Dampfkornbranntweinbrennereimuseum
Das Dampfkornbranntweinbrennereimuseum in Wildeshausen ist ein Industriemuseum, in dem alte Verfahren zur Alkoholherstellung demonstriert werden. Besonderheit ist eine etwa 15 PS starke, noch funktionsfähige Einkolbenfliehkraftregulator-Dampfmaschine, erbaut 1887. Das Museum zeigt die Herstellung von Alkohol aus Getreide, seine Verarbeitung, das Abfüllen und Verkorken bis hin zum Etikettieren von Flaschen. Der etwa 150 Quadratmeter große Kornboden in der zweiten Etage wird als Ausstellungsraum sowie für Kleinkunstveranstaltungen genutzt.
Geschichte
1857[1] gründete Johann Heinrich Kolloge die Brennerei Kolloge. Der Alkoholherstellung fand zunächst in einem vom Voreigentümer Lübbert Stegemann erworbenen Brennhaus statt. 1887 wurde der Betrieb mit einem Einflammrohr-Dampfkessel vom Typ Galloway mit einer Dampfspannung von 6 atü sowie einer Einzylinder-Dampfmaschine ausgestattet. 1895 fiel das Brennhaus einem der großen Wildeshauser Stadtbrände zum Opfer. Der Sohn des Firmengründers, Wilhelm Kolloge, errichtete daraufhin noch im selben Jahr das heute bestehende Brennereigebäude. Einzelne Ausstattungsgegenstände und Maschinen des alten Brennhauses wie der Dampfkessel und die Dampfmaschine, die den Brand überstanden hatten, wurden wieder mit eingebaut. Der Betrieb firmierte jetzt unter Dampfkornbranntweinbrennerei und Hefefabrik.
1913 wurde der Dampfkessel durch einen kohlebefeuerten Einflammrohr-Kessel mit 10 atü Betriebsdruck erneuert. Kessel und Dampfmaschine waren bis 1972 im Einsatz. Sie versorgten zum einen den Maschinenpark des Betriebes, zu dem zum Beispiel weitere Dampfmaschinen, Mühle, Fahrstuhl, Flaschenzug oder Rührwerke gehören, mit Energie. Zum anderen lieferten sie den Kochdampf für das Dämpfen des Getreides oder die Destillation. Die Dampfmaschine ist eine der ältesten erhaltenen dieser Art, sie wird heute mittels eines Kompressors betrieben. Auch der Dampfkessel sowie der weitere Maschinenpark, Werkzeuge und Geräte sind im originalen Zustand erhalten und großteils funktionsfähig.
Am 13. November 1972 wurde durch den Orkan Quimburga der Schornstein des Brennereigebäudes teilweise zerstört. Die Destillerie, betrieben von Ulrich Kolloge, einem Urenkel des Firmengründers, beendete daraufhin ihre Arbeit. Seit dieser Zeit konnten nur noch Vorprodukte verschnitten und gemixt werden. 1978 wurde der Betrieb ganz eingestellt. In Privatinitiative wurde das viergeschossige Gebäude seit 1978 restauriert und 1982 von der Eigentümerfamilie zu einem symbolischen Preis an den Museumsverein für die Dampfkornbranntweinbrennerei in Wildeshausen e. V. verpachtet, der das Museum seither betreibt. Das Museum hat jährlich etwa 2000 Besucher. Es bildet eine Station der Route der Industriekultur im Nordwesten.
Literatur
- Heinrich Kreipe: Ein Besuch im Kornbrennerei-Museum Wildeshausen, in: Die Alkohol-Industrie (AI), 100. Jg., H. 6/1987, S. 133–135.
- Eva-Maria Ameskamp: Aus bestem Malz und Hopfen, in: Wildeshauser Schriften für Heimat, Geschichte & Kultur, Band 14/2016, S. 13.
Weblinks
Einzelnachweise
- Die Alkohol-Industrie (AI), 100. Jg., H. 6/1987, S. 133–135. und: Verzeichnis von Kraft- und Dampfmaschinen