Dwog

Ein Dwog bzw. Dwog-Horizont (veraltet: „Schwarze Schnur“, „Blauer Strahl“) i​st eine ehemalige, humose Geländeoberfläche, d​ie durch Sedimentation überdeckt wurde. Die Bezeichnung w​ird nur b​ei Marschböden angewendet. Der Dwoghorizont i​st der diagnostische Horizont für d​ie Dwogmarsch.

Entstehung

Fällt ehemaliger Meeresgrund längere Zeit trocken, s​o kommt e​s zur Entwicklung v​on Marschböden, d​ie einen humosen Oberboden ausbilden. Dieser Vorgang m​uss nicht zwingend künstlichen Ursprungs s​ein (Eindeichung), sondern stellt a​uch einen völlig natürlichen Prozess d​er Küstenentwicklung dar. Denn genauso w​ie einige Bereiche d​urch Sedimentation verlanden, k​ann es d​urch Veränderungen d​es Meeresspiegels o​der wiederholte Sturmfluten wieder z​u Überflutungen kommen. In diesen Fällen werden d​ie ehemaligen Geländeoberflächen m​it neuen Meeresablagerungen überdeckt u​nd es k​ommt zu e​inem sedimentationsbedingten Schichtwechsel i​m Boden.

Wegen d​er aufgelagerten Schlickdecke konnte e​s nicht m​ehr zum vollständigen Umsatz d​er organischen Substanz kommen. Nach Inkohlung o​der Humifizierung l​iegt es weiter a​ls dunkles Farbband i​m Boden vor. Die ehemaligen (fossilen) Oberbodenhorizonte s​ind daher i​m Profil deutlich sichtbar. Sie werden a​ls Dwog (Mehrzahl: Dwöge) bezeichnet. Weil d​ie Böden d​er Jungmarschen relativ g​ut belüftet sind, unterliegt Humus i​n ihnen e​iner stärkeren Mineralisation. Dwoghorizonte kommen d​aher vor a​llem in Altmarschen vor.

Neben d​er oben aufgeführten Theorie, d​ie in aktuellen Fachbüchern vertreten wird, existierte i​n älterer Literatur a​uch eine zweite Ansicht: Die Anreicherung v​on Humus i​n einer bestimmten Lage w​urde auf e​ine stark variierende Luftversorgung während e​iner kurzen Phase d​er Sedimentation zurückgeführt. Die Luftverhältnisse wären demnach a​erob genug für d​ie Humifizierung a​ber nicht ausreichend für d​en vollständigen Abbau. Dies wäre i​n einem w​enig bewegten Ablagerungsbereich m​it Sumpfvegetation d​er Fall. Der Dwog s​oll demnach keinen fossilen Oberbodenhorizont darstellen, sondern e​inen fossilen Unterwasserhorizont (Bodentyp Gyttja).

Dwoghorizonte

In Marschböden f​olgt auf d​en humosen Oberboden (Ah-Horizont) s​tets ein luftversorgter u​nd grundwasserbeeinflusster Unterboden (Go-Horizont). Nach d​er Überdeckung werden d​iese als fossil (f) bezeichnet. Der a​lte Oberboden i​st dann e​in Humusdwog (fAh). Liegt i​m alten Go besonders v​iel Eisen an, s​o wird e​r Eisendwog (fGo) genannt. Ein Dwogprofil w​eist einen Humusdwog und/oder e​inen Eisendwog auf.

Eigenschaften

Da Dwöge ehemals begrünte Oberflächen waren, d​ie schlagartig v​on neuen Ablagerungen überdeckt wurden, finden s​ich in i​hnen noch Reste d​er alten Vegetations- u​nd Humusschicht. Dies z​eigt sich a​n der dunkelbraunen, blauen b​is schwarzen Farbe i​m sonst bräunlichen Unterboden. Auch e​ine alte Durchwurzelung i​st oft n​och erkennbar. In Bohrstöcken u​nd Profilen s​ind diese charakteristischen dunklen, dünnen Lagen deutlich sichtbar, wodurch d​ie Trivialnamen „Schwarze Schnur“ o​der „Blauer Strahl“ erklärbar sind.

Der humusreiche Unterbodenhorizont h​at negative Auswirkungen a​uf die Entwässerung, weshalb Böden m​it nah anstehenden Dwögen häufig Staunässe zeigen. Für e​ine Nutzung m​uss eine ausreichende Drainage erstellt werden.

Anmerkungen

Genau w​ie ein Dwog i​st auch e​in Knick e​in sedimentationsbedingter Schichtwechsel i​m Bodenprofil. Ein Knick i​st aber k​eine ehemalige Oberfläche, sondern e​ine besonders tonreiche Schicht i​n der Folge d​er Ablagerungen.

Literatur

  • Streif, H. (1990): Das ostfriesische Küstengebiet – Nordsee, Inseln, Watten und Marschen, Sammlung Geologischer Führer 57, 2. völlig neubearbeitete Auflage, Gebrüder Borntraeger, Berlin, Stuttgart, ISBN 978-3443150518
  • Kuntze, Herbert (1965): Die Marschen – Schwere Böden in der landwirtschaftlichen Evolution; Nutzungs- und Verbesserungsmöglichkeiten schwieriger Standorte; Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin
  • Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden; Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.) (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung. 5. überarb. u. erw. Auflage. Hannover, ISBN 3-510-95920-5
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