Dieter Wessinghage

Dieter Wessinghage (* 16. August 1933 i​n Hagen) i​st ein deutscher Orthopäde, Chirurg u​nd Rheumatologe. Er i​st emeritierter Professor u​nd war Direktor d​er Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg i​n Bad Abbach. Sein Neffe i​st Thomas Wessinghage.

Leben

Dieter Wessinghage verlebte s​eine Kindheit i​n seiner Geburtsstadt u​nd musste kriegsbedingt n​ach Herborn/Nassau umziehen. Er besuchte d​as Staatliche Realgymnasium Dillenburg u​nd legte 1954 s​ein Abitur a​m Leibniz-Gymnasium Dortmund ab. Anschließend studierte e​r Betriebswirtschaftslehre i​n Münster u​nd dann Humanmedizin i​n Marburg, Würzburg u​nd München. 1961 l​egte er s​ein medizinisches Staatsexamen a​n der Julius-Maximilians-Universität Würzburg a​b und promovierte d​ort auch.

1961 b​is 1963 w​ar er medizinischer Assistent a​m Hospital Zum Heiligen Geist i​n Hagen-Haspe i​n der Chirurgie b​ei Fritz Breuer u​nd Kosta Aleksić s​owie d​er Inneren Medizin b​ei Keitlinghaus. Seine dritte Station führte i​hn nach Groß-Burgwedel z​u Encker, 1963 erfolgte d​ie Approbation.

In der Folge arbeitete er am Kreiskrankenhaus Kirchen/Sieg, in der Chirurgischen Universitätsklinik Mainz ab 1966 bei Fritz Kümmerle und in der Unfallchirurgie bei Carl-Heinrich Schweikert. Ab 1968 war Wessinghage federführend und verantwortlich für die Einführung rheumachirurgischer Eingriffe, den Kniegelenkersatz (Voll- und Schlittenprothese) sowie den Fingergelenkersatz nach Swanson. Bis 1978 arbeitete in der Orthopädie (u. a. am Universitätsklinikum Aachen bei Anton Hopf) und in der Handchirurgie (in Göteborg und Hamburg). Weitere Stationen waren die Rheumatologie in Wiesbaden und Bad Kreuznach, die Rheuma-Orthopädie und -Chirurgie in Vainio, Heinola (Reumasairala SF) und Zürich. 1972 ernannte man ihn zum Assistenz-Professor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im gleichen Jahr habilitierte Wessinghage dort an der medizinischen Fakultät im Fach Chirurgie unter Kümmerle; es folgte die Ernennung zum Oberarzt in der Unfallchirurgie. 1973 wurde er zum apl. Professor für Chirurgie der Med. Fakultät der Universität Mainz. Am 1. Oktober 1973 berief man ihn zum Chefarzt der neu gegründeten operativen, später I. Orthopädischen Klinik im „BRK-Rheuma-Zentrum Bad Abbach“, vorgesehen als „Orthopädische Universitätsklinik Regensburg“.

Von 1974 b​is 1994 w​ar er Ärztlicher Direktor d​es BRK–Rheumazentrums Bad Abbach. 1984 erfolgte e​ine zweite Habilitation a​uf Initiative d​er Staatssekretärin i​m Bayerischen Kultusministerium, Mathilde Berghofer-Weichner, d​urch die „Naturwissenschaftliche Fakultät III“ Uni Regensburg i​m Fach Klinische Anatomie a​n einem d​er Lehrstühle für Anatomie, vertreten d​urch Karl-Heinz Wrobel. 1996/1997 erfolgte d​ie vertragliche Einbindung d​er „Orthopädischen Klinik Bad Abbach“ a​ls „Orthopädische Universitätsklinik“ i​n die Universität Regensburg.

1973 habilitierte e​r zum dritten Mal a​n der medizinischen Fakultät d​er Uni Regensburg m​it Erteilung d​er Lehrbefugnis für d​as Fach Orthopädie verbunden m​it der Berufung z​um Univ.-Prof., Lehrstuhlinhaber u​nd Kliniksdirektor.

