Clean Eating
Unter Clean Eating (englisch: Reines/sauberes Essen) versteht man eine Ernährungsweise auf Basis der Idee, der Konsum von Vollwertprodukten und die Vermeidung industriell verarbeiteter Lebensmittel habe einen positiven Effekt auf die Gesundheit.
Hintergrund
Der Begriff und das Konzept lassen sich auf die britischen Kochautorinnen Ella Mills, Natasha Corret und die Hemsley-Schwestern zurückführen, wobei Mils und Hemsley sich von dem Begriff nach kritischer Rezeption in den Medien distanzieren. Clean Eating erfährt seit der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre eine gewisse Verbreitung als Lifestyle-Ernährungsweise. Eine verbindliche Aufstellung von Zutaten gibt es nicht, typisch sind aber frisches Gemüse, Nüsse, Reis aber auch Hummus oder Joghurt, oft in Bio-Qualität. Es wird typischerweise auf Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe, Farbstoffe und raffinierten Zucker verzichtet. Einige Varianten des Clean Eating schließen den Verzicht auf Gluten, Getreide und Milchprodukte ein und empfehlen den Verzehr von Rohkost.[1][2][3][4] Die Speisen sind meist vegetarisch oder vegan („plant based“[4]), jedoch kann man in manchen Restaurants auch Fleisch oder Fisch dazu bestellen.[5]
Bowl Food
Eine in der Trendgastronomie typische Darreichungsform für Clean Eating ist die Bowl (englisch: Schüssel), die mit einer „Trägermasse“ etwa aus Quinoa, Naturreis oder püriertem Obst gefüllt und darauf mit einer bunten Mischung aus geschnittenem Gemüse, manchmal auch Fisch, bestückt wird.[6] Clean Eating folgt damit einem Trend, Speisen in kleinen Schüsseln zu servieren, der als Bowl Food bezeichnet wird.[7]
Kritik
Die Idee wurde wegen fehlender wissenschaftliche Belege für ihre Gesundheitsversprechungen kritisiert. Bei extremer Umsetzung als Ernährungsform könne sie auch zu Gesundheitsrisiken führen, wenn komplette Nahrungsgruppen ausgeklammert werden. So bestehe beispielsweise die Gefahr einer Entwicklung von Osteoporose durch Kalziummangel, wenn gänzlich auf Milchprodukte verzichtet wird.[8][9][10][11] Eine kritische Würdigung erfuhr die Ernährungsweise in der BBC-Dokumentation Clean Eating – The Dirty Truth aus dem Jahr 2017.[12]
Der britische Koch und Autor Anthony Warner vergleicht Clean Eating mit religiösem Extremismus, der nur reines Essen für gute Menschen zulasse und abweichende Ernährung und deren Konsumenten als schmutzig und unrein definiere.[4] Von Psychiatern wird auf die Gefahr für psychisch labile Menschen verwiesen, aus dem immer restriktiveren Streben nach gesunder Ernährung eine Störung wie Orthorexia nervosa zu entwickeln.[4]
Weblinks
- Zeit Magazin: Clean Eating - Sprung in der Schüssel
- Bee Wilson, "Why We Fell For Clean Eating" in The Guardian (11. August 2017)
Einzelnachweise
- 'Clean eating': How good is it for you?. In: Bbc.co.uk. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- Clean eating. BBC Good Food. 24. Juli 2015. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- What Is Clean Eating - How to Eat Clean. Fitness Magazine. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- Kati Krause: Clean Eating: Sprung in der Schüssel | ZEITmagazin. In: Die Zeit. 20. Oktober 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 10. Januar 2018]).
- Edelgrün bringt "clean eating" nach Köln-Ehrenfeld | koeln.de. Abgerufen am 10. Januar 2018.
- Nina Pauer: "Bowls": Essen aus dem Napf. In: Die Zeit. 29. November 2017, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 10. Januar 2018]).
- Annette Lüdecke: Schüssel zum Glück? In: Spiegel.de. 12. November 2017, abgerufen am 10. Januar 2018.
- Sophie Medlin: A dietitian put extreme 'clean eating' claims to the test. In: The Independent, 10. September 2016. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- Jaclyn London: What Is Clean Eating - Why Clean Eating is Total BS. In: Goodhousekeeping.com. 29. März 2016. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- Not just a fad: the dangerous reality of ‘clean eating’. In: The Spectator. Abgerufen am 1. Juli 2017.
- Clean eating: the good, the bad and the unhelpful. Olivia Willis, ABC News, 11 Mai 2017. Abgerufen am 2. Juli 2017.
- BBC Two - Horizon, 2017, Clean Eating - The Dirty Truth. In: Bbc.co.uk. 20. Februar 2017. Abgerufen am 1. Juli 2017.