin: Phylogenetic relationships in the gymnopoid and marasmioid fungi (Basidiomycetes, euagarics clade). In: Mycologia. Band 97, 3, Mai/Juni, 2005, ISSN 0027-5514, S. 667–679, doi:10.3852/mycologia.97.3.667, PMID 16392255 (englisch, mycologia.org [PDF]).
- Michael Kuo: Mycetinis scorodonius. In: MushroomExpert.com website. Januar 2013, abgerufen am 20. Mai 2013 (englisch).
- Edmund Michael (Begründer), Bruno Hennig, Hanns Kreisel (Hrsg.): Handbuch für Pilzfreunde. Band 1: Hanns Kreisel (Hrsg.): Die wichtigsten und häufigsten Pilze mit besonderer Berücksichtigung der Giftpilze. 5., überarbeitete Auflage. Fischer, Stuttgart u. a. 1983, ISBN 3-437-30436-4, S. 270.
- Andreas Gminder: Handbuch für Pilzsammler. 340 Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11472-8, S. 152.
- Hans E. Laux: Der große Kosmos-Pilzführer. Alle Speisepilze mit ihren giftigen Doppelgängern. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2010, ISBN 978-3-440-12408-6.
- Scott A. Gordon, Ronald H. Petersen: Infraspecific variation among geographically separated collections of „Marasmius scorodonius“. In: Mycotaxon. Band 69, Oktober/Dezember, 1998, ISSN 0093-4666, S. 453–466 (englisch, org.uk).
- Elias Magnus Fries: Observationes mycologicae. Band 1. Bonnier, Kopenhagen 1815, S. 29.
- Elias Magnus Fries (Präses): Anteckningar öfver de i Sverige växande ätliga svampar. Palmblad, Sebell, Upsala 1836, S. 53.