Der Verlust
Der Verlust ist ein Roman von Siegfried Lenz. Das Werk erschien im Jahr 1981 und handelt vom Sprachverlust des Protagonisten Ulrich Martens.
Inhaltsangabe
Ulrich Martens arbeitet als Fremdenführer auf Stadtrundfahrten. Während einer Stadtrundfahrt fühlt er sich unwohl und bricht die Rundfahrt ab.
Martens’ Lebensgefährtin Nora Fechner arbeitet als Angestellte der Städtischen Bücherei und kontrolliert zuhause die Sünderkartei, als ihre Vermieterin Frau Grant bei ihr klingelt. Nora entfernt ihr einen Splitter aus dem Finger, als Ulrich bei ihr erscheint. Er erzählt ihr, wie schlecht es ihm geht. Ulrichs Zustand verschlechtert sich, und plötzlich kann er nicht mehr sprechen. Nora ist verzweifelt, und Frau Grant ruft einen Krankenwagen. Frau Grant vermutet, dass Ulrich einen Hirnschlag erlitten hat. Nachdem Ulrich in der Klinik aufgenommen wurde, begibt sich Nora zu dessen Bruder Frank. Dieser ist Künstler (Maler), und Nora bringt ihm eines seiner Bilder mit, welches Ulrich ihr geschenkt hat. Sie glaubt aber dieses Bild nicht annehmen zu können. Sie informiert Frank über den Gesundheitszustand seines Bruders. Frank ist geschockt und berichtet Nora, dass er und Ulrich seit 16 Jahren keinen Kontakt mehr haben. Ulrich sah seinen Bruder immer als Konkurrenten, und Frank heiratete die Frau, die Ulrich heiraten wollte. Er bittet Nora, ihn weiterhin zu informieren. Frau Grant bringt Ulrich das Notwendigste in die Klinik; Ulrich ist enttäuscht, dass Nora dies nicht getan hat. Ulrichs Arzt, Dr. Nicolai, vermutet, dass Ulrich unter einer Form der Aphasie leidet. Ulrich fühlt sich unverstanden und isoliert, und als sein Bruder auftaucht, wendet sich Ulrich ab und schluchzt. Frank geht wortlos. Dr. Nicolai weist Frau Grant darauf hin, dass Nora so schnell wie möglich Ulrich besuchen sollte. Seit Ulrich in der Klinik ist, unterstützt Frau Grant Nora. Eines Tages nimmt Frau Grant Nora mit zu einem Besuch bei Familie Beutin. Deren Sohn, Herbert, ist seit einigen Tagen verschwunden. Herbert ist ein ehemaliger Schüler von Frau Grant, die mittlerweile Schulleiterin ist. In der Bücherei liest Nora mehrere Bücher zum Thema Sprache und Sprechen. Nach der Arbeit besucht sie ihre Eltern, welchen nach 30 Jahren die Wohnung gekündigt wurde. Deshalb entschließt sie sich, zu ihnen zu ziehen.
Dr. Nicolai versucht, dass Ulrich sich über Notizzettel mitteilt, was aber nicht immer gelingt. Ulrich bekommt Besuch von seinen Kollegen. Frank schreibt seinem Bruder einen Brief, den jedoch nur Dr. Nicolai und eine Schwester lesen, woraufhin Dr. Nicolai entscheidet, dass Ulrich nur noch den Besuch empfängt, den er wünscht. Dr. Nicolai besucht Nora, die mittlerweile wieder in ihrer Wohnung ist, um ihr Briefe von Ulrich zu bringen. Kurze Zeit später werden Nora und Frau Grant darüber informiert, dass Herbert Beutin tot aufgefunden wurde. Herbert wurde erwürgt. Nora erhält dann noch einen Anruf von Frank; er bittet sie, ein Päckchen bei ihm abzuholen, welches sie Ulrich bringen soll. Nora entschließt sich, Ulrich zu besuchen, doch sie findet sein Zimmer verlassen vor.
Ulrich ist aus der Klinik geflohen und in seine Wohnung zurückgekehrt. Von dort versucht er vergebens, Nora zu erreichen. In der Bücherei berichtet ihm Noras Kollegin Erna, dass Nora bei ihren Eltern ist. Daraufhin besucht Ulrich Noras Eltern, doch Nora ist nicht mehr da, deshalb beschließt Ulrich wieder in die Klinik zu gehen. Auf dem Weg zurück in die Klinik glaubt Ulrich Nora zu sehen, wie sie mit einem unbekannten Mann in ein Stadion geht. Ulrich folgt ihr, doch als er merkt, dass es sich nicht um Nora handelt, verlässt er das Stadion und verliert das Bewusstsein. Unterdessen trifft Nora Frank und begleitet ihn nach Hause; dort lernt sie auch dessen Frau Hilde kennen. Hilde erzählt Nora, dass Ulrich sich immer hintergangen fühlte und deshalb den Kontakt zu ihnen abbrach. Nora kehrt nach Hause zurück, weil sie glaubt, dass Ulrich sie dort suchen wird. Ein Polizist kümmert sich um Ulrich, als dieser wieder zu sich kommt, und nimmt ihn mit auf die Wache. Auf der Wache bricht Ulrich wieder zusammen und wird wieder in die Klinik gebracht.
Nora besucht Ulrich in der Klinik und sagt ihm, dass sie gerne mit ihm in eine Wohnung ziehen will. Ulrich freut sich, denn er hatte immer Angst, dass Nora ihn verlassen würde. Dennoch schreibt er, dass er kein Mitleid wolle. Nora erkennt, dass Ulrich sich selbst fremd ist und sich nicht gegen sich selbst wehren kann.
Ausgaben
- Der Verlust. Hoffmann und Campe, 1981. ISBN 3-455-04244-9 (Gebundene Erstausgabe)
- Der Verlust. dtv, München 1985. ISBN 978-3-423-10364-0 (Taschenbuch)