Dionysostheater
Das Dionysostheater (Neugriechisch: Θέατρο του Διονύσου) war das wichtigste Theater im antiken Griechenland und gilt als Geburtsstätte des Theaters der griechischen Antike und des Dramas überhaupt. Es gilt auch als das erste Theater der Welt. Es liegt am Südhang der Athener Akropolis. Seinen Namen erhielt es nach Dionysos, dem Gott des Weins und der Ekstase sowie des Wahnsinns. Ihm zu Ehren wurden in Athen alljährlich die Festspiele der Dionysien gefeiert. Dazu gehörten ursprünglich aus kultischen Gesangs-, Tanz- und Opferriten hervorgegangene Theatervorführungen, die im Dionysos-Theater stattfanden. Die berühmten klassischen Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides hatten ihre Uraufführung bei den Dionysien.
Geschichte
Das Dionysostheater war Teil des südlich der Akropolis gelegenen Heiligtum des Dionysos, zu dem außerdem ein Tempel gehörte. Ursprünglich wurde das Theater im 5. Jahrhundert v. Chr. als Sakralbau angelegt. Anfangs bestand es aus einer ebenerdigen Orchestra und einer schlichten hölzernen Skene. Die Zuschauer mussten in dieser Zeit an einem natürlichen Hang sitzen. 410 v. Chr. wurden hölzerne Sitzreihen erbaut. Der steinerne Bau, den man heute sehen kann, wurde in der Zeit um 330 v. Chr. errichtet. Die hölzernen Sitze wurden durch steinerne ersetzt. Hinzu kam ein steinernes Bühnengebäude und die Orchestra wurde in Marmor gefasst.
In der Zeit um 1863 wurde das Theater durch die Archäologische Gesellschaft Athen ausgegraben und von dem vor Ort wirkenden Architekten Ernst Ziller erstmals aufgenommen und dokumentiert.[1]
Bis etwa 2015 soll das Theater für mehrere Millionen Euro restauriert werden, nachdem bisherige Sicherungsarbeiten wegen Geldmangels nur zögernd vorangetrieben wurden.
Architektur
Das Dionysostheater verfügte über 78 Sitzreihen und bot Platz für 17.000 Zuschauer. Die erste Sitzreihe bestand aus 67 Marmorsitzen, die besonderen Würdenträgern vorbehalten waren. Der Zuschauerraum, die Cavea, lagerte sich halbkreisförmig um die Orchestra, auf welcher der Chor auftrat. In der Mitte der Orchestra stand ein Altar, auf dem Dionysos Opfer dargebracht wurden. Auf der Bühne, dem Proskenion, traten die Schauspieler auf. Dahinter befand sich das Bühnengebäude, die Skene. Die Paraskenien an den Seiten der Skene trugen an der Vorderseite je sechs dorische Säulen. Die Gestaltung der Sitzreihen ist erstaunlich ausgeklügelt. So erweitert sich die Breite der ringförmigen Gänge nach außen allmählich, je mehr Zuschauer sie aus den radialen Gängen aufnehmen müssen.
Literatur
- Ernst Robert Fiechter: Das Dionysos-Theater in Athen (= Antike griechische Theaterbauten Heft 5–7, 9). 4 Bände. Kohlhammer, Stuttgart 1934–50.
- Wolfgang W. Wurster: Die neuen Untersuchungen am Dionysostheater in Athen. In: Architectura 9, 1979, S. 58–76.
- Savas Gogos: Das Dionysostheater von Athen. Architektonische Gestalt und Funktion. Phoibos, Wien 2008, ISBN 978-3-85161-004-8.
- kritische Rezensionen: Lorenz E. Baumer, In: Museum Helveticum. Nr. 66, 3, 2009, S. 173–174; Hans Peter Isler, In: Gnomon. Nr. 83, 2011, S. 186–187; Antwort des Autors: Savas Gogos: Das Theater von Epidauros. Mit einem Beitrag zur Akustik des Theaters von Georgios Kampourakis. Phoibos-Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85161-051-2, S. 66–67 Anm. 117.
- Scott Scullion: The Fifth-Century Theatre of Dionysos. In: derselbe: Three Studies in Athenian Dramaturgy (= Beiträge zur Altertumskunde. Band 25). 2. Auflage. Teubner, Leipzig 2011, S. 3–66 (durch Verlag Walter de Gruyter).
- Christina Papastamati-von Moock: The Theatre of Dionysus Eleuthereus in Athens: New Data and Observations on its ‚Lycurgan‘ Phase. In: Eric Csapo, Hans Rupprecht Goette, J. Richard Green, Peter Wilson (Hrsg.): Greek Theatre in the Fourth Century BC. De Gruyter, Berlin/Boston 2014, S. 15–76 (abgerufen über De Gruyter Online).
Weblinks
- Athen, Dionysos-Theater (Achaea) auf der Seite Theatrum.de der Direktion Landesarchäologie Mainz
- Das Dionysos-Theater auf Ansichtskarten
Anmerkungen
- Journal der Archäologischen Gesellschaft in Athen 11, 1863; Das Theater des Dionysos zu Athen. Aufgenommen und gezeichnet von Ernst Ziller. Erläuternder Text von Leopold Julius. In: Zeitschrift für Bildende Kunst 13, 1878, S. 193–204. 236–242.