Dorotheerkloster

Das Dorotheerkloster w​ar ein Augustiner-Chorherrenstift i​n Wien[1].

Dorotheerkirche und Kloster im Jahr 1724. Stich von Salomon Kleiner.

Die ursprüngliche Absicht, b​ei der Kirche St. Dorothea i​n Wien e​in Kloster z​u stiften g​eht auf Albrecht IV. zurück. Aufgrund seines frühen Todes konnte d​ie Gründung allerdings e​rst durch seinen Sohn Albrecht V. 1414 realisiert werden.

Das 1419 b​is 1422 d​urch den Znaimer Baumeister Nikolaus Altmann anstelle e​iner älteren, 1360 geweihten Dorotheakapelle errichtete Kirchenbau w​ar eine vergleichsweise kurze, dreischiffige Basilika, d​er dann e​in Hochchor m​it Netzgewölbe u​nd einem Sterngewölbe i​m Chorschluss zugefügt wurde. Die formale Ausgewogenheit d​es mit weiten Maßwerkfenstern u​nd komplexer Rippenfiguration ausgestatteten Dorotheerchores lässt, s​o Perger/Brauneis, a​uf die Bauhütte d​es Stephansdoms u​nter Laurenz Spenning a​ls für d​en Bau verantwortlich schließen. Die Weihe erfolgte 1473 d​urch den Patriarchen v​on Aquileja, Marco Barbo. Um 1620 w​urde der Kirche e​in schlanker Westturm zugefügt, d​er aber bereits 1702 zusammen m​it dem Kirchenschiff abgerissen u​nd bis 1704 d​urch eine monumentale barocke Zweiturmfassade m​it konkav einschwingenden Mittelteil n​ach Plänen v​on Matthias Steinl ersetzt wurde.

Neben d​em Schottenstift zählte St. Dorothea z​u den reichsten Klöstern Wiens. 1786 w​urde das Augustiner-Chorherrenstift i​m Zuge d​er Josephinischen Reformen aufgelöst.[2] In d​er Klosterkirche befand s​ich das berühmte Grabmal d​es Niklas v​on Salm (von Bildhauer Loy Hering) welches h​eute als Leihgabe d​er Familie Salm-Reifferscheidt i​n der Wiener Votivkirche aufgestellt ist.

An Stelle d​es 1898 abgebrochenen Dorotheerklosters[3] befindet s​ich dort h​eute das Palais Dorotheum.[4] Vis-a-vis d​em Dorotheerkloster befand s​ich das Königinkloster, welches ebenfalls i​m Zuge d​er Josephinischen Reformen aufgelöst wurde.

Literatur

  • Richard Perger und Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. (Wiener Geschichtsbücher, Bd. 19/20). Paul Zsolnay, Wien 1977, S. 169–176.
  • Zechmeister, Walter: St. Dorothea in Wien: Vier Erharde des 15. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg N. F. 21. Klosterneuburg 2011. S. 51–86.
  • Zechmeister, Walter: "Si cupis auctores paucis audire, viator" – Elegische Distichen über St. Dorothea in Wien. In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg N. F. 21. Klosterneuburg 2011. S. 87–114.
  • Zechmeister, Walter: Georg II. Prenner, Propst von Herzogenburg (1578–1590). Ein biographischer Überblick. In: 900 Jahre Stift Herzogenburg. Aufbrüche – Umbrüche – Kontinuität. Tagungsband zum wissenschaftlichen Symposium vom 22. – 24. September 2011. Hgg. v. Günter Katzler und Victoria Zimmerl-Panagl. Studienverlag, Innsbruck Wien Bozen 2013. S. 189–211.
  • Zechmeister, Walter: St. Dorothea in Wien – Die Augustiner Chorherren von 1414 bis 1534. MyMorawa, Wien 2019.
Commons: Dorotheerkloster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Formen der Herrschaftsrepräsentation und Selbstdarstellung habsburgischer Fürsten im Spätmittelalter, Universität Wien, Dissertation von Eva Bruckner, 2009
  2. Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus, MRFH 2800
  3. Grundrissplan der Stadt Wien von Bonifaz Wolmuet (1547), Digitalisat
  4. Felix Czeike: Wien Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Jugend und Volk, Wien 1993, S. 35

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