Dermales Zylindrom

Das dermale Zylindrom (Spiegler-Tumor) ist ein seltener gutartiger Tumor der Hautanhangsgebilde, der meist im Bereich von Kopf oder Hals beobachtet wird. Unterschieden wird eine sporadische, im mittleren bis späten Lebensalter meist in Form einzelner Tumoren auftretende sowie eine seltene familiäre, autosomal-dominant erbliche Form, bei der sich häufig multiple Tumoren bereits im frühen Erwachsenenalter manifestieren (familiäre Zylindromatose). Zylindrome können selten auch in Form großer, flächenhaft konfluierender Tumoren an Stirn und behaarter Kopfhaut auftreten (sog. Turbantumor). Das Tumorgewebe zeigt sowohl Merkmale einer apokrinen wie auch einer ekkrinen Differenzierung, so dass als Ausgangszelle eine primitive Schweißdrüsenvorläuferzelle diskutiert wird, die noch die Befähigung zur Entwicklung in Richtung beider Differenzierungslinien besitzt. Assoziationen mit weiteren Hautanhangstumoren wie Spiradenomen oder Trichoepitheliomen (Brooke-Spiegler-Syndrom) werden beschrieben. Eine maligne Entartung von Zylindromen ist in Einzelfällen belegt.[1][2][3][4]

Klassifikation nach ICD-O-3
8200/0Zylindrom der Haut
ICD-O-3 erste Revision online

Epidemiologie

Das dermale Zylindrom g​ilt als e​ine seltene Tumorentität, w​obei verlässliche statistische Angaben z​ur Häufigkeit jedoch bislang fehlen. Frauen s​ind deutlich häufiger betroffen a​ls Männer (6–9 : 1). Der Altersgipfel l​iegt üblicherweise i​m mittleren b​is späteren Lebensalter, w​obei sich erblich bedingte Formen jedoch häufig s​chon im frühen Erwachsenenalter manifestieren. Regionale o​der ethnische Häufigkeitsunterschiede wurden bisher n​icht berichtet.[4]

Ätiologie

Zylindrome entstehen m​eist sporadisch, w​obei weder d​ie auslösende Ursachen n​och Risikofaktoren bekannt sind. Genetische Analysen konnten i​m Falle sporadischer Zylindrome Mutationen a​m und i​n Umgebung d​es CYLD-Genlokus (Chromosom 16q12-q13) identifizieren. Die familiäre Form g​eht ebenfalls m​it Mutationen d​es CYLD-Gens einher, dessen genaue Funktion derzeit n​och unbekannt ist.[4]

Pathologie

Histologisches Bild eines dermalen Zylindroms.

Zylindrome erscheinen makroskopisch a​ls wenige Millimeter b​is mehrere Zentimeter große f​este Knoten v​on rosa, r​oter oder bisweilen blauer Farbe u​nd gummiartiger Konsistenz. Bevorzugte Lokalisationen d​er Tumoren s​ind Kopf u​nd Hals, w​obei insbesondere i​m Rahmen d​er familiären Form zuweilen a​uch eine Manifestation i​m Bereich v​on Körperstamm u​nd Extremitäten beobachtet wird.

Histologisch zeigt sich ein dermaler Tumor ohne direkte Beziehung zur Epidermis, der aus zahlreichen ovalen und polygonalen Zellnestern in Puzzle-artiger Anordnung besteht. Umschieden werden diese Zellnester von breiten, in der PAS-Färbung deutlich hervortretenden hyalinen Membranen, die sich überwiegend aus Kollagen Typ IV zusammensetzen und damit eine Ähnlichkeit zu Basalmembranen zeigen. Die Zellnester zeigen eine charakteristische Gliederung in eine periphere, palisadenartig geschichtete Zelllage basophiler sowie im Zentrum großer, eher blass angefärbte Zellelemente. Sowohl außerhalb wie auch innerhalb der Tumorzellinseln finden sich bisweilen kleine tubuläre Lumina. Maligne Zylindrome unterscheiden sich von der gutartigen Form durch eine erhebliche Zell- und Kernpolymorphie.[3][4]

Klinik

Je nach Größe und Ausdehnung des Befundes wird dem therapeutischen Vorgehen eine diagnostische Probeentnahme (Biopsie) mit nachfolgender feingeweblicher Untersuchung durch den Pathologen vorangehen. Therapie der Wahl bei der Behandlung solitärer Zylindrome ist die chirurgische Resektion. Kleine Zylindrome können unter Verwendung eines Kohlendioxid-Lasers entfernt werden.[5] Multiple Zylindrome erfordern bisweilen ausgedehnte plastische Operationen, wobei eine mehrzeitige Vorgehensweise sinnvoll sein kann.[4]

Prognose

Patienten mit multiplen Zylindromen bedürfen einer klinischen Nachsorge, da sie eine Tendenz zur Ausbildung weiterer Zylindrome zeigen. Im Falle der seltenen, bisher nur in wenigen Fällen beschriebenen malignen Entartung kommt es häufig zur Ausbildung von Organmetastasen mit entsprechend schlechter Prognose.[4] Eine seltene, sowohl bei benignen wie malignen Zylindromen beschriebene Komplikation ist die Arrosion des Schädelknochens bis hin zu einem Tumoreinbruch in die Schädelhöhle.[6]

Einzelnachweise

  1. AL Gerretsen, SC van der Putte, W Deenstra, WA van Vloten: Cutaneous cylindroma with malignant transformation. In: Cancer, Sep 1 1993;72(5):1618-23.
  2. PY Lin, SM Fatteh, KM Lloyd: Malignant transformation in a solitary dermal cylindroma. In: Arch Pathol Lab Med, Aug 1987;111(8):765-7.
  3. H Kerl, C Garbe, L Cerroni, HH Wolff: Histopathologie der Haut. Springer, 2003, ISBN 3-540-41901-2.
  4. NS Scheinfeld, A Mokashi, JT Celebi, AR Oppenheim: Cylindroma (13. März 2008); medscape.com
  5. MF Stoner, ER Hobbs: Treatment of multiple dermal cylindromas with the carbon dioxide laser. In: Journal of Dermatologic Surgery and Oncology. 1988 Nov;14(11):1263-7. PMID 2846665
  6. L Wyld, S Bullen, FS Browning: Transcranial erosion of a benign dermal cylindroma. In: Ann Plast Surg. 1996 Feb;36(2):194-6. PMID 8919387

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.