Weitere Engagements, Aktivitäten im allgemeinen Interesse

  • 1974 Founding Member of the „International Arthroscopy Association“
  • 1982 – 1997 Vorstandsmitglied des „Berufsverbandes der Ärzte für Orthopädie“ (BVO),
  • 1983 – 1995 Mitglied der Arzneimittelkommission B 2 Rheumatologie am Bundesgesundheitsamt mit ständiger gutachterlicher Tätigkeit
  • Juli 1983 Einsatz im Erdbebengebiet Mittelitaliens (Erdbeben von Irpinia 1980) i. A. des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), auch zur Spendenübergabe von medizinischen Geräten und Instrumenten an zerstörte und wiederaufgebaute Klinik
  • 1984 – 1997 Deutscher Vertreter der „Union Européenne des Médecins Spécialistes“ der Fachärzte für Orthopädie bzw. Rheumatologie im gesamten EG-Bereich
  • 1988 – 1995 Freiwilliger Eintritt in den Sanitätsdienst der Bundeswehr (obwohl den „weißen Jahrgängen“ zugehörig) zur Planung und Einrichtung strukturändernder Maßnahmen betreffend Versorgung von Kombattanten und Nichtkombattanten im Wehrbereich VI. Nach Kurzausbildung in mehreren Jahresurlauben tätig im Range eines OFA in der Planung und Einrichtung von Teilen des Sanitätsdienstes zur Teilnahme an mehreren analogen und digitalen (Kurz)Wehrübungen
  • April 1989 Einsatz i. A. von BRK und Deutschem Außenministerium im Erdbebengebiet Armenien (Erdbeben von Spitak 1988) u. a. zur Erfassung und Dokumentation von amputierten Kindern und zum Aufbau von Orthopädie-Werkstätten zu deren Versorgung
  • 1991 Einberufung im Ersten Golfkrieg im Rahmen der NATO-Planung zur Durchführung von Verwundetentransporten und zur Weiterversorgung in Nürnberg. Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften, den Heeresfliegern der BW, Eifel, und den militärischen Bereichen der Flughäfen Rhein-Main, Nürnberg, Baumholder, dem Bayer. Staatsministerium des Innern sowie den US-Hospitälern in Deutschland und Spezialkliniken bzw. -abteilungen in deutschen Klinika
  • 1993 Berufung zum Mitglied der „Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung“.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Bundesverdienstkreuz am Bande;
  • Goldene Ehrennadel für außergewöhnliche Verdienste um das Bayer. Rote Kreuz (BRK);
  • Hubert-Waldmann-Plakette für außerordentliche Verdienste um die Deutsche Orthopädie;
  • Dankesurkunde der Medizinischen Fakultät für akademisches Wirken und für Leistungen bei der Etablierung und Entwicklung der universitären Lehre im Fach „Orthopädie“ an der Universität Regensburg, WS 1999/2000;
  • Ehrenmitglied der ARO;
  • Ehrenmitglied der „Gesellschaft Medizinischer Assistenzberufe für Rheumatologie“;
  • Berufung zum Mitglied der „Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung“.

Literatur

  • Herbert Junghanns (Hrsg.): Chirurgenverzeichnis. 6. Auflage. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 1980, ISBN 978-3-662-00529-3, S. 786.
  • Jährliche Forschungsberichte Uni Regensburg, Naturwiss. Fakultät III ab 1984 Klinische Anatomie
  • Jährliche Forschungsberichte Uni Regensburg, Medizinische Fakultät ab 1997 Klinische Anatomie, Orthopädie
  • Vortrag zur Eröffnung: Südd. Orth.- Kongr. 1991, B.-B.
  • in: Hömberg, E. (Redaktion): Die 1000 besten Ärzte – Qualifikation und Erfolge, wissenschaftlicher Ruf und Operationen; in der Reihe: Focus Ratgeber Medizin; Focus Magazin 1993 München Buchausgabe: Bertelsmann Buch-Nr. 02886 0; S. 129
  • Vorwort Vortrag zur Eröffnung: BVO-Kongress 1995, Würzburg
  • Wort & Bild: Wessinghage, D., Leeb, Isolde: Arthrose – Was tun bei Gelenkverschleiß? – Ärztlicher Ratgeber; Vorwort Wort & Bild Baierbrunn 2000
  • Das Deutsche Who’s who 2005, Schmidt-Römhild, Wer ist wer? Lübeck XXII. Ausg.ff., 2005
  • Who's who in Europe, servi-tech, Brüssel 4. Aufl. ff.
  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 2005; K.G. Saur Verlag–Thomson, München; bis einschl. 21. Ausg. 2007 ff.
  • Zacher, J.: Laudatio auf Dieter Wessinghage, anlässlich der Verleihung der ARO-Ehrenmitgliedschaft an der 19. ARO-Jahrestagung in Stromberg/Bad Kreuznach, Ltg. H. Thabe, 9.–11. Juni 2005; ARO-Aktuell 4: ARO-Tagung in Stromberg
  • Siemon, G.: Würdigung in Geschichte der Nibelungia, Landsmannschaft im CC 1879 – 2004; Koord.: Nickel, H.; AHV Nibelungia zu Marburg a.d. Lahn; S. 136, Marburg 2005
  • Vorwort Hirzel: Wessinghage, D., Leeb, Isolde: Arthrose; Deutsche Ausg.: Hirzel Stuttgart 2009
  • Russische Ausg. Moskwa 2009; Artros – Rukowodstwo dir paschientow, perewod s Nemetschkogo pod redaktschiei. Dieter Wessinghage – Isolde Leeb; D-ra. med Nauk L.I. Alekseewoi
  • Gruber, A., Donhauser-Gruber, U. (Hrsg.): Rheuma, ISBN 978-3-13-143261-2; eISBN 978-3-13-170341-5 Thieme Stuttgart New York 2012 Wessinghage, D.: Kap. 5. Einführung und operative Verfahren S. 78–80; Wessinghage, D.: Kap. 5.4 Weichteiloperationen S. 85–87
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