Dietrich Bangert
Leben
Dietrich Bangert studierte von 1962 bis 1969 Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt und an der Technischen Universität Berlin.[1] Seit 1970 ist er freischaffender Architekt, 1973–1992 in Partnerschaft mit Bernd Jansen, Stefan Scholz, Axel Schultes (BJSS),[2] von 1992 bis 1997 in Bürogemeinschaft mit Stefan Scholz (Bangert Scholz Architekten).[3] Ab 1997 führt er partnerschaftlich mit einer Architektin, mit der er schon seit 1990 bei BJSS zusammenarbeitete, das Büro Bangert Architekten.[3]
Im Rahmen von Gast- und Vertretungsprofessuren lehrte Dietrich Bangert an den Hochschulen Syracuse University NY - School of Architecture 1984 und 1986, Hochschule für Gestaltung Bremen 1987, Technische Hochschule Braunschweig 1987/88 und Technische Universität Darmstadt 2007–2009.[4][5]
Dietrich Bangert ist der Sohn des Architekten und Stadtplaners Wolfgang Bangert.
Werk
Im Jahr 1970 thematisierte Bangert im Wettbewerb Fußgängerbereich Zeil in Frankfurt am Main die Qualität von Aufenthalt und Anwesenheit des Menschen im öffentlichen Raum. Sein Konzept stellt der überdimensionalen Konsumfunktion in der Zeil eine dreischiffige Promenade unter Platanen gegenüber als belebtes Stadtbauelement und frei verfügbarer Erlebnisraum von hohem Identifikationswert.[6]
Das Projekt Dom-Römerberg-Bereich von 1980, ebenfalls in Frankfurt am Main, überhöht zum Abschluss eines 30-jährigen Wiederaufbaus diesen vielschichtig bedeutsamen Ort in der Inszenierung des öffentlichen Raums als bildhafte Erfahrung von Stadtgeschichte.[7] Zwischen Rekonstruktion am Römerberg und römisch-karolingischen Ruinen vor dem Dom setzt die Schirn die Zeugnisse aus allen Entwicklungsstufen der Stadt in einen Dialog und Raumzusammenhang, der den Prozess der Geschichte zeigt, also auch Zerstörung, Erneuerung und Widerspruch in gleichberechtigter Gegenwart unter freiem Himmel.[7] Ein substantieller Teil dieses Gedächtnisses der Stadt wurde durch die nachträgliche Überbauung des Historischen Gartens mit „Altstadt“ ausgeblendet und „das stadträumliche Konzept entstellt.“[7][8]
Bauten und Projekte (Auswahl)
Realisierte Projekte
Mit Nieper und Rolfes
- Fußgängerbereich Zeil Frankfurt a. M. 1970–1985 (mit. U. Nieper und W. Rolfes)
Als Partner bei BJSS
Bangert-Scholz Architekten
- 1986–1996: Konzerthaus Freiburg
- 1993–1996: Wohnbebauung Dannenwalder Weg, Schorfheidestraße, Berlin-Märkisches Viertel
- 1994–1995: Wohnhäuser Pfannschmidtstraße 61 und 67, Berlin-Karow[9]
- 1990–2000: Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven 1. Erweiterung
- 1995–2002: Industrie- und Handelskammer in Potsdam
- 1996–2000: Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin-Tiergarten
- 1996–2001: Tierheim Berlin, Hausvaterweg 39 in Berlin-Falkenberg[10]
Nicht realisierte Wettbewerbsprojekte
- 1978: Hotel Budapester Straße Berlin - WB 1. Preis[11]
- 1990: Neue Straße Ulm, Bibliothek und Stadtmuseum - WB 1. Preis[12]
- 2004: Kultur- und Kongresszentrum Regensburg Standort Donaumarkt - WB 1. Rang
- 2005: Kultur- und Kongresszentrum Regensburg Standort Unterer Wöhrd - WB 1. Rang
- 2007: Kultur- und Kongresszentrum Regensburg Standort Donaumarkt - WB 1. Preisgruppe[13]
- 2008: Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven 2. Erweiterung - WB 1. Preis[14]
- 2011: Wohn- und Geschäftsbebauung Uehlin-Areal Schopfheim - WB 1. Preis[15]
Literatur
- Kulturgesellschaft Frankfurt mbH (Hrsg.): Schirn am Römerberg Frankfurt am Main. Katalog zur Eröffnung, Frankfurt a. M. 1996, ISSN 0175-3045.
- Freiburger Stadtbau GmbH (Hrsg.): Konzerthaus Freiburg. Bangert, Schopfheim 1996, ISBN 3-925560-89-0.
- Finanzministerium Baden-Württemberg (Hrsg.): Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin. Katalog zur Eröffnung, Berlin 2000.
- Roland Burgard: Das Museumsufer Frankfurt – Architekten und Bauten. Birkhäuser, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-1881-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Helge Bofinger, Margret Bofinger (Hrsg.): Junge Architekten in Europa. Kohlhammer 1983, ISBN 3-1700-7713-9, S. 166.
- Franziska Puhan-Schulz: Museen und Stadtimagebildung: Amsterdam - Frankfurt/Main - Prag ; ein Vergleich. Transcript 2005, ISBN 3-8994-2360-7, S. 293.
- Günter Pfeifer: Sichtbeton. Verlag Bau + Technik, Erkrath 2006, ISBN 978-3-7640-0371-5, S. 43.
- Institut für Baugestaltung A, Technische Universität Braunschweig - Meinhard von Gerkan (Hrsg.): Frühjahrsakademie für Architektur Wolfenbüttel. Braunschweig 1987, S. 62–73.
- Dipl. Ing. Judith Reeh: Berliner Projekte 2007 - 2009. Hrsg.: Fachbereich Architektur - Fachgebiet Entwerfen und Gebäudelehre, Technische Universität Darmstadt. Darmstadt 2009.
- Dietrich Bangert: architektur + wettbewerbe. Hrsg.: Karl H. Krämer. aw 109. Krämer, Stuttgart 1982, ISBN 3-7828-3109-8, S. 72–74.
- Roland Burgard: Das Museumsufer Frankfurt – Architekten und Bauten. Birkhäuser, Basel 2020, ISBN 978-3-0356-1881-5, S. 60–65.
- Roland Günter: Der Deutsche Werkbund und seine Mitglieder 1907-2007: ein Beitrag des Deutschen Werkbunds zur Kulturhauptstadt Ruhr im Jahr 2010. Klartext 2009, ISBN 3-8986-1861-7, S. 586.
- Martin Kieren: Neue Architektur, Berlin 1990–2000 = New architecture, Berlin 1990–2000. Jovis, Berlin 1997, ISBN 3-931321-82-7, S. 256.
- Nils Ballhausen: Tierheim. Neubau einer Institution. Hrsg.: Bauverlag BV GmbH. Nr. 1-2.2002. Bauverlag BV GmbH, Gütersloh 1. November 2002, S. 16–24.
- Frank Werner: Die vergeudete Moderne. Europäische Architekturkonzepte nach 1950, die Papier geblieben sind. DVA, Stuttgart 1981, ISBN 978-3-421-02563-0.
- SW: Der "Städtebauliche Ideenwettbewerb Neue Straße" ist entschieden - Es gibt zwei erste und zwei zweite Preise. Hrsg.: Schwäbische Zeitung. Nr. 284, 10. Dezember 1990.
- Ira Mazzoni: Nach dem Regensburger Architektenwettbewerb. Hrsg.: Süddeutsche Zeitung. Nr. 289, 15. Dezember 2006, S. 42.
- N.A.: Erweiterung Deutsches Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven. Hrsg.: wettbewerbe aktuell. wettbewerbe aktuell Verlagsgesellschaft mbH, Freiburg Oktober 2008, S. 42/43.
- Andre Hönig: Ein "Schopfheimer Herz" ist Trumpf. In: Badische Zeitung. Badische Zeitung, 8. Juni 2011, abgerufen am 14. Februar 2021.