Curt Thomalla

Curt Robert Viktor Thomalla (* 12. Juli 1890 i​n Friedland i​n Oberschlesien; † 3. März 1939) w​ar ein deutscher Drehbuchautor, Neurologe u​nd Sozialmediziner.

Curt Thomalla

Leben

Thomalla w​ar der Sohn e​ines Medizinalrates. Er besuchte d​as humanistische Bismarck-Gymnasium i​n Berlin u​nd das Gymnasium i​n Waldenburg (Schlesien). Nach Ablegung d​er Reifeprüfung studierte e​r zunächst Jura, d​ann Medizin i​n Lausanne, Kiel, Würzburg, Erlangen u​nd Breslau. Er w​ar Mitglied d​er Corps Holsatia (1910) u​nd Rhenania Würzburg (1911).[1] 1912/13 diente e​r als Einjährig-Freiwilliger i​m 10. Bayerischen Feldartillerie-Regiment i​n Erlangen. 1914 rückte e​r ins Feld. Nach e​iner schweren Verwundung setzte e​r seine Studien f​ort und l​egte im Dezember 1915 i​n Breslau d​as Staatsexamen ab. Danach spezialisierte e​r sich i​n der städtischen Nervenklinik Breslau a​uf die Fächer Neurologie u​nd Psychiatrie. Von 1918 b​is 1925 w​ar er Leiter d​es Medizinischen Filmarchivs d​er UFA. Er führte d​ie wissenschaftliche u​nd dramaturgische Bearbeitung zahlreicher Lehrfilme u​nd populärwissenschaftlicher Vortragsfilme durch. Später übernahm e​r auch d​ie Bearbeitung v​on Spielfilmen. Von 1924 b​is 1926 w​ar er a​ls freier Schriftsteller u​nd Arzt tätig. 1926 t​rat er i​n den Dienst d​es Reichsausschusses für hygienische Volksbelehrung. 1929 w​urde er Leiter d​er Pressestelle d​es Verbandes d​er deutschen Berufsgenossenschaften.

Nach d​er Reichstagswahl März 1933 w​urde Thomalla i​m April 1933 Referent i​m Reichsministerium für Volksaufklärung u​nd Propaganda (Referat Volksgesundheit u​nd Volkswohlfahrt). 1938 w​urde er z​um Oberregierungsrat ernannt. 1936 g​ab er d​as Buch Gesund s​ein – Gesund bleiben heraus, d​as die Ideologie d​er Rassenhygiene m​it einer s​tark antisemitischen Tendenz verband. Im März 1939 n​ahm sich Thomalla m​it seiner Sekretärin d​urch Vergasung d​as Leben; Grund s​oll ein Zerwürfnis m​it der politischen Führung gewesen sein.[2]

Werke

  • Erlebnisse und Beobachtungen im Felde. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 61, 1914, S. 2150.
  • Radialislähmung und Sehnenplastik. Breslauer Genossenschafts-Buchdruckerei, Breslau 1916.
  • Der wissenschaftliche Lehrfilm in der Geburtshilfe und Gynäkologie. Med Filmarchiv d Kulturabt d Ufa, Berlin 1920.
  • Medizinische Kinematographie. In: Film und Wissen. (1), 1920, S. 6 f.
  • Die Kinematographie der Stimmbänder-Bewegungen. In: Kinotechnische Rundschau des Film-Kurier. Beilage zum Film-Kurier vom 11. Juni 1921 (135), S. 1 f.
  • Ein psychiatrisch-neurologisches Filmarchiv. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Band 45, Nr. 1/2, 1921. doi:10.1007/BF02871727
  • Hygiene und soziale Medizin im Volksbelehrungsfilm. In: Zeitschrift für Medizinalbeamte und Krankenhausärzte. Band 21/23, 1922, S. 589–593, 606–610, 631–635.
  • Curt Thomalla, Arthur Kronfeld: Filmdokumente zur Sexualwissenschaft. In: Archiv für Frauenheilkunde und Eugenik, Sexualbiologie und Vererbungslehre. Band 9, 1923, S. 146–148.
  • Das Geheimnis des Gleichgewichts. Ein Zwiegespräch. In: Uhu. Band 2, Heft 12, 1926, S. 66–72.
  • Kopf hoch! Das Büchlein vom gesunden Leben. Verlag d. Deutschen Schülerbibliothek, 1926.
  • Ultra-Augenschutz. In: Film-Kurier. Band 228, 29. September 1926, S. 2.
  • Gesundheits-Paß für … Berlin: Reichsausschuß für hygienische Volksbelehrung unter Mitarbeit der Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, 1931.
  • Der Zweibändermann: Roman. Quelle & Meyer, Leipzig 1932.
  • The Sterilization Law in Germany. In: The Scientific American. 126, September 1934.

Filmographie

  • Die Geschlechtskrankheiten und ihre Folgen. 1919/20.
  • Die Wirkung der Hungerblockade auf die Volksgesundheit. 1919–21.
  • Die Pocken, ihre Gefahren und ihre Bekämpfung. 1920.
  • Krüppelnot und Krüppelhilfe. 1920.
  • Säuglingspflege. 1920.
  • Die weiße Seuche. Entstehung, Gefahren und Bekämpfung der Tuberkulose. 1921.
  • Wie bleibe ich gesund? 1. Teil. Hygiene des häuslichen Lebens. 1921/22.
  • Wie bleibe ich gesund? 2. Teil. Hygiene der Feierstunden. 1921/22.
  • Steinachs Forschungen, wissenschaftliche Fassung. 1922.
  • Der Steinach-Film. Populäre Fassung. 1922.
  • Ein Blick in die Tiefe der Seele. 1923.
  • Falsche Scham – Vier Episoden aus dem Leben eines Arztes. 1926. Regie Rudolf Biebrach
  • Das Erwachen des Weibes. 1926. Regie Fred Sauer
  • Die Biene Maja und ihre Abenteuer (Film). 1926. Regie Wolfram Junghans
  • Geißel der Menschheit. 1926.
  • Der Fluch der Vererbung. 1927. Regie Adolf Trotz

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 75, 410; 143, 482
  2. Ulrich Schmidt: Sozialhygienische Filme und Propaganda in der Weimarer Republik. auf der Seite des Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der FU Berlin (PDF)

Literatur

  • A. Killen: What is an enlightenment film? Cinema and the rhetoric of social hygiene in interwar Germany. In: Social Science History. Band 39, 2015, S. 107–127.
  • T. Maibaum: Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse. Hamburg 2007.
  • K. Mühsam, E. Jacobsohn: Lexikon des Films. 1. Auflage. Verlag der Lichtbildbühne, Berlin 1926, S. 176.
  • K. Podoll: Geschichte des Lehrfilms und des populärwissenschaftlichen Aufklärungsfilms in der Nervenheilkunde in Deutschland 1895–1929. In: Fortschr Neurol Psychiat. Band 68, 2000, S. 523–529.
  • Schmidt U. Sozialhygienische Filme und Propaganda in der Weimarer Republik (PDF; 274 kB). In: D. Jazbinsek (Hrsg.): Gesundheitskommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2000, S. 53–81.
  • U. Schmidt: "Der Blick auf den Körper": Sozialhygienische Filme, Sexualaufklärung und Propaganda in der Weimarer Republik. In: M. Hagener (Hrsg.): Geschlecht in Fesseln: Sexualität zwischen Aufklärung und Ausbeutung im Weimarer Kino. Edition Text und Kritik, München 2000, S. 23–46.
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