Der Postmeister (Puschkin)
Der Postmeister (russisch: Станционный смотритель) ist eine Kurzgeschichte des russischen Dichters Alexander Puschkin. Die Geschichte erschien zusammen mit anderen Geschichten in dem Kurzgeschichtenband Die Geschichten des verstorbenen Iwan Petrowitsch Belkin (russisch: Повести покойного Ивана Петровича Белкина, Powesti pokoinowo Iwana Petrowitscha Belkina) im Jahr 1831.
Inhalt
Die Erzählung beginnt damit, dass der Erzähler vom Dasein der armen Postmeister erzählt, die so einiges ertragen müssen.
Daraufhin erzählt er von einer seiner Reisen, die ihn zu einer Straße auf dem Land brachte. Er macht Halt an der örtlichen Poststation, welche ihn durch ihre Ordnung und Dekoration, darunter eine Illustration der biblischen Geschichte des verlorenen Sohnes, beeindruckt. Der Postmeister bietet ihm Tee an und will die Pferde versorgen, was der Erzähler gerne annimmt. Der Tee wird von Dunja, der Tochter des Postmeisters, gebracht, die wunderschön ist und vornehme Manieren besitzt. Dunja und der Erzähler unterhalten sich, als wären sie gute Freunde. Der Erzähler wird traurig, als er die Station verlassen muss, und Dunja erlaubt es ihm, sie zu küssen, bevor er geht.
Der Erzähler kann Dunja nicht vergessen und so beschließt er drei Jahre später sie wieder zu besuchen. Er erreicht die Station und findet die Station verwahrlost vor, der alte Postmeister ist ein gebrochener Mann. Er fragt ihn nach seiner Tochter, Dunja, doch der alte Mann kann darüber keine Auskunft geben, da er nicht weiß, wie es ihr geht. Zuerst will der alte Mann nichts erzählen, doch dann beginnt er doch zu berichten.
Einige Zeit nach dem ersten Besuch des Erzählers kommt ein Husar an die Poststation. Der gut aussehende Husar Minsky wird ungehalten, als der Postmeister ihm sagt, dass er warten muss, bis neue Pferde bereitstehen, sodass Dunja hinzukommt, um den Husaren zu beruhigen. Minsky findet Gefallen an Dunja. Kurz darauf erkrankt der Husar und bleibt für mehrere Tage in der Station, während Dunja sich Tag und Nacht um ihn kümmert. Als er wieder genesen ist, bietet er Dunja an, sie in seinem Wagen durch den Ort zu fahren. Dunja zögert, doch ihr Vater ermutigt sie dazu mitzufahren. Minsky, der seine Erkrankung nur vorgetäuscht hat, entführt Dunja. Der Postmeister ist verzweifelt und folgt den Spuren Minskys bis nach Sankt Petersburg, wo Minsky lebt. Doch er sieht seine Tochter, die nun ihren vollen Namen, Avdotja, nutzt, nicht wieder und kehrt zu seiner Station zurück.
Viele Jahre nachdem der Erzähler die Geschichte des Postmeisters gehört hat, kehrt er noch einmal in das Dorf zurück. Er erfährt, dass der Postmeister mittlerweile verstorben ist. Ein Junge zeigt ihm das Grab. Der Erzähler meint, dass es der trostloseste Friedhof sei, den er je gesehen hat, und bereut für die Reise hierher Geld ausgegeben zu haben. Der Junge erzählt ihm, dass vor kurzer Zeit eine Frau mit Kindern und einer Amme in einer schönen Kutsche ankam. Die Frau war sehr gut gekleidet und sehr schön und fragte nach dem Grab des Postmeisters. Am Grabe habe sie sich niedergebeugt und geweint. Der Erzähler realisiert, dass Dunja zum Grab ihres Vaters zurückkam und nicht von Minsky zurückgelassen wurde und bereut nun seine Reise zum Friedhof nicht mehr.
Trivia
- 1940 entstand der deutsche Spielfilm Der Postmeister mit Heinrich George in der Titelrolle. Die Spielfilmhandlung weicht allerdings ganz erheblich von Puschkins Original ab.
Literatur
- Alexander S. Puschkin: Erzählungen. 8. Auflage. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1991, ISBN 3-423-02009-1.