Der Theodor im Fußballtor (Lied)
Der Theodor im Fußballtor ist der Titel eines Sport-Schlagers aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, der in der Interpretation durch Theo Lingen bekannt wurde.[1] Geschrieben hat ihn der deutsche Komponist Werner Bochmann,[2] der ihn dem Unternehmer und Hobby-Fußballer Theodor Klüber widmete.[3] Den Text dazu[4] dichtete Kurt Feltz.
Das Lied im damals für Deutschland neuartigen Boogie-Woogie-Rhythmus[5] erschien 1948 in München bei der Ralph Maria Siegel Musik Edition.[6]
Margot Hielscher machte es erstmals über den Rundfunk populär. Die erste Schallplattenfassung der Nummer aber stammte von Will Höhne, einem der „Meister des Fachs ‚Humoristischer bis zweideutiger Schlager‘“.[7] Erst danach nahm Lingen den Titel mit dem Radio-Tanzorchester Hamburg unter der Leitung von Franz Thon auf.[8] Es folgten zahlreiche cover-Versionen.
In Österreich nahmen die Duettisten Pirron und Knapp, die in der Nachkriegszeit mit kabarettistischen Texten bekannt wurden, den Titel auf. In der „Ostzone“ spielte ihn das Tanzorchester des Senders Leipzig ein, das Kurt Henkels leitete; der Sänger war Ilja Glusgal.
Der österreichische Regisseur E. W. Emo drehte 1950 einen Film mit dem Titel des Liedes[9] als Filmtitel: Darin spielte Theo Lingen, der 1946 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, den Titelhelden Theodor Lubitz. Der spielt in seiner Freizeit in einem Fußballclub als Mittelstürmer, wird jedoch im Verlauf interner Auseinandersetzungen zum Torwart ernannt.[10]
Die Textzeile „Unser N.N. der hält, der hält“ wurde 1953 auf Wahlplakaten der ÖVP als politischer slogan verwendet.[11]
Der „Theodor im Fußballtor“, laut Spiegel 51/1949 der „größte Schlagererfolg der Nachkriegszeit“,[12] ist inzwischen zu einem musikalischen Evergreen geworden. Götz Alsmann und Max Raabe sangen das Lied vom „Theodor im Fußballtor“ 2008 gemeinsam in der ZDF-Sendung „Götz Alsmanns Nachtmusik“.[13]
Tondokumente
- Polydor 48 115 B (Matr. O 721 KK) Der Theodor im Fussballtor (Werner Bochmann–Kurt Feltz) Will Höhne mit dem Radio-Tanzorchester Hamburg, Leitung Franz Thon. Hergestellt unter der Nr. C 30 212 E der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.[14]
- Austrophon 8284 (Matr. W 7319) Der Theodor im Fußballtor. Fußballied. Musik von Werner Bochmann. Text von Kurt Feltz. Theo Lingen und die Austrophon-Solisten unter der Leitung von Bruno Uher.[15]
erschienen auch auf
- Elite Spezial EV 2010 (Matr. W 7319)
- Carina CT-579 (Matr. FS 771) Theodor the goalkeeper. Football song. German vocal.[16]
Cover-Versionen
- Columbia DW 4953 (Matr. CR 906) Der Theodor im Fussballtor. Foxtrot von Werner Bochmann – Kurt Feltz. Willi Stanke mit seinem Orchester und Refraingesang. Hergestellt unter der Zulassung Nr. B 502 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.[17]
- Imperial 17 487 (Matr. K-C 29 990) Der Theodor im Fussballtor. Foxtrot von Werner Bochmann – Kurt Feltz. Hans-Werner Kleve mit seinem Tanzorchester. Gesang: Erich Schulz. Hergestellt unter der Zulassung Nr. B 503 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung.[18]
- Standard Nr. 74 (Matr. S. 147) Der Theodor im Fussballtor. Fussballied. Musik von Werner Bochmann – Text von Kurt Feltz. Pirron und Knapp mit Begleitorchester.[19]
Auch in der sowjetisch besetzten Zone erschien eine Fassung:
- Amiga 1169 (Matr. AM 1070) Der Theodor im Fussballtor. Fox von Bochmann/Siegel. Das Tanzorchester des Senders Leipzig, Leitung Kurt Henkels. Gesang: Ilja Glusgal.[20]
Literatur
- Götz Alsmann: Jazzschlager Juli 2010: Der Theodor im Fußballtor – WILL HÖHNE (1949). goetz-alsmann.de
- Carsten Bullert: Der Einfluss regionaler Besonderheiten auf die Jugendkultur im Spiegel der Zeit. Der Berliner Wirtschaftswunderschlager und Politrock der 70er Jahre im Vergleich. Bachelorarbeit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach 2012. GRIN Verlag, 2012, ISBN 978-3-656-24819-4.
- Martin Hohnecker: Schwarze Musik kommt ins weiße Stuttgart 1945–1960. In: Stuttgarter Zeitung, 18. August 2008
- Claudia Karner (Celler 2006): Kurt Feltz im Porträt. musenlust.blog
- Hans-Jörg Koch: Das Wunschkonzert im NS-Rundfunk. Böhlau Verlag, Köln / Weimar 2003, ISBN 3-412-10903-7.
- Ventil der Leidenschaft. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1949, S. 17 (online).
- Entengeschnatter am Mikrophon. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1949, S. 34–36 (online – 15. Dezember 1949).
- Marc Pendzich: Von der Coverversion zum Hit-Recycling: historische, ökonomische und rechtliche Aspekte eines zentralen Phänomens der Pop- und Rockmusik. (= Populäre Musik und Jazz in der Forschung. Band 11). LIT Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-8118-0, S. 441 (Anhang)
- Christine Wagner: Schlager und Politik, die sagen nicht ade. Populäre Musik nach 1945 in der Bundesrepublik und der DDR. Teil I. In: Neue Musik Zeitung, 10/2000, S. 26.
Einzelnachweise
- Theo Lingen – Der Theodor im Fußballtor auf YouTube, abgerufen am 30. März 2019.
- zu ihm vgl. Koch S. 345.
- „Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor“ wurde Theodor Klüber 1948 vom Komponisten Werner Bochmann gewidmet; beide kannten sich aus dem gemeinsamen Wohnort Schliersee in Bayern.
- abgedruckt bei fussball.de und bei Deutsche Lieder. Bamberger Anthologie.
- vgl. Bullert 2012: „Der amerikanische Einfluss war bald hörbar, intonierte Theo Lingen (*1903 +1978) doch ‚Der Theodor im Fussballtor‘ (1951) zum Beispiel im Boogie-Woogie“ (S. 18 f.); auch Hohnecker: Schwarze Musik, 18. August 2008: „Nachmittags Oper, abends Boogie-Woogie, aber ‚off limits‘ für Deutsche“
- vgl. Notenblatt und Notentitel der Ausgabe für Akkordeon.
- so der entertainer Götz Alsmann in seinem Artikel Jazzschlager Juli 2010: Der Theodor im Fußballtor – WILL HÖHNE (1949)
- angeblich, weil der Schlager „aus ihrem [sc. Hielschers] Munde zu zart“ klang und Lingen ihm „ein männlicheres Timbre“ verlieh, vgl. Spiegel 3/1949 vom 15. Januar 1949.
- vgl. ‚Frittenmeister‘ bei soccer-warriors, 7. September 2009: „Das Lied war übrigens das Titellied für den gleichnamigen Film ‚Der Theodor im Fussballtor‘…“; Kinopremiere des deutsch-österreichischen Films war am 29. August 1950, vgl. wordpress.com
- vgl. Der Theodor im Fußballtor bei filmportal.de; Titelblatt des Illustrierter Filmkurier und der Illustrierte Film-Bühne zu „Der Theodor im Fussballtor“ (abgerufen am 16. Januar 2016). Kinoplakat mit dem Versprechen „Ein Lachschlager um Sport und Liebe“ bei filmportal.de; Inhaltsangabe bei stoer.de. Der Theodor im Fußballtor im Lexikon des internationalen Films: „Mit populären Schauspielern aufbereitete seichte Filmposse mit mäßig komischen Situationen und Verwicklungen, die aus einem seinerzeit populären Schlager (‚Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor‘) vergeblich Kapital zu schlagen versucht.“
- vgl. Wahlplakat der ÖVP für die Nationalratswahl vom 22. Februar 1953, bei demokratiezentrum.org – Quelle: Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Plakatsammlung
- Entengeschnatter am Mikrophon. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1949, S. 34–36 (online). Zitat: „Der größte Schlagererfolg der Nachkriegszeit war ‚Der Theodor im Fußballtor‘. Der Verleger des Kassenschlagers hieß Ralph Maria Siegel. Der Textdichter: Kurt Feltz.“
- so bei Alsmann: Jazzschlager 2010 – „Der Theodor im Fußballtor“
- label Polydor 48 115 B, anzuhören bei youtube
- Elite Spezial-Austrophon- label der Platte 8284 (Matr. W 7319); detto grünes Austrophon- label
- label abgeb. bei fc45.de
- label Columbia DW 4953; zu Willi Stanke, Kapellmeister 1907–1982, ab Anfang 1948 beim Sender RIAS Berlin, vgl. user ‚formiggini‘ bei grammophon-platten.de
- label Imperial 17 487; zu Kleve vgl. user ‚Austroton‘ Fr Mär 06 18, 2015, S. 58 bei grammophon-platten.de und Hinweis auf Hans Werner Kleves Autobiografie Tanz auf vielen Hochzeiten. Ein Berliner Tanzkapellmeister erzählt aus seinem Leben, erschienen Berlin 1997.
- label Standard 47; zu den Künstlern, deren „Markenzeichen witzige Schnellsprechlieder“ waren, vgl. ChF in ÖML
- label der Ost-Ausgabe auf Amiga. Vgl. Frank Oehme, Bernd Meyer-Rähnitz, Joachim Schütte (Hrsg.): Die Ewige Freundin. Von Lied der Zeit zum VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Eine Firmendiscographie der Schellackplatten von AMIGA, ETERNA, LIED DER ZEIT sowie REGINA und RADIOPHON. albis-international, Dresden-Ústí 2006, ISBN 80-86971-10-4.