Die Tatarenwüste
Der Roman Die Tatarenwüste (Il deserto dei Tartari) von Dino Buzzati erschien 1940 und beschreibt das Leben des Offiziers Giovanni Drogo in einer abgeschiedenen Garnisonsfestung.
Handlung
Die Handlung spielt in einer entlegenen Festung, der fiktiven Fortezza Bastiani, von der aus die Grenze eines nicht näher bezeichneten Reiches beobachtet wird. Der Protagonist Giovanni Drogo trifft als junger Offizier voller Hoffnungen in der Festung ein, vorerst nur mit der Absicht, dort vier Monate Dienst zu leisten. Das Leben in der Festung ist sehr eintönig und geprägt durch die Erwartung eines möglichen Angriffs der Tataren, die, der Legende nach, hinter der Wüste leben. Ein Angriff gäbe den in der Festung stationierten Soldaten Gelegenheit, Ruhm und Ehre zu erlangen. Nach vier Monaten hat sich Drogo an die Routine des Dienstes gewöhnt und bleibt. Inzwischen glaubt er selbst an die Legende vom drohenden Angriff der Tataren.
Während Drogo sich bereithält, eine Attacke abzuwehren und den damit verbundenen Ruhm zu ernten, leben seine Freunde und Verwandten in der Stadt ihre Leben. Als endlich, nach Jahrzehnten des Wartens, tatsächlich der Aufmarsch der Tataren erfolgt, erkrankt Drogo an der Schwindsucht und wird aus der Festung gebracht. Er stirbt einsam in einer Herberge.
Hintergrund
Buzzati hatte dem italienischen Klappentext der Originalausgabe zufolge die Idee zu diesem Roman während langer Nachtdienste in der Redaktion, während derer ihm die Monotonie des großstädtischen Lebens bewusst wurde; er glaubte, der moderne Mensch verschiebe allzu oft sein eigentliches Leben in Erwartung großer Dinge, die vielleicht niemals kämen – bis es zu spät sei. Noch vor den Standardwerken des Existentialismus wie Der Mythos von Sisyphos von Albert Camus erschienen, lässt sich Die Tatarenwüste in vielerlei Hinsicht als existentialistischer Kommentar zum Dasein des Menschen in der Moderne lesen. Das Motiv des letztlich ergebnis- und sinnlosen Wartens verbindet den Roman mit Franz Kafkas Parabel Vor dem Gesetz.
Übersetzung
Die deutsche Erstausgabe erschien 1942 unter dem Titel „Im vergessenen Fort“ bei Zsolnay in Wien (Übers. v. Richard Hoffmann).
Verfilmung
Der Roman wurde 1976 von Valerio Zurlini unter seinem Titel Die Tatarenwüste verfilmt. In den Hauptrollen spielten Jacques Perrin, Vittorio Gassman und Max von Sydow, die Musik schrieb Ennio Morricone.
Deutschsprachige Ausgaben (Auswahl)
- Die Tatarenwüste: Roman, aus dem Italienischen von Percy Eckstein und Wendla Lipsius, Frankfurt/M., Berlin, Wien: Ullstein 1977, ISBN 978-3-548-03362-4; Lizenzausgabe davon Leipzig: Reclam 1982, Reclams Universal-Bibliothek; Bd. 914
- Die Tatarenwüste: Roman, aus dem Italienischen von Stefan Oswald, Stuttgart: Klett-Cotta 1995, 2. Auflage, ISBN 978-3-608-95945-1.
- Die Tatarenwüste, Übersetzung aus dem Italienischen von Percy Eckstein und Wendla Lipsius, Bearbeitung von Julika Brandestini. Mit einem Nachwort versehen von Maike Albath, Berlin: AB – Die Andere Bibliothek 2012, ISBN 978-3-8477-0333-4. 2019 erscheint der Extradruck der Originalausgaben, ISBN 978-3-8477-2027-0.
Siehe auch
Weblinks
- Die Tatarenwüste in der Internet Movie Database (englisch)