Duplexhaus
Ein Duplexhaus (auch: „Duplex-Haus“) ist ein Typengebäude, das planerisch und konstruktiv auf zwei unterschiedliche Nutzungsphasen ausgelegt ist. Diese Gebäudetypologie wurde von der Kieler Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. im Jahr 1949[1] für die Wohnungsbauprogramme, vor allem für das ERP-Programm 10.000 Flüchtlingswohnungen[2] in Schleswig-Holstein entwickelt und für die praktische Anwendung als Typengebäude und Mustergrundrisse in mehreren Varianten[3] publiziert.
„Der Grundgedanke des Duplex-Hauses ist der, dass die beiden Wohnungen im Erd- und Obergeschoss bei Lockerung der Wohnungsnot und Besserung der wirtschaftlichen Lage zu einem Einfamilienhaus vereinigt werden.. . . “
Duplexhäuser sind (in der Regel reihenhausartige) Gebäude, die als Einspänner mit jeweils mindestens zwei oder auch drei (Miet-)Wohnungen errichtet wurden. Der Baukörper war dabei 1 ½-geschossig (mit ausgebautem Dachgeschoss) oder 2- bis zu 2 ½-geschossig (mit anfangs häufig nicht ausgebautem Dachgeschoss) ausgebildet. Die Gebäude waren in der Anfangskonzeption bereits so ausgelegt, dass die Wohnungen – bei nachlassender Anspannung auf dem Wohnungsmarkt – zusammengelegt werden konnten. Die Zusammenlegung sollte z. B. zu größeren Wohnungen unter Einbeziehung und Verteilung der Räume im Dachgeschoss ohne (umfänglichen) Umbau funktionieren. Auch ein kompletter Umbau des Gebäudes zu einem Einfamilienhaus sollte möglich sein. Duplex-Grundrisse waren auch im Geschosswohnungsbau für horizontale Wohnungszusammenlegungen vorgesehen.
- Duplexhaus SH-Typ 167 als Einfamilienreihenhaus 1½ geschossig
- Duplexhaus SH-Typ 160 als Zwei- bis Dreifamilienreihenhaus 1½ - 2½ geschossig
- Duplexhaus SH-Typ 173 als Zwei- bis Dreifamilienreihenhaus 1½ - 2½ geschossig
- Duplexhäuser in Lübeck-Eichholz (von 1952)
- Duplexhäuser in Lübeck-Eichholz, Kaninchenbergweg (von 1952)
- Duplexhäuser SH-Typ 173 in der Moltkestraße in Kiel (von 1952)
Im ERP-Programm 10.000 Flüchtlingswohnungen wurden mehr als 2.000 Wohnungen in Duplexhäusern als ERP-Typ H (SH-Typ 160) errichtet. Insgesamt wurden in den 1950er Jahren mehr als 20.000 Duplexhäuser im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus in Schleswig-Holstein errichtet.[5]
Quellen und Literatur
- Astrid Holz, Dietmar Walberg, et al: Siedlungen der 50er Jahre – Modernisierung oder Abriss? Methodik zur Entscheidungsfindung über Abriss, Modernisierung oder Neubau in Siedlungen der 50er Jahre. Endbericht. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung -BBR-, Bonn (Förderer); Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V., Kiel (Ausführende Stelle); Bauforschungsbericht Nr. 56; Kiel 2006. ISBN 978-3-8167-7481-5
- Ulrich Haake; Ministerium für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): „10 Jahre Wohnungsbau in Schleswig-Holstein 1946 – 1956“, Kiel 1956
- Reinhold Nimptsch: „Produktive Flüchtlingshilfe der Gewerkschaften: Neue Organisationsmethoden für den Bau von 10.000 Wohnungen“; Köln 1950
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (Hrsg.): Johannes Scharre/Ulrich Haake: „Der Bau von 10.000 Flüchtlingswohnungen in Schleswig-Holstein (ERP-Sonderprogramm 1950) – Ergebnis, Methode, Erfahrungen und Folgerungen“, / Arbeitsgemeinschaft für produktive Flüchtlingshilfe e. V.; (Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für den Wohnungsbau Nr. 148 (2404/05)); Bauforschungsbericht der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. Nr. 2, Kiel 1952
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (Hrsg.): Haake, Ulrich: „Baukostensenkung durch Normung und Typisierung – ERP-Erfahrungen“; Mitteilungsblatt Nr. 40, Kiel 1953
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (Hrsg.): „Mustergrundrisse für den Wohnungsbau“; Mitteilungsblatt Nr. 10; Kiel, März 1949
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Schriftenreihe Bauen in Schleswig-Holstein, Heft 14: „Normteile für den Wohnungsbau (Landesbauformen)“; Kiel 1951
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Bauen in Schleswig-Holstein, Heft 13: „Wohnungstypen 1951 – Für das Schwerpunktprogramm und die Selbsthilfe“; Kiel 1951
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Bauen in Schleswig-Holstein, Heft 17: „Wohnungstypen 1952 – Für das Schwerpunktprogramm“; Kiel 1951
Einzelnachweise
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. (Hrsg.): „Mustergrundrisse für den Wohnungsbau“; Mitteilungsblatt Nr. 10; Kiel, März 1949
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Johannes Scharre, Ulrich Haake: „Der Bau von 10.000 Flüchtlingswohnungen in Schleswig-Holstein (ERP-Sonderprogramm 1950) – Ergebnis, Methode, Erfahrungen und Folgerungen“, / Arbeitsgemeinschaft für produktive Flüchtlingshilfe e.V.; (Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für den Wohnungsbau Nr. 148 (2404/05)); Bauforschungsbericht der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. Nr. 2, Kiel 1952, S. 10
- z. B.: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Bauen in Schleswig-Holstein Heft Nr. 13: „Wohnungstypen für das Schwerpunktprogramm und die Selbsthilfe“, Kiel Februar 1951; und: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Bauen in Schleswig-Holstein Heft Nr. 17: „Wohnungstypen für das Schwerpunktprogramm 1952“, Kiel 1951
- Fritz Keller: „Einleitung zum Typenheft“; in: Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Bauen in Schleswig-Holstein Heft Nr. 17: „Wohnungstypen für das Schwerpunktprogramm 1952“, Kiel 1951; S. 3
- Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): „Lage der Bauwirtschaft“ (1949–1951) Mitteilungsblätter: Hefte Nr. 12, Nr. 14, Nr. 20, Nr. 22, Nr. 24, Nr. 30, Heft Nr. 44; Die Bautätigkeit in Schleswig-Holstein (1953–1958) Mitteilungsblätter: Hefte Nr. 47, Nr. 50, Nr. 57, Nr. 61; Heft Nr. 67; Kiel, 1949–1959