Dareios-Maler
Der Dareios-Maler (auch Darius-Maler) war ein apulischer Vasenmaler und bedeutender Vertreter des reichen Stils der unteritalischen Vasenmalerei. Seine Werke werden in die Zeit von 340 bis 320 v. Chr. datiert.
Der Dareios-Maler ist mit einem Notnamen nach dem von ihm dargestellten Dareios I. auf seinem bekanntesten Werk, der Perservase, benannt worden. Viele seiner Werke – Volutenkratere, Amphoren, Loutrophoren – haben große Ausmaße. Er stellte vor allem Motive aus der Theaterwelt, besonders aus den klassischen Tragödien des Euripides, und mythologische Szenen dar. Mehrere mythologische Darstellungen sind nur durch seine Vasen bekannt. Auf anderen Vasen (vor allem Peliken) zeigt er auch Hochzeits-, Eros-, Frauen- und dionysische Motive. Hingegen sind im Gegensatz zu anderen Malern der Zeit sepulkrale Szenen (so auf Naïskosvasen) selten, und wenn sie vorkommen, dann fast immer nur auf den Rückseiten. Manche Bilder wie die auf der Perservase zeigen Bezüge zur Zeitgeschichte. Offensichtlich zeigte der Maler Interesse für die Eroberungszüge Alexanders des Großen.
Auffällig ist beim Dareios-Maler die häufige Verwendung von Inschriften. So benennt er Figuren nicht nur mit einem Personennamen, sondern auch nach thematischen Aspekten (etwa persai für Perser). Man kann diese Inschriften zum Teil als „Bildtitel“ ansehen. Zudem ist er dafür bekannt, die ganze Fläche der Vasen für die Bebilderung zu verwenden, die nicht selten in zwei oder drei Registern ausgeführt ist. Manchmal werden die einzelnen Zonen durch opulente ornamentalische Friese strukturiert. Der Dareios-Maler gilt als der erste Maler, der die Möglichkeiten der großflächigen Vasen ausnutzte. Seine Zeichnungen gelten als sehr gut. Vor allem die Gesichter, die er oft in Dreiviertelansicht zeigt, sind sehr genau wiedergegeben.
Der Dareios-Maler war wohl in einer großen, manufakturähnlichen Werkstatt in Tarent tätig und war stilbestimmend für die nach ihm kommende Vasenmalerei Apuliens. Möglicherweise war der Maler der Besitzer oder Werkstattleiter. Stilistisch folgt er dem Varrese-Maler und dessen Kreis (etwa dem Maler von Kopenhagen 4223), doch kann er deren Erbe überflügeln. Neben ihm fallen zu seiner Zeit noch der Perrone-Maler und der Phrixos-Maler auf, die mehr als nur Massenware fabrizierten. Wichtigster Nachfolger des Dareios-Malers war der Unterwelt-Maler. Arthur Dale Trendall, der wichtigste Erforscher der unteritalischen Vasenmalerei, bezeichnete den Dareios-Maler als bedeutendsten Maler mythologischer Szenen der gesamten unteritalischen Vasenmalerei.
Literatur
- Margot Schmidt: Der Dareiosmaler und sein Umkreis. Untersuchungen zur spätapulischen Vasenmalerei (= Orbis antiquus 15, ISSN 0078-5555). Aschendorff, Münster 1960 (Zugleich: Münster, Univ., Diss., 1958).
- Jean-Marc Moret: L’Ilioupersis dans la céramique italiote. Les mythes et leur expression figurée au IVe siècle (= Biblioteca Helvetica Romana 14, ZDB-ID 419869-4). 2 Bände. Institut Suisse de Rome, Rom 1975.
- Alexandre Cambitoglou, A. D. Trendall: The red-figured Vases of Apulia. Band 2: Late Apulian. Clarendon Press, Oxford, 1982, ISBN 0-19-813219-0.
- Christian Aellen, Alexandre Cambitoglou, Jacques Chamay: Le peintre de Darius et son milieu. Vases grecs d’Italie Méridionale (= Hellas et Roma 4, ZDB-ID 593304-3). Hellas et Roma, Genf 1986.
- Arthur Dale Trendall: Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien. Ein Handbuch (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 47). von Zabern, Mainz 1991, ISBN 3-8053-1111-7, besonders S. 85–177.
- Françoise-Hélène Pairault-Massa: Le Peintre de Darius et l’actualité. De la Macédoine à la Grande Grèce. In: Luisa Breglia Pulci Doria (Hrsg.): L’Incidenza dell’antico. Studi in memoria di Ettore Lepore. Band 2. Luciano, Neapel 1996, ISBN 88-86767-19-6, S. 235–262.
- Rolf Hurschmann: Dareios-Maler. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 3, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01473-8, Sp. 324.
- Claude Pouzadoux: Guerre et paix en Peucétie à l’époque d’Alexandre le Molosse. (Notes sur quelques vases du Peintre de Darius). In: Elizabeth Deniaux (Hrsg.): Le Canal d’otrante et la Méditerranée antique et médiévale (= Insulae Diomedeae 2). Colloque organisée à l’Université de Paris X, Nanterre 20–21 novembre 2000. Edipuglia, Bari 2005, ISBN 88-7228-418-X, S. 51–65.
- Christos Ioannitis: Le vase des Ibères. Un lécythe du Peintre de Darius. von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3806-6.
- Thomas Morard: Horizontalité et verticalité. Le bandeau humain et le bandeau divin chez le Peintre de Darius. von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-3965-0.