Der Tod und der Unglückliche
Der Tod und der Unglückliche (französisch La Mort et le Malheureux) ist die 15. Fabel aus dem ersten Buch der Sammlung Fables Choisies, Mises En Vers von Jean de La Fontaine.[1] Die Fabel berichtet mit kalter Ironie von einem unglücklichen Menschen, der mit komischer Erpichtheit den Tod als Erlöser herbeiruft. Als der Tod erscheint, um ihn zu holen, schickt der Unglückliche ihn jedoch mit Schreck und Schauder wieder weg.
Die Moral dieser Fabel ist: Egal wie verzweifelt man ist, die Todesangst siegt. Hauptsache, man lebt.[2]
Analyse
La Fontaine bietet eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema, die im gesamten Gedicht einen unpersönlichen Ton annimmt; anders als in der Fabel Der Tod und der Holzfäller, erfährt man nichts Näheres über die Leiden des Protagonisten. "La Mort et le Malheureux" weist nur eine geringe Ähnlichkeit mit ihrer Quelle nach Äsop auf: La Fontaine zitiert im Abschluss den epikureischen Hauptcharakter, anstatt wie bei Äsop eine Moral zu liefern – wie eine Notiz La Fontaines erklärt, warum er beide Fabeln nebeneinander stellte.[3]
Einzelnachweise
- La Fontaine, Jean de: Fables Choisies, Mises En Vers. In: Landesbibliothek Oldenburg. 1755, abgerufen am 14. Dezember 2019 (französisch).
- Karl Vossler: La Fontaine und sein Fabelwerk. Carl Winter, Heidelberg 1919, S. 121.
- Anne Lynn Birberick: Reading Undercover: Audience and Authority in Jean de La Fontaine. Bucknell University Press, 1999, ISBN 978-0-8387-5388-0, S. 19–21 (google.de [abgerufen am 15. Dezember 2019]